Proberaum einrichten – akustische und funktionale Ausstattung

Schluss mit Reden, einfach machen

Foto: Shutterstock von golubovystock

Die Idee brodelt schon lange in euch: Ihr wollt eine Band gründen und eure Musik in die weite Welt tragen. Zuweilen ist es nicht ganz einfach einen Raum zu finden, in dem ihr austoben und eingrooven könnte. Aber dann müsst ihr den Proberaum einrichten: Tipps zur akustischen und funktionalen Ausstattung:

Check it: Proberaum einrichten mit Sinn und Verstand

  • Diverse Aspekte miteinander in Einklang bringen
  • Das wichtigste Interieur seid ihr selbst
  • Innen- und Außenakustik bedenken
  • Mindestanforderungen an die Raumgröße
  • Isolierung und trockene Einrichtung
  • Und was sonst noch wichtig sein könnte

Proberaum einrichten – diverse Aspekte treffen aufeinander

Dass eine Band proben will und muss, ist eine unbezweifelbare Selbstverständlichkeit. Natürlich kann man überall irgendwie Musik machen. Aber die notwendigen technischen und akustischen Gegebenheiten für die zielführende Probe habt ihr weder im Wohnzimmer noch auf der Terrasse. Einen Proberaum überhaupt zu finden, ist für ambitionierte Einsteigerbands zuweilen gar nicht so einfach.

Und wenn er dann mit reichlich Suche am schwarzen Brett, mit Tipps aus dem Bekanntenkreis oder wie auch immer endlich gefunden ist, muss er eingerichtet werden. Mit Equipment, Persönlichkeit, Sinn und Verstand, außerdem akustisch optimiert. Und schon treffen einige Aspekte aufeinander, die erstmal miteinander in Einklang gebracht werden müssen.

Der Proberaum ist kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck

Das wichtigste Interieur, wenn ihr euren Proberaum einrichten wollt, seid ihr selbst. Ups, was will der Autor uns damit sagen? Nun, das will nicht weniger bedeuten, als dass ihr vom Proberaum nicht mehr verlangen dürft, als ihr persönlich zu geben bereit seid. Und hier ist keinesfalls die Rede vom finanziellen Einsatz, sondern von eurer Disziplin. Es gibt keinen Proberaum für handelsübliche Bands, in dem man die Instrumente bis zum Tinnitus-Exzess aufdrehen und sich dann immer noch vernünftig hören könnte.

Pflichtprogramm: Zusammenreißen und konzentrieren

Ihr könntest noch so perfekt unter Beachtung sämtlicher akustischen Prinzipien euren Proberaum einrichten, falls ihr euch bei der Probe nicht am Riemen reißt, war der komplette Aufwand zwar nicht umsonst, aber vergebens. Bereits bei der Gestaltung eures Proberaum solltest ihr immer euer eigentliches Ziel im Auge behalten. Der Proberaum ist kein Selbstzweck für wöchentlich ausufernde Partys. Er ist das Mittel zum Zweck, möglichst schnell aus der Band ein funktionierendes und bühnenreifes Projekt zu formen.

Innenakustik und aus der Straßenbahn gepustete Mitmenschen

Lange Rede, kurzer Sinn und Ende mit dem Präludium: Wenn ihr euren Proberaum einrichten wollt, stehen dabei hauptsächlich zwei Herausforderungen im Mittelpunkt. Erstens soll er innen so gestaltet sein, dass die Instrumente vernünftig klingen und ihr euch alle vernünftig hören könnt. Das heißt, wir reden wir vom Sound des Raumes unter akustischen Aspekten. Zweitens muss er nach außen vernünftig isoliert sein, damit ihr mit eurer Lautstärke bei der Probe nicht die Passagiere aus der vorbeifahrenden Straßenbahn pustet. Weil’s besser und der Hausmeister dann umgänglicher ist.

Die Außengeräusche dürfen nicht auf Aufnahmen gelangen

Tatsächlich hat die Isolierung nach außen noch einen weiteren Grund. Die Passanten und Nachbarn sollen möglichst wenig belästigt werden; und ihr selbst wollt und sollt von draußen ebenso wenig mitbekommen. Schließlich wird es immer wieder Situationen geben, in denen ihr euch zwischenzeitlich aufnehmen wollt. Die vorbeirasende Oma mit dem Rollator hat auf der Aufnahme ebenso wenig verloren wie das kreischende Kleinkind, das gerade im Kiosk nebenan mit hochrotem Kopf brüllend auf den Boden hämmert, weil die Mutter ihm kein Gruselheft kaufen will.

Die Außengeräusche müssen weg, gar nicht so einfach | Foto: Shutterstock von sergeevana

Raumgröße sollte den Mindestanforderungen entsprechen

Gemütlich und kuschelig ist es auch in der kleinsten Hütte. Mag sein, aber das ist nicht euer Anspruch. Der Proberaum sollte hinsichtlich seiner Größe gewissen Mindestanforderungen standhalten, wobei die Realität leider oftmals eine andere Sprache spricht. Aus Kostengründen werden häufig Räume angemietet, die bei normaler Intelligenzleistung viel zu beengt sind. Die Musiker quetschen sich irgendwie nebeneinander und freuen sich auf Tinnitus, Haltungsschäden und den nächsten Bandscheibenvorfall.

Minikäfige können kaum als Proberaum optimiert werden

Einen solchen Minikäfig innen akustisch zu optimieren, kann man im Grunde genommen gleich vergessen. Es sollte zumindest soviel Platz vorhanden sein, dass jeder innerhalb der Band ausreichend Bewegungsfreiheit ohne orthopädische Fallstricke hat. Sollte euch ein solcher Raum aufgrund der Monatsmiete oder mangels verfügbarer Angebote nicht möglich sein, könnt ihr lieber den logistisch aufwendigeren Weg gehen, einen Proberaum stundenweise anzumieten. Glücklich ist eine solche Lösung nicht, aber immer noch besser, als sich vorsätzlich in eine gesundheits- und ergebnisschädliche Umgebung zu begeben.

Lange Rede, kurzer Sinn – auf geht’s mit dem Einrichten des Proberaums

Gehen wir aber davon aus, dass die Raumgröße nicht zu unterdimensioniert ist. Und jetzt endlich wollen wir den Proberaum einrichten. Die akustische Innenanforderung: Der Sound soll möglichst trocken und differenziert sein. Zunächst nehmen wir uns den Raum ausschließlich von innen vor. Zunächst einmal muss alles raus. Und ja, auch das, was ihr mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit anschließend benötigt.

Raum entleeren für eine akustische Referenzgröße

Der Grund ist, dass ihr eine akustische Referenzgröße benötigt, von der aus ihr den Raumklang optimieren wollt. Würdet ihr beispielsweise ein Sofa einfach stehenlassen, wenn ihr den Proberaum einrichten wollt, wäre das Klangergebnis verfälscht. Also betrügt euch nicht selbst und räumt die Bude aus, um sie anschließend wieder sinnvoll zu befüllen. Der Proberaum ist ein Klangraum; einer, in dem die akustischen Ergebnisse möglichst ideal ausfallen sollen. In der Realität bedeutet das einem kaum vermeidbaren Kompromiss zwischen Lautstärke und idealer Akustik.

Erstmal alles raus, um einen Referenzwert zu erhalten | Foto: Shutterstock von Sakarin Sawasdinaka

Erstes Ziel: Für eine möglichst trockene Akustik sorgen

Der Raum ist leer; nun prüft ihr zunächst – falls euch das zur Verfügung stehen sollte, den Hallfaktor. Wie lange klingen Signale nach? In den seltensten Fällen werden euch solche Messgeräte zur Verfügung stehen, schließlich seid ihr Musiker und keine Innenarchitekten. Tatsächlich genügt es aber auch, einfach in die Hände zu klatschen. Das Signal wird von Wänden, etwaigen Fenstern und sonstigen Flächen reflektiert. Was ihr in diesem Moment wahrnimmt, ist exakt das Gegenteil eines trockenen Signals.

Die reflektierenden Flächen wollen entschärft werden

Nun wird es eure erste Aufgabe sein, die reflektierenden Flächen gewissermaßen zu entschärfen. War es früher noch eine weit verbreitete Unsitte, die Wände als vermeintlich schallschluckende Isolation mit Eierkartons zu bepflastern, ist es mittlerweile glücklicherweise bei den meisten Nachwuchsmusikern angekommen, dass diese Variante nicht nur sinnlos, sondern auch gefährlich ist. Für die positive Akustik bringen diese Pappkartons schlichtweg gar nichts. Dabei aber stellen sie ein extrem hohes Risiko für die Brandgefahr im Proberaum dar. Eierkartons sind schneller entfacht, als man im Speed Metal den ersten Ton auf dem Instrument gespielt hat.

So bitte auf gar keinen Fall | Foto: Shutterstock von Irene.co

Wände stattdessen besser mit Teppichen abhängen

Verzichtet dringend auf diese pappige DIY-Variante, wenn ihr den Proberaum einrichten wollt. Sofern ihr die Flächen frei von Reflexionen gestalten wollt, greift ihr bei sehr engem Budget lieber auf Teppiche zurück, mit denen ihr die Wände und die Decke abhängt und den Fußboden bedeckt. Achtet dabei darauf, dass die Teppiche mit leichtem Abstand von den Wänden gehängt werden, andernfalls wären Feuchtigkeit und in der Folge Schimmel geradezu vorprogrammiert.

Noch besser: Auf professionelle Dämmplatten setzen

Weitaus sinnvoller ist es allerdings auf Schaumstoffplatten, sogenannte Schaumstoff-Absorber, zurückzugreifen, wie sie auch in Tonstudios verwendet werden. Diese Platten haben ersten eine Form, von der die reflektierenden Schallwellen gebrochen werden, außerdem bestehen sie üblicherweise aus nicht flammbarem Material. Tatsächlich sind diese Komponenten nicht ganz günstig, aber die Akustik und erst recht euer nicht brennendes Leben sollten euch diese Investition wert sein.

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Diffusion als Basis für die homogene Akustik im Proberaum

Allerdings ist Raumakustikern seit Ewigkeiten bewusst, dass durch eine reine Unterdrückung der Reflektionen über sämtliche Frequenzen hinweg ein unausgewogenes Klangbild entsteht. Vielmehr solltet ihr zugleich auf die Diffusion des Klang achten. Diffusion und unterdrückte Reflektion stehen in akustischer Hinsicht miteinander in unmittelbarem Zusammenhang. Tatsache ist, dass bei einer reinen Unterdrückung, die Höhen weitaus mehr geschluckt werden als die tiefen Frequenzen. Das akustische Resultat wäre ein allzu Bass-lastiger Klang.

Hier geht man nun davon aus, dass die resorbierenden und diffundierenden Flächen unterschiedliche Formen und Größen haben müssen. Zum Einsatz kommen für die gewollte Diffusion gedämmt Quader, die ihr ebenfalls im Handel kaufen könnte. Und ja, auch die kosten Geld. Selbst wenn solche Investitionen am Budget zerren, solltet ihr darauf nicht verzichten. Sofern ihr nicht mit noch kostspieligeren In-Ear-System für den Monitor arbeitet, würdet ihr euch über einen dauerhaft schlechten Sound ärgern, der kaum wirklich in den Griff zu bekommen ist.

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Bestens isoliert, aber bitte nicht luftdicht

Im nächsten Schritt kümmert ihr euch um die Isolation des Raumes nach und von außen. Und spätestens jetzt werden die Herausforderungen auf ziemlich komplexes Niveau gehoben. Immerhin spielen hier zwei Faktoren eine Rolle, die sich eigentlich spinnefeind sind: Einerseits soll möglichst wenig Schall nach außen dringen, also beispielsweise über ein Fenster, die Fensterritzen, das Türschloss oder den Lüftungsschacht. Andererseits braucht Ihr etwas sehr Elementares: Luft zum Atmen. Wenn sämtliche Öffnungen dichtgeklebt sind, könnte ihr euch leicht vorstellen, was passiert. Ihr habt den Raum luftdicht isoliert und kriegt schlimmstenfalls keine Luft mehr.

Kompromisse einzugehen im wahrsten Sinne des Wortes unumgänglich

Zumal ihr vermutlich als Newcomer-Band kaum auf eine höchst komfortable, autark arbeitende Belüftungsanlage zurückgreifen könnte, bleibt euch keine andere Wahl, einen Kompromiss einzugehen. So werdet ihr beispielsweise – falls überhaupt vorhanden – das Fenster isolieren, die Fensterschlitze aber offenlassen. Ihr werdet euch nicht hermetisch abriegeln, jedoch die Isolierung soweit umsetzen, wie sie eben machbar ist, ohne hyperventilierend umzufallen.

Mit Möbeln wie dem bequemen Sofa, zugleich den Sound optimieren

Nun gibt es weitere vollkommen übliche Möglichkeiten, wenn ihr den Proberaum einrichten wollte, mit denen ihr Reflexion und Diffusion zugleich unterstützt, ohne allzu tief in die Tasche zu greifen. So stellt ihr beispielsweise ein Sofa in den Raum und sichert euch damit akustische Vorteile und die gute Portion Komfort für die Pausenprobe zugleich. Solche Möbelstücke können sehr gut den gewünscht trockenen Sound im Proberaum unterstützen. Und irgendwo muss man ja auch mal in Ruhe hitzig debattieren können.

Akustische Einrichtung darf auch bequem sein | Foto: Shutterstock von SeventyFour

Ist der Proberaum grundlegend eingerichtet, könnten nun im nächsten Schritt die Instrumente folgen. Und dabei steht ihr vor der nächsten Aufgabe, mit der ihr wesentlichen Ärger vermeiden könnt. Die Rede ist von der Verkabelung. Gerade in einem relativ beengten Proberaum können falsch verlegte und unnütz in der Gegend herumliegende Kabel zu einem massiven Ärgernis werden. Idealerweise werden die Kabel hinter den Instrumenten und entlang der Wände verlegt. Wie auf einer Bühne bleibt die Lauffläche frei. Falls es sich nicht umgehen lässt, was ehrlich gesagt schwer vorstellbar ist, müssen die Kabel zwingend mit Gummimatten abgedeckt oder mit Gaffer Tape abgeklebt werden. Stolperfallen darf es nicht geben.

Weg mit den Kabeln aus den Laufwegen

Klar ist, dass zu lange Kabel nerven und auch zur Fehlerquelle werden können. Wenn ihr also mit vielen Kabel längere Wege überbrücken müsst, setzt ihr am besten auf eine Stagebox. Das würdet ihr auf einer Bühne ebenso handhaben. Warum also nicht auch, wenn ihr den Proberaum einrichten möchtet? Stageboxen sind immer sinnvolle Lösungen für das übersichtliche Verlegen von Kabeln. Nicht zu vergessen, dass DI-Boxen Brummgeräusche und Co. unterdrücken.

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Der allerletzte Kraftakt seid ihr selbst

Soweit vorbereitet, kommen nun – endlich – die Instrumente zum Einsatz. Vermutlich ist das der alles entscheidende Faktor überhaupt. Jetzt nämlich zeigt sich, wie sehr ihr imstande seid, euch zusammenzureißen und aufeinander zu hören. Zu hohe Lautstärke zerstört jede Probe per se. Am Pult könnt ihr gar nicht so starke dagegen regeln, wenn die Klampfe zu weit aufgerissen ist und der Sänger oder die Sängerin ihre Stimmbänder doch noch behalten sollen.

Das Feedback wäre schlichtweg unerträglich. Die sich ergebenden Hallwolke könntet ihr nur durch endlos viele separate Geräte bekämpfen. Das gesamte Ergebnis wäre auf förmlich auf den sinnlosen Kopf gestellt. Die Lautstärke muss unbedingt runter, und zwar bis zum minimal notwendigsten Maß. Der Sound des Proberaums ist wichtig; die Brachial-Sounds der einzelnen Musiker sind irrelevant. Viel Spaß in eurem neuen Proberaum.

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Gerade weil es ganz sicher mal lauter wird, auch für den Proberaum interessant: „Gehörschutz für Musiker – weil’s besser ist“.

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