Bei der Oboe ist Atmung alles. Das Instrument stellt höchste Ansprüche an das Luftmanagement. Nicht selten hat man das Gefühl, einfach hyperventilierend umfallen zu wollen, Muskelkater in Lunge & Co. inklusive. Das Training kann Jahre dauern und bleibt ein Musikerleben lang ein ständiger Begleiter. Schauen wir gemeinsam, wie die Atemtechnik bei der Oboe gemeistert wird.
Check it: Tipps für die korrekte Atemtechnik bei der Oboe
- Herausforderung der Atemtechnik
- Mit dem Instrument atmen gegen Erstickungstod
- Bewusst einatmen, hauptsächlich durch den Mund
- Luft auf die zu spielenden Phrasen einteilen
- Das atmende Perpetuum Mobile
- Selbstvertrauen haben und unhörbar bleiben
Herausforderung der korrekten Atemtechnik bei der Oboe
Die Oboe gehört bekanntlich nicht zu den am einfachsten zu spielenden Instrumenten. Zu den Besonderheiten gehört, dass es sich um ein Holzblasinstrument mit Doppelrohrblatt handelt. Zudem benötigt man beim Spielen eine Menge Luft. Irgendwo muss die herkommen und irgendwo muss die hin. Andernfalls will der hochgerötete Kopf dir alsbald platzen und die Puste bleibt dir hyperventilierend völlig aus. Dabei wird nach einer ganz besonderen Atemtechnik bei der Oboe verlangt.
Die Musik beginnt nicht mit dem ersten Ton
Dass die Oboe sicherlich kein typisches Einsteigerinstrument ist, liegt aufgrund des Schwierigkeitsgrades auf der Hand. Doch, wenn du von diesem Instrument fasziniert bist, musst du ja irgendwann mal anfangen. Dann bist du per se ein Einsteiger. Ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener: Musik auf dem Doppelrohrinstrument beginnt nicht mit dem ersten Ton, sondern mit dem Einatmen. Und mit deinem Luftvorrat musst du gekonnt haushalten. Verbleibt die Frage, wie du es richtig machst.
Gegen den Erstickungstod mit dem Instrument atmen
Um den Ton ebenso konzentriert wie stabil zu halten, während das Doppelrohrblatt in Schwingungen versetzt wird, erfordert die Oboe mehr Anblasdruck als bei vielen anderen Holzblasinstrumenten. Das ist schon sehr speziell und allenfalls mit dem Fagott zu vergleichen. Das Problem ist, dass das Luftmanagement für die jeweiligen Phrasen optimal getimt werden muss. Ein Oboist muss ganz genau wissen, an welchen Stellen er ein- und ausatmen kann. Die korrekte Atemtechnik bei der Oboe ist das über alles entscheidende Thema schlechthin. Der nahende „Erstickungstod“ scheint andernfalls unausweichlich. Die Lösung ist es, so die immer wieder gebrauchte Analogie und allgemeine Faustregel, „mit dem Instrument zu atmen“.
Der musikalische Oboisten-Gral: Die Atmung
Es gab Zeiten, in denen konntest du schon mal korrekt atmen, aber die sind lange vorbei; damals warst du noch ein Säugling oder Schnuller lutschendes Kleinkind. Dann wolltest du größer werden und höchst neugierig immer weitere neugierige Kreise ziehen. Du hast es ja nicht anders gewollt. Spätestens als du in die Schule kamst und nicht mehr so lautstark durch die Gegend brüllen konntest, blieb deine Atmung schleichend auf der Strecke und wurde immer flacher. Das ist bei uns Untrainierten vollkommen normal, aber leider vollkommen ungeeignet für die notwendige Atemtechnik bei der Oboe. Du wirst noch mal von vorne anfangen müssen.
Sich die Atmung bewusst machen
Der erste Punkt ist schon mal, dass du dir die Atmung bei der Oboe bewusst machen musst. Wichtig ist, dass du sie erlebst, sie fühlst und dich darauf konzentrierst. Ohne Konzentration auf deinen Atemfluss wird die Tonqualität auf der Oboe maßgeblich schlechter, falls du dann überhaupt noch vernünftig schwingende und intonationssichere Töne aus dem Instrument zu kitzeln imstande bist. Ohne korrekte Atemtechnik bei der Oboe geht gar nichts. Nicht wundern, kein Mensch hat behauptet, Oboe zu spielen sei einfach.
Ruhig und gleichmäßig atmen
Die Atemtechnik bei der Oboe sollte ruhig und gleichmäßig sein, was bedeutet, tief und langsam ein- und auszuatmen. Um das zu trainieren, benötigst du anfangs nicht mal ein Instrument. Vielmehr kannst und solltest du das Ein- und Ausatmen im ganz normalen Alltag trainieren. Je konsequenter du das bei deinen alltäglichen Tätigkeiten machst, umso schneller wird das für deinen Körper zur Selbstverständlichkeit, was übrigens auch hilfreich ist, um beispielsweise Stress zu reduzieren.
Einatmen grundsätzlich durch den Mund
Obschon manche Oboen-Lehrer anderes empfehlen, hat sich inzwischen durchgesetzt, dass das Einatmen ausschließlich durch den Mund erfolgt. Das hat gleich mehrere Gründe. Erstens ist die Atmung durch die Nase flacher, die durch den Mund geht mit mehr Kapazität einfach tiefer. Zweitens kannst du über den Mund schneller einatmen und somit auch ein größeres Luftvolumen in dich aufnehmen. Und schlussendlich gibt die Atmung über die Nase dir keine Gelegenheit, wenigstens für einen Sekundenbruchteil deinen Ansatz auszuruhen. Dieser ruhende Moment ist aber dringend wichtig.
Weshalb die Atemtechnik bei der Oboe so komplex ist
Indes bei anderen Holzblasinstrumenten einfach in den zur Verfügung stehenden Pausen eingeatmet wird, kommen Oboisten auf diese Weise schnell an ihre luftvoluminösen Grenzen. Die korrekte Atemtechnik bei der Oboe stellt sich vollkommen anders dar. Aufgrund des hohen Anblasdrucks müssen Oboisten exakt abschätzen, wie lang die zu spielende Phrase ist und wieviel Luft dafür benötigt wird. Selbstverständlich muss die Qualität des Instrumentes grundsätzlich stimmen. Worauf du beim Kauf achtest, erfährst du hier.
Wie ein übervoller Luftballon kurz vor dem Platzen
Nach der Phrase wird tief eingeatmet. Während du die jeweilige Phrase spielst, wird ausgeatmet. Zumal allerdings nicht nur Ungeübte den benötigten Luftbedarf schlecht einschätzen können, wird am Ende der Tonfolge oftmals noch zu viel Luft in den Lungenflügeln vorhanden sein. Wurde hingegen zu flach eingeatmet, verkümmert die Luft- und somit Tonführung. In beiden Fällen überkommt dich das Gefühl, dir würde gleich die Lunge platzen wie ein übervoller Luftballon, dem sich die unverschämte Stecknadel nähert. Insofern muss die Atmung immer musikalisch in das jeweilige Stück eingebunden sein.
Vertraue dir selbst und deiner Atemtechnik bei der Oboe
Man kennt das, wenn man Angst vor dem Wasser hat, wird man nicht schwimmen können; wenn die Furcht bei der Führerscheinprüfung zu groß ist, wird man sie versemmeln. Ähnlich verhält es sich mit der Atemluft: Hast du bereits beim Einatmen Bedenken, die Luft könnte dir zu früh oder zu spät ausgehen, wirst du keine vernünftige Atemtechnik bei der Oboe entwickeln können. Deine Angst vor dem Versagen, davor, im falschen Moment aus der atmenden Kurve zu fliegen, macht dich unsicher. Wirklich jedem Ton wird man diese Unsicherheit anhören. Die Befürchtung ist der evolutionäre Kontrahent der korrekten Atemtechnik bei der Oboe. Vertraue dir selbst, vertrauen deinem Körper.
Paradoxon: Das atmende Perpetuum Mobile
Wenn es so etwas gäbe, könnte man die Atemtechnik bei der Oboe geradezu als Perpetuum Mobile bezeichnen. Zumindest aber ist ein körperliches Paradoxon. Auf der einen Seite wirst du die Luft beim Spielen niemals vollständig aus der Lunge kriegen. Andererseits benötigst du ausreichend Luftdruck um das Doppelrohrblatt in Schwingungen zu versetzen. Hochbedeutend ist bei aller Dynamik, dass der einmal gesetzte Luft- bzw. Anblasdruck konsequent bis zum jeweiligen Ende der Phrase aufrechterhalten wird. Tatsächlich sind das alles Aspekte, die sich physisch und sogar physikalisch widersprechen. Und trotzdem schaffst du es, mit deiner vorbildlichen Konzentration auf das Wesentliche.
Luftdruck durch das punktuelle Ausstoßen der Luft
Der Luftdruck beim Ausatmen wird das punktuell genaue Ausstoßen der Luft erreicht. Dabei setzt du sämtliche Muskeln ein, die dir zur Verfügung stehen. Das beginnt bei der Bauch- und Brustmuskulatur, reicht über die Rückenmuskulatur und endet bei Zwerchfell und der Beckenmuskulatur noch lange nicht. Stell dir vor, du selbst bist das Instrument, die Oboe ist nur das „ausführende Organ“. Die Schultern werden weder gebeugt noch angehoben. Die Oberarme gehen lediglich leicht zur Seite, um dem Brustkorb als Luftspeicher ausreichend Volumen zur Verfügung zu stellen.
Peinlichkeit vermeiden – die Atmung darf man nicht hören
Das Perfide an der erforderlich starken und tiefen Atmung ist, dass man die Atemgeräusche keinesfalls hören darf. Das wird von den Mitmusikern als „Grunting“ bezeichnet, als Grunzen. Manche nennen es auch einfach Gestöhne. Solche hörbar schnaufenden Atemgeräusche sind beim Oboe-Spiel schlichtweg unerwünscht; man könnte auch sagen „verpönt“. Die Anforderungen an die korrekte Atemtechnik bei der Oboe werden dadurch sicherlich nicht einfacher. Die Vorstellung vor dem geistigen Auge ist geradezu irrwitzig. Du bist kein Spitzensportler, also darf man dich nicht atmen hören. Du atmest förmlich mit dem Volumen eines musikalischen Elefanten, aber bitte in aller Stille.
Der Vollständigkeit halber: Die Zirkularatmung
Lediglich aus Gründen der Vollständigkeit wollen wir hier noch kurz auf die sogenannte Zirkularatmung eingehen. Sowohl bei den Holz- als auch Blechbläsern gehört sie seit gefühlten Ewigkeiten zum Standard. Dabei wird die Luft per Zunge und Wangen aus dem Rachenraum gedrückt, indes zeitgleich durch die Nase eingeatmet wird. Einmal beherrscht, werden zwar die Atemtechnik und das Luftmanagement deutlich erleichtert. Allerdings bekommt der Ansatz keine Pause und kann sich nicht zwischendurch erholen. Unbedingt sinnvoll angesichts der komplexen Atemtechnik bei der Oboe ist es sicherlich, beide Varianten zu beherrschen und gegebenenfalls miteinander zu kombinieren.
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