An ein Klavier setzt man sich ran, klappt vorzugsweise die Tastenklappe hoch und beginnt zu spielen. Dann drückt man noch mit den Füßen die Pedale und das war’s. Na ja, mag sein, aber schön wäre es doch zu wissen, wie und weshalb das Instrument funktioniert. Vielleicht kannst du dich mit deinem Piano dann noch besser anfreunden. Hier ein paar Basics und Fakten zu Konstruktion, Funktion und Aufbau des Klaviers.
Check it: Infos zu Konstruktion und Aufbau des Klaviers
- Ein bisschen Geschichte
- Die Tonerzeugung per Hammerschlag-Mechanik
- Unterschiede zum Konzertflügel
- Woher das Volumen kommt
- Wunderwerk Klaviermechanik
- Funktion der Pedale
Aufbau des Klaviers – ein bisschen Geschichte
Das Klavier hat eine bereits Jahrhunderte währende Geschichte auf dem Buckel. Erste Aufzeichnungen dieses Tasteninstrumentes stammen aus dem 14. Jahrhundert, etwa ein Jahrhundert später wurde die heutzutage geläufige und als weltweit selbstverständlich akzeptierte Tastenanordnung eingeführt. Bei der aktuellen Klangerzeugung war man damit jedoch noch lange nicht.
Bei den damaligen Vorreitern wie dem Spinett wurden die Saiten mit einer Metallzunge angezupft. Auch gab es die Variante, das die Saiten mit einer Metalltangente angeschlagen wurden. Die Problematik war, dass die Lautstärke der jeweiligen Töne nicht mit dem Anschlag der Finger beeinflusst werden konnte. Der Aufbau des Klaviers wollte geboren werden, um eine Lösung für die Lautstärkebeeinflussung und dynamische Spielweise zu ermöglichen.
Die Tonerzeugung per Hammerschlag-Konstruktion
Die Tonerzeugung bei einem akustischen Klavier erfolgt rein mechanisch. Wenn du eine Taste drückst, wird diese Bewegung über eine komplexe Mechanik so umgelenkt, dass ein kleiner, mit der Mechanik verbundener Hammer auf die jeweilige Saite schlägt. Dadurch wird die Saite in Schwingung versetzt, die Schwingungen werden über den Resonanzboden und letztlich den Korpus des Klaviers akustisch verstärkt.
Die Hämmer prallen von den Saiten ab und begeben sich über die sogenannte Repitationsmechanik wieder in die Ausgangsposition, harrend der nächsten Töne, die da kommen mögen. Eigentlich ist dies ein beeindruckend aufwändiger Vorgang, der sich üblicherweise unsichtbar im Verborgenen des Klaviers abspielt. Allerdings ist das auch kein Geheimnis. Klappst du das Instrument vorne auf, kannst du dir den Ablauf beim Aufbau des Klaviers ansehen.
Die Unterschiede zwischen Klavier und Konzertflügel
Wie sich der Aufbau des Klaviers und der eines Konzertflügels unterscheiden, ist relativ leicht erklärt, weil deutlich sichtbar. Zunächst ist es die Größe der beiden Instrumente. Ein Konzertflügel beansprucht deutlich mehr Stellfläche. Bei beiden Instrumenten werden per oben beschriebener Hammerschlag-Mechanik die Saiten in Schwingungen versetzt. Die befinden sich in einem gusseisernen Rahmen.
Der Aufbau des Klaviers und der des Flügels sind insofern unterschiedlich, als dass dieser Rahmen beim Klavier aufrecht steht, bei Flügel liegend integriert ist. Beim Klavier werden die Saiten von vorne angeschlagen, beim Konzertflügel von unten nach oben. Tatsächlich ist der Resonanzkörper beim Flügel aufgrund der Konstruktionsweise größer, geradezu riesig. Dadurch bedingt klingt der Flügel lauter und voller als das Klavier.
Weshalb das Klavier zugleich eine Konzertharfe ist
Wenn man einen Flügel aufklappt, kann einem leicht der Gedanke kommen, es verstecke sich darin noch ein weiteres Instrument. Und tatsächlich liegst du mit deiner Frage gar nicht so verkehrt. Es geht um den Rahmen, der in weiten Teilen einer Konzertharfe entspricht. Beim Aufbau des Klavieres ist weniger Platz vorhanden, weshalb die Form des Rahmens verändert werden musste. Das Prinzip aber ist identisch. Das heutige Klavier ist eine Symbiose aus Hackbrett, Tastenmonochord und Harfe. Einen großen Kasten drumherum gebaut und gut ist.
Woher die Lautstärke beim Klavier kommt
Der Aufbau des Klaviers ist sehr speziell und trotzdem in manchen Bereichen mit dem von anderen akustischen Instrumenten vergleichbar. So beispielsweise bei der Frage, woher die voluminöse Lautstärke kommt. Nehmen wir zur Veranschaulichung das Beispiel einer akustischen Gitarre. Bei einer Konzert- oder Westerngitarre werden die Saiten angeschlagen (oder gezupft) und damit in Schwingungen versetzt. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass damit bereits etwas zu hören wäre. Die Schwingungen gelangen über das Schallloch in den Korpus, dort wiederum wird hauptsächlich die Decke zum Schwingen gebracht. Was dadurch erzeugt wird, ist die Lautstärke.
Analog dazu verhält sich der Prozess beim Klavier. Zum Aufbau des Klaviers gehört nicht die „schwingende Decke“, sondern der Resonanzboden. Das ist die rückseitige Holzplatte, für die meistens aufgrund des höhenbetonten Schwingungsverhaltens Fichtenholz verwendet wird. Exakt diese Platte wird beim Klavier nach dem Anschlagen der Saiten und dem Durchlaufen des Resonanzkörpers in Schwingungen versetzt und ist damit für die Lautstärke verantwortlich.
Weshalb es kontraproduktiv ist, das Klavier an der Wand zu platzieren
Zugleich erkennen wir dabei einen in zahlreichen Haushalten immer wieder sichtbaren Fehler bei der Aufstellung. Als vollkommen normal wird es angesehen, dass das Klavier mit dem Rücken an der Wand, etwa im Wohnzimmer, gestellt wird. Aus akustischer Sicht ist dies eine Unsitte, aus klanglicher Sicht sogar kontraproduktiv. Töne benötigen Raum, um sich ausbreiten zu können.
Wunderwerk Klaviermechanik – außergewöhnlich durchdacht
Das besondere beim Aufbau des Klaviers im Gegensatz zu den meisten anderen Instrumenten ist, dass die Tonerzeugung indirekt erfolgt. Das will sagen, die Saiten werden nicht von Hand unmittelbar angeschlagen, stattdessen mittelbar. Dafür verantwortlich ist die Klaviermechanik, eine Konstruktion, aus etlichen Tasten, Federn, Zungen, Stößeln, Hämmern und mehr. Und wenn wir dir jetzt noch berichten, dass die gesamte Konstruktion aus etwa 6.000 (Sechstausend!) einzelnen Teilen besteht, verstehst du noch besser, weshalb es ein solches Instrument nicht zum Resterampen-Preis geben kann.
Wozu die Pedale beim Klavier benötigt werden
Und dann gehören zum Aufbau des Klaviers bekanntlich noch die Pedale. Nein, dabei handelt es sich nicht um Gas-, Brems- und Kupplungspedal; dein Klavier ist kein Auto. Vielmehr ist das rechte Pedal beim Klavier das sogenannte Dämpferpedal. Interessanterweise macht dieses Pedal exakt das Gegenteil dessen, was sein Name besagt. Mit diesem Pedal werden die Dämpfer von den Saiten gelöst, die somit allesamt frei schwingen können.
Das linke Pedal wiederum ist dafür verantwortlich, den Klavierton leiser zu gestalten. Trittst du dieses Pedal, wird dadurch die Mechanik näher an die Saiten geschoben. Der Effekt ist, dass der Weg der anschlagenden Hämmer verkürzt wird. Durch die reduzierte Strecke ist automatisch – und gewollt – weniger Kraft vorhanden. Der Ton wird nicht nur leiser, sondern zugleich etwas dumpfer.
Für einen ähnlichen, aber nicht identischen Effekt sorgt das mittlere Pedal. Wenn du dieses Pedal betätigst, treffen die Hämmer nicht unmittelbar auf die Saiten. Stattdessen hast du mit dem Pedal eine dünne Schicht Filz zwischen Saite und Hammer geschoben. Die Saite wird deutlich gedämpft, der Ton in seiner Lautstärke reduziert. Das Klavier wird immerhin so leise, dass viele behaupten, du könntest dank des Pedals auch in der späten Nacht noch üben. Das übrigens ist zugleich der Grund, weshalb dieses Pedal auch als Übe-Pedal bezeichnet wird.
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Es ist doch immer besser eine gute Portion mehr über das eigene Instrument zu wissen. Vor diesem Hintergrund ebenfalls interessant: „Warum sind die Klaviertasten schwarz und weiß?“
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