Oft machen Anfänger den Fehler, schnell Erfolge erzielen zu wollen und lassen deswegen wichtige Grundlagen aus. Dazu zählt zum Beispiel auch die richtige Sitzposition beim Klavierspielen. Wir sagen euch, worauf ihr bei eurer Haltung achten solltet, um Rückenschäden zu vermeiden und das Beste aus euch rauszuholen.
Rückenschmerzen und Haltungsschäden sind leider ein weit verbreitetes Problem – sowohl bei Anfängern, als auch gestandenen Pianisten. Damit es bei euch gar nicht erst soweit kommt, solltet ihr von Anfang an auf die richtige Sitzhaltung beim Klavierspielen achten und nicht zu tief oder zu hoch, zu weit weg oder zu nah am Piano sitzen. Dabei kommt es auf eure Sitzposition, Armhaltung, sowie Finger- und Handhaltung an.
Eine gute Sitzposition ist jedoch nicht nur wichtig für die Gesundheit, sondern hat auch einen großen Einfluss auf das Spiel. Am wichtigsten beim Klavierspielen sind nämlich bewegliche, anpassungsfähige und unverkrampfte Finger. Habt ihr keinen entspannten und balancierten Sitz und Körper, löst das eine Kettenreaktion bis in die Finger aus.
Sitzt ihr mit gekrümmter Wirbelsäule am Klavier, führt das dazu, dass das Becken nicht mehr in den vorgesehenen Sitzhöckern ist, sich der Brustkorb nach vorne und unten zieht, wodurch dann die Schulterblätter deplatziert sind und sich die Schultergelenke nicht mehr frei bewegen können. All das führt dazu, dass auch der Ellenbogen, die Handgelenke und die einzelnen Fingergelenke keine maximale Bewegungsfreiheit mehr haben. Außerdem bewirkt eine gekrümmte Körperhaltung Atembeschwerden, was die körperliche Anspannung weiter erhöht.
Die optimale Sitzposition kann also als Fundament betrachtet werden, auf dem ihr aufbaut. Startet ihr mit einem wackligen Fundament, sprich einer schlechten Sitzposition, wird das Klavierspielen von Anfang schwieriger sein. Je durchlässiger euer Körper ist und je freier sich die Gelenke bewegen können, umso besser werdet ihr spielen können.
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Dir richtige Sitzposition und Körperhaltung
Nicht nur die Sitzposition, also der Abstand zum Klavier und die Höhe des Hockers haben einen Einfluss auf euer Spiel und letztendlich auch eine mögliche Schädigung des Rückens, sondern auch eure Körperhaltung selber.
Beim Klavierspielen sollte euer Rücken gestreckt und gerade sein. Die Füße sind abgewinkelt und befinden sich kurz vor den Pedalen, die Unterschenkel sind etwa senkrecht zum Boden. Die Schultern, Ellenbogen und Handgelenk sollten außerdem immer locker und entspannt sein.
In der Regel sitzt der Pianist in der Mitte des Klaviers. Also zwischen dem eingestrichenen D und E. Ältere Klaviere oder Flügel besitzen oft noch ein Schlüsselloch in der Mitte, was gerade für Anfänger eine Orientierung ist.
Habt ihr die Mitte des Pianos gefunden, sollten ihr zunächst eure beiden Füße möglichst parallel zueinander auf dem Boden stellen. Setzt euch aufrecht aber bequem hin, am besten stellt ihr euch dabei vor, dass ihr etwas auf eurem Kopf balanciert. Lasst eure Arme entspannt seitlich locker hängen und haltet die Unterarme parallel zum Boden.
Als erstes solltet ihr die Richtige Sitzhöhe für euch einstellen. Dafür eignen sich am besten ein verstellbarer Klavierhocker oder eine Klavierbank, Keyboard Hocker sind für die richtige Sitzhaltung nur bedingt geeignet und auf den Küchenstuhl solltet ihr besser komplett verzichten.
Die richtige Höhe ist dann erreicht, wenn euer Daumen beim Tastenkontakt in der Ebene des Unterarms bleibt und das Handgelenk eine neutrale Position einnimmt, also nicht nach oben oder unten abknickt. Der Ellenbogen sollte außerdem etwas höher als das Handgelenk liegen. Diese Position führt zu der geringsten Belastung eurer Arme und Schultern und ist der erste Schritt für den richtigen Sitz am Klavier
Um die optimale Distanz zum Klavier zu ermitteln, sollten eure Hände die Klaviatur erreichen können, ohne dass ihr die Arme ganz ausstrecken oder die Schultern hochziehen müsst.
Als kleine Hilfe könnt ihr dabei folgendes beachten: Berührt euer Bauch schon die Tastatur, wenn ihr tief einatmet, sitzt ihr auf jeden Fall zu nah am Klavier. Müsst ihr die Arme weit ausstrecken, um die Klaviatur zu erreichen, sitzt ihr zu weit weg. Würde eine imaginäre (oder echte) Katze beim Spielen auf euren Schoß passen, habt ihr einen guten Abstand zum Piano.
Wissenschaftlicher ausgedrückt: Lasst ihr in Arme angewinkelt, also mit den Unterarmen parallel zum Boden hängen, sollte die linke Hand etwa im Bereich zwischen kleiner und großer Oktave befinden und die rechte im oberen Bereich der zweigestrichenen. Ist das nicht der Fall, müsst ihr die Entfernung zum Klavier anpassen. Außerdem solltet ihr die Pedale mit den Fußspitzen betätigen können, ohne mit der Ferse vom Boden abzuheben.
Denkt immer daran, dass ihr auch mit einer neutralen und entspannten Sitzhaltung und einem richtig platzierten Hocker nicht viel Länger als eine Stunde sitzen sollten. Steht also beim Üben zwischendurch auf, lockert und bewegt euch.
Die richtige Fingerhaltung
DIE wahre Fingerhaltung gibt es nicht. Es existieren jedoch zwei verschiedene Schulen für die Haltung der Finger beim Klavierspielen.
Bei der ersten Handhaltung, könnt ihr euch einfach vorstellen eine Apfelsine oder einen Ball in den Händen zu halten. In dieser Position legt ihr dann die Finger locker auf die Tastatur. Voraussetzung für diese Variante ist jedoch, dass ihr kurze Fingernägel habt, da ihr hier mit den Fingerkuppen spielen müsst.
Die zweite Variante eignet sich eher für fortgeschrittene Pianisten. Dort haltet ihr die Finger flach und streckt sie fast komplett aus. Da ihr bei dieser Position mehr Kraft benötigt, muss die Sitzposition hier auch etwas tiefer sein.
Am besten probiert ihr beide Positionen aus. Wichtig ist, dass ihr euch wohl fühlt und eure Finger und Handgelenke beim Spielen locker bleiben.
Kein Zwang
Auch wenn eine gute Sitzhaltung beim Klavier spielen wichtig ist, solltet ihr euch auf keinen Fall etwas aufzwingen. Die oben beschriebenen Sitz- und Fingerpositionen sind ein Ideal, an dem ihr euch orientieren sollten. Schaut jedoch selber, in welche Position ihr am entspanntesten und durchlässigsten sitzen könnt und kontrolliert euch immer wieder selber. Sprecht auch ruhig euren Lehrer auf eure Sitzposition an und bittet ihn, euch zu verbessern, um so die optimale Position zu erlernen. Schließlich seid ihr nicht umsonst Schüler.
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