In diesem Kapitel widmen wir uns dem Mundstück der Posaune, was für die Ansprache des Tones und dem Klangergebnis eine große Rolle spielt. Bläser, Mundstück und Instrument bilden jeweils bei der Tonerzeug eine Einheit.
Mundstück Posaune: Bestandteile
Die Bestandteile des Mundstücks sind der Rand, der Kessel und der konische Schaft. Bei der Tonerzeugung spielt besonders die Beschaffenheit des Mundstückes, insbesondere die Form des Randes, mit eine entscheidende Rolle.
Der Rand
Die Idealform des Randes ist die einer Halbkugel. Bei dieser Form befindet sich der stärkste Auflagepunkt der Lippen genau in der Mitte des Randes, am höchsten Punkt. Der Druck der Lippen wird dadurch optimal verteilt, so dass sie besser schwingen können. Dabei soll die Innenkante des Mundstückes soll mit den Lippen fühlbar sein. Sie beeinflusst die Ansprache bzw. den Beginn des Tones.
Der Kessel
Die Form des Kessels, weniger die Bohrung, beeinflusst den Ton. Diese frühe Kesselform erzeugte flache und schneidende Töne. Vollere und weichere Töne erzeugt diese birnenförmige
Form des Kessels, die den heutigen Tonvorstellungen gerechter wird. Die entscheidende Stelle für den Einfluss auf den Ton ist der Übergang vom Kessel zur Bohrung. Die Tiefe des Kessels wird der jeweiligen Tonlage (Tenor, Bass) angepasst. Ein flacherer Kessel verringert den Kraftaufwand in den höheren Lagen und umgekehrt.
Mundstück Posaune: Die Tonerzeugung
Bläser, Mundstück und Instrument bilden beim Blasen eine Einheit. Die Tonentstehung geht vom Spieler über das Mundstück zum Instrument. Die Lippen des Bläsers sind der Schwingungserreger, vergleichbar mit den Stimmbändern eines Sängers. Bläser und Mundstück sind unmittelbar miteinander verbunden. Mit dem Ansetzen des Mundstückes an die Lippen und
dem »Hineinpressen« der Atemluft beginnt die Tonerzeugung.
Der entstehende Atemdruck versetzt die Lippen im Mundstück in Schwingungen, die sich auf den Luftstrom übertragen. Der schwingende Luftstrom wird zunächst im Mundstück gestaut und erzeugt wiederum Druck. Dringt die schwingende, komprimierte Luft durch das Mundstück in das Instrument, wird dessen Luftsäule zum Mitschwingen angeregt. Ein Ton erklingt, wenn die Luftsäule ihre Schwingung auf das Metall des Instrumentes überträgt. Töne unterschiedlicher Höhe werden erzeugt, indem der Atemdruck und die Lippenspannung auf deren Frequenz eingestellt werden.
Komprimierte Luft bildet den Atemdruck. Dieser entsteht durch das Erschlaffen von Zwerchfell- und Rippenmuskulatur bei gleichzeitiger Anspannung der Bauchmuskulatur. Die Beteiligung der Bauchmuskulatur beim Herausdrücken der Luft wird als Bauch- oder Atemstütze bezeichnet. Atemdruck und Lippenspannung sind bei hohen Tonlagen entsprechend höher als bei tiefen. Die Lippen wirken im Mundstück wie ein Ventil. Je nach Stärke des Atemdrucks öffnet sich der Lippenspalt im Mundstück und schließt sich wieder, wenn dieser nachlässt.
Die Zunge und der Mund bei tiefen und hohen Tönen
Die Lage der Zunge und die Stellung des Unterkiefers ist in den tiefen und hohen Tonlagen unterschiedlich. Generell sind die Lippen beim Blasen geschlossen. Sie öffnen sich erst, wenn durch den Fluss des Luftstromes ein Spalt entsteht.
Bei tiefen Tonlagen vergrößert sich der Mundraum, indem sich der Unterkiefer senkt. Die Zunge liegt flach entspannt in der Mundhöhle und die Luft strömt geradlinig heraus. Die Lage der Zunge und die Mundstellung gleichen der des gesungenen Vokals »a«. In den hohen Tonlagen hebt sich der Unterkiefer und verkleinert den Mundraum. Der Luftstrom wird über den Zungenrücken
an den Gaumen gelenkt. Die Lage der Zunge und die Mundstellung gleichen der des gesungenen Vokals »i«. Die Zunge hat einen wesentlichen Anteil an der Lenkung des Luftstromes und der Tongestaltung.
Der Anstoß
Ein Ton entsteht, wenn die Luft in einem Klangkörper (Instrument) angeregt wird, zu schwingen. Das kann beispielsweise ein Schlag auf der Trommel auslösen. Bei der Posaune ist es die Luftsäule, die „angestoßen“ werden muss.
Die Voraussetzung ist komprimierte Atemluft und die Zungenspitze des Bläsers. Die Zungenspitze liegt an der Stelle an, an der das Zahnfleisch der oberen Schneidezähne beginnt. Indem sie die Silbe „tü“ erzeugt, zieht sie sich im gleichen Moment vom Zahnfleisch weg. Damit löst sie aus, dass der komprimierte Luftstrom des Bläsers in das Instrument dringt und die Luftsäule zum Schwingen „anstößt“. Die Zungenspitze ist im weitesten Sinne das »Anschaltventil« für den Luftstromfluss in das Instrument.
Über den Ansatz
Der von Blechbläsern verwendete Begriff „Ansatz“ beschreibt die Anpassung des Mundstückes an die Lippen. Eine optimale Platzierung ist ausschlaggebend für die Qualität des Blasvorganges. Die ideale Stelle lässt sich am besten ermitteln, indem man nur das Mundstück immer wieder neu ansetzt und dabei versucht, mit der Silbe „tü“ einen Ton zu erzeugen. Der „richtige“ Platz ist bei jedem Spieler unterschiedlich.
Gewöhnlich setzt man das Mundstück in die Mitte. Das heißt: halbe Oberlippe, halbe Unterlippe. Wenn die „Ansprache“ bzw. der Beginn des Tones möglichst mühelos erfolgt, hat das Mundstück den idealen „Platz“.
Das Mundstück wird erst »angesetzt«, wenn die Lippen in »Pfeiftonstellung« sind. Bei dieser Lippenstellung sind die Mundwinkel geschlossen, so dass seitlich keine Luft entweichen kann. Ein Zusammenspiel der mimischen Muskulatur (Lippen- und Wangenmuskulatur) ist nur möglich, wenn die Lippen nicht breit auseinandergezogen werden. Bei einem Versuch, mit breit gezogenen Lippen einen Pfeifton zu erzeugen, wird man feststellen, dass es nicht gelingt. Die Funktionen der mimischen Muskulatur können durch zu starken Mundstückdruck behindert werden, deshalb ist dieser möglichst gering zu halten.