Die Posaune besticht durch ihren einzigartigen und deutlich identifizierbaren Klang. Wer käme als Noch-Laie dabei auf die Idee, sie sei eigentlich eine Trompete? Wunder über Wunder. Und dann gibt es diese Blasinstrumente auch noch mit Ventilen. Es wird kurios! Lasst uns den Unterschied zwischen Ventil- und Zugposaune unter die Lupe nehmen.
Check it: Unterschied zwischen Ventil- und Zugposaune
- Posaune ist eine große Trompete
- Elektronisches Pendant zum Naturinstrument
- Kein Unterschied in der Tonerzeugung
- Herzliche Grüße an deine Nachbarn
- Fehlverstanden: Die kastrierte Posaune
- Regionale und musikalische Unterschiede
Auf der Suche nach dem Unterschied zwischen Ventil- und Zugposaune
Grundsätzlich ist die Posaune ein tiefes Blechblasinstrument, der spezielle und so besonders dynamische Klang ist wohl den meisten unter uns zumindest vom Hören bekannt. Demgegenüber weniger bekannt ist, dass es diverse unterschiedliche Bauformen gibt. Exakt das ist der Grund, weshalb es sich bei der Bezeichnung „Posaune“ um einen Oberbegriff handelt. Sprechen wir von einer Posaune, meinen wir damit üblicherweise eine Zugposaune. Aber es gibt weitere wie die Ventilposaunen. Steigen wir gemeinsam mal tiefer in die Thematik ein. Welches ist der Unterschied zwischen Ventil und Zugposaune?
Wer hätte das gedacht: Die Posaune ist eine große Trompete
Tatsächlich ist die Posaune eng mit der Trompete verwandt. Fällt uns auf den ersten Blick nicht auf? Okay, dann lässt uns mal unsere Fremdsprachenkenntnisse bemühen. In etlichen Sprachen wird die Posaune als Trombone bezeichnet. Die simple und Übersetzung dafür ist „große Trompete“. Das mag angesichts der abweichenden Spielweise und der besonderen Klangeigenschaften weit hergeholt sein. Na ja, nicht wirklich. Immerhin geht es um den Ursprung des Instrumentes. Anfangs – über Jahrtausende – war sie exakt das: eine große Trompete. Und seit dem 15. Jahrhundert hat sie sich bis zu ihrer heutigen Bauform entwickelt.
Entwicklung von der Zugtrompete zur Zugposaune
Das Besondere und letztlich Einzigartige der Posaune ist, dass du mit dem Zug von einer zur anderen Tonhöhe gleiten kannst. Mit anderen Blasinstrumenten sind solche gleitenden Tonveränderungen schwer bis gar nicht zu realisieren. Am Anfang aber war es eben keine Zugposaune, sondern eine Zugtrompete. Sei’s drum, lasst uns auf dem Namen nicht länger herumreiten. Die Ventilposaune wiederum ist erst im 20. Jahrhundert entstanden. Indes die Mensur bei den Instrumenten im Gegensatz zur Bauweise im Mittelalter immer größer gebaut wurde, kamen nun auch die Ventile hinzu.
Keine Unterschiede in der Tonerzeugung
Hinsichtlich der Tonerzeugung gibt es eigentlich keinen Unterschied zwischen Ventil- und Zugposaune. Die erfolgt über den Ansatz, die Anblasluft und eben die Lippenschwingung. Der Unterschied liegt nicht in der Tonerzeugung, sondern in der Art und Weise wie die Tonhöhe verändert wird. Indes die Tonhöhe bei der Zugposaune simpel ausgedrückt über den Zug erfolgt, erreichst du das bei einer Ventilposaune über die Perinet- oder Drehventile.
Ausschließlich deine Ohren sind deine Orientierungspunkte
Bei einer Zugposaune wird die Luftsäule durch das Betätigen des Außenzugs verlängert bzw. verkürzt. Je kürzer die Luftsäule, umso höher der Ton – und umgekehrt. Schiebt der Posaunist den Zug von sich weg, wird der Ton demnach tiefer. Die spezielle Herausforderung ist es, den exakt richtigen Ton anzuvisieren. Schließlich steht dir außer deinen Ohren und der irgendwann einmal vorhandenen Erfahrung kein konkreter Orientierungspunkt zur Verfügung. Dumm gelaufen. Drückst du bei einem Keyboard ein C, klingt exakt der Ton. Insbesondere bei der Zugposaune kannst du das anfangs nur vermuten.
Herzliche Grüße an die verständnisvollen Nachbarn
An dieser Stelle einen schönen Gruß an deine Nachbarn, während du dich auf der Expedition „Da muss der Ton doch irgendwo sein“ begibst. Irgendwann wirst du ihn finden. Die Nachbarn hoffen inständig, und wir sind uns sicher. Nicht abschweifen, lasst uns beim Thema bleiben. Anders als bei der Zugposaune wird bei der Ventilposaune die Luftsäule durch Drücken der Ventile bzw. durch die Ventilzüge beeinflusst. Schon nähern wir uns wieder der Trompete, die ja nahezu ausschließlich auf diesem Prinzip basiert.
Quartventil macht das Instrument nicht zur Ventilposaune
Aber Achtung: Bekanntlich haben einige Posaunen, üblicherweise Tenorposaunen, ein Quartventil mit an Bord. Betätigt wird es mit dem Daumen der linken Hand. Resultat ist, dass der Ton fünf Halbtöne tiefer klingt, also eine Quarte. Durch das Ventil lassen sich einige Töne komfortabler spielen. Das Quartventil ist insbesondere deshalb vorteilhaft, weil etliche Töne in unterschiedlichen Zug-Positionen gespielt werden können.
Als Prinzip gilt, das für die Standardposition immer der kürzeste Weg des Rohres genommen wird. Wo war noch der Vorteil? Ach ja, besonders bei schnellen Passagen können dadurch verkürzte Wege genommen werden. Es ist also gewissermaßen ein Komfort-Ventil. Dennoch handelt es sich hier keineswegs um eine Ventilposaune.
Nicht zu unterschätzende Problematik des Quartventils
In der Praxis will der Umfang mit dem Quartventil wirklich ausgiebig geübt werden. Zwar bietet das Ventil etliche Vorzüge von der Erweiterung des Tonumfangs bis zum schnelleren Erreichen etlicher Töne über alternative Zugpositionen. Nicht übersehen darfst du jedoch, dass etliche der Töne auf Anhieb nicht perfekt intoniert sind und entsprechend ausgeglichen werden müssen. Bei einer Ventilposaune, die eben drei oder mehr Ventile mit an Bord hat, ist die korrekte Intonation gerade für Einsteiger weitaus einfacher. Allerdings ist der Klangcharakter auch deutlich statischer.
Sorry, wir werden plump und plakativ
Der Unterschied ist, dass das eine Instrument Ventile hat, das andere eben nicht. Das mag sich plump und platt anhören, ist aber die trockene Realität. Die abweichenden Spielweisen, die sich daraus ergeben, ebenso die speziellen klanglichen Nuancen ergeben sich aus den Ventilen. Demnach reden wir von einer Geschmacksfrage, etwa wie der zwischen Western- oder Konzertgitarre. Die hat aber starken Einfluss auf ihre Einsatzmöglichkeiten.
Ventilposaune zuweilen als kastrierte Posaune bezeichnet
Immerhin ist der hauptsächliche Unterschied zwischen Ventil- und Zugposaune, dass die Ventile dem Instrument eines ihrer markantasten Merkmale wegnehmen. Immerhin ist doch gerade im Jazz die gleitende Bewegung der Töne der Klangcharakter, der uns sofort sagen lässt „Das ist eine Posaune!“ Okay, ein Klavier kann’s nicht sein. Tatsächlich aber sind diese ausgiebigen Glissandi mit der Ventil-Posaune nicht mehr machbar. Irgendwo habe ich mal den Ausdruck „kastrierte Posaune“ gelesen und lange darüber nachgedacht, was damit gemeint war. Die kastrierte Lösung kann so nahe liegen.
Die Mensur inklusive der relativen Dimension ist identisch
Hinsicht der Mensur sind gibt es keinen Unterschied zwischen Ventil- und Zugposaune. Das Rohr ist zu etwa zwei Dritteln zylindrisch, zu einem Drittel konisch. Auch aus diesem Aspekt lässt sich übrigens die Verwandtschaft zur Trompete ableiten. Die Relation der Mensur-Aufteilung ist nahezu identisch. Dieses Verhältnis galt übrigens auch bereits im Mittelalter. Bis in die heutige Zeit ist die Mensur der Posaune insgesamt größer geworden.
Keine Unterschiede hinsichtlich des verwendeten Materials
Das Material für den Korpus ist in den meisten Fällen Messing oder Gelbmessing, oftmals werden Teile wie das Mund-Rohr noch mit Neusilber veredelt und mit Klarlack überzogen. Die jeweiligen Legierungen sind eine spezielle Wissenschaft der Instrumentenbauer, gewissermaßen das Geheimrezept aus Omas Küche. Diese Materialeigenschaften gelten für sämtlichen Posaunen. Einen Unterschied zwischen Ventil- und Zugposaune gibt es hier nicht. Bei beiden entstehen die Qualitätsunterschiede durch die verwendeten Materialien und die höhere oder niedrige Präzision bei der Fertigung.
Ventilposaune vielfach im alpenländischen Raum im Einsatz
Regional und auch hinsichtlich der gespielten Musik existiert jedoch ein bemerkenswerter Unterschied zwischen Ventil- und Zugposaune. So wird beispielsweise in der alpenländischen Musik oder in Italien verstärkt die Ventilposaune gespielt. Die mit der Zugposaune umsetzbaren Tricks und Glissandi scheinen für die Musik der Alpen eher unpassend. Die korrekte Intonation ist wichtiger, außerdem werden teils halsbrecherisch schnelle Passagen gespielt, die sich dank der Ventile einfach schneller umsetzen lassen.
Marsch und Jazz bestehen auf die Zugposaune
Bei der Marschmusik wiederum ist die Zugposaune mit ihren Möglichkeiten ein unbestrittenes musikalisches als auch optisches Highlight. Im Swing und etlichen weiteren Jazzstilen hat die Zugtrompete sich ein beachtliches Standing erarbeitet. Die unterschiedlichen Größen und somit auch Stimmungen der Zugposaune haben dem Instrument auch immer wieder den Weg in die Klassik bereitet.
Vom Trompeter zum Posaunisten
Die Ventilposaune überzeugt mit einem weiteren, sehr pragmatischen Vorteil. Nicht selten wird beispielsweise im Spielmannszug dringend ein Posaunist benötigt, während Trompeter wie Sand am Stand vor dem Ballermann vorhanden sind. Was tun? Einfachste Lösung: Ein Trompeter wird zum Posaunisten erklärt. Der freut sich kräftig, hat aber keine Lust, komplett auf die Spielweise mit dem Posaunenzug umzuschulen. An die Spielweise auf der Ventilposaune können sich umgeschulte Trompeter leichter und schneller gewöhnen.
Der kümmerliche Versuch, ein Fazit zu ziehen
Also, versuchen wir mal eine Zusammenfassung. Wenn du nach dem Unterschied zwischen Ventil- und Zugposaune benennen willst, liegt der in der Art, wie die Tonhöhe verändert wird. Unter dem Strich ähnelt die Ventilposaune deutlich mehr der Trompete, spielt nur eben in einer anderen Lage. Tatsache ist allerdings, dass das Spielen auf beiden Posaunenarten eine Menge Spaß macht. Und der Klang ist einfach gigantisch.
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Auch interessant: „Nützliches Zubehör für Posaune – zwischen Pflege und Spielkomfort“.
Plump und informativ! Vielen Dank, tröööt!