Hättet Ihr es gedacht? Die Geschichte der Querflöte zieht sich bereits über Jahrtausende. Komisch, dass man trotzdem gefühlt den Eindruck hat, sie sei gewissermaßen das zuletzt entstandene Mitglied der Flötenfamilie. So ist es beileibe nicht. Hier kommt der Versuch einer Antwort zur Frage: Wann wurde die Querflöte erfunden?
Check it: Wann wurde die Querflöte erfunden?
- Prähistorische Nachweise bis in die Steinzeit
- Der Wandel von Tierknochen und Elfenbein zu Holz
- Mittelalter mit Hexa-Querflöten
- Der Wendepunkt: Erfindung des Klappensystems
- Flöte plötzlich chromatisch spielbar
- And the winner is: Theobald Böhm im Jahr 1832
Wann wurde die Querflöte erfunden oder besser: gefunden?
Keine Angst, mir haben nicht vor, euch an dieser Stelle mit Steinzeitgeschichten und prähistorischen Zahlen zu nerven. Dennoch wichtig ist es, die immense Zeit der Querflöten-Evolution zu verdeutlichen. Merkt euch gut den Städtenamen „Geißenklösterle bei Blaubeuren“. Dort gefunden wurden nämlich Flöten aus dem Elfenbein von Mammuts. Ungefähres Alter: 35.000 Jahre. Die Mammuts sind längst ausgestorben. Querflöten hingegen erfreuen sich bester Gesundheit.
Viele kaum belegbare Einflüsse und Jahreszahlen
Leicht nachvollziehbar, dass eine exakte Aussage zur exakten Herkunft der Querflöte nicht glaubhaft machbar ist. Problematisch ist die Bestimmung auch deshalb, zumal sie im Laufe der Jahrtausende aus diversen unterschiedlichen Materialien gefertigt wurde. Die ersten bestanden angeblich aus Tierknochen. Weil allerdings nur noch Bruchstücke vorhanden sind, lässt sich zwar vieles vermuten, aber wenig belegen.
Bewusst gefertigt oder zufällig erodiert?
Kein Mensch hat beweisen können, dass diese Instrumente wirklich bewusst hergestellt wurden. Könnte ja auch sein, dass sie sich einfach durch Umwelteinflüsse im Laufe der Jahrhunderte gebildet haben. Oder irgendein musikalisches Urtier hat an einem herumliegenden Knochen genagt. Dann noch ein paar Löcher reingeknabbert und schon war’s eine Querflöte. Kann ja sein. Ist aber keine wirkliche Aussage zu „Wann wurde die Querflöte erfunden“.
Auch Holzmodelle lassen sich nicht exakt datieren
Weitere Vorboten wurden aus Holz gefertigt. Das hat die beweisbefreite Eigenschaft, irgendwann zu verrotten. Ist ja ein Naturstoff. Und damit kann das hohe Gericht auch die prähistorischen Holzkandidaten nicht mehr als Existenzbeweis anerkennen. Wann wurde die Querflöte erfunden? Na ja, bislang fischen wir im Trüben.
Schriftliche Überlieferungen kommen aus China, Ägypten und Indien. Und bei den Griechen war die Querflöte wegen angeblicher Verweichlichung und Sittenverfall recht verpönt. Macht auch keinen Sinn, dem Feind auf dem historischen Schlachtfeld eine Querflöte auf die Birne zu kloppen.
Fun-Fact am Rande
Auch nicht zu unterschätzen ist, dass das lateinische Wort „tibia“ gleichzeitig für Schienbein und Blasinstrument steht. Ausdrücklich verbitte ich mir an dieser Stelle, dass jemand auf meinem Schienbein herumpustet. Sei das quer, längs, horizontal oder vertikal. Liebe Lateiner, die Frage „Wann wurde die Querflöte erfunden“ ist mir in diesem Fall ziemlich gleichgültig.
Im Mittelalter nimmt die Querflöte an Fahrt auf
Konkreter wurde es im Mittelalter. Immerhin gab es in dieser Epoche nachvollziehbare Anwendungen für das Instrument. Genutzt wurde es von Hirten, die damit ihre Herden anlockten, führten und zusammenhielten. Außerdem spielten inzwischen an diversen Ecken und zu unterschiedlichen Veranstaltungen die Stadtpfeifer auf.
Noch wurde mit dem Material experimentiert. Nach Tierknochen und Elfenbein einigte man sich schließlich wiederum auf Holz. Übrigens ist exakt dies der Grund, weshalb die Querflöte bis in die heutige Zeit zu den Holzblasinstrumenten gezählt wird, obwohl sich daran kein einziges Bauteil aus Holz befindet. Ehemals bestand sie aus Holz. Und Instrumentenbauer sind nun mal innovativ und traditionsbewusst zugleich.
Die Neugeburt nach Tausenden von Jahren
Den eigentlichen Break Even in der Evolution der Querflöte gab es vor etwa 200 Jahren. Im 18. Jahrhundert begann die Blütezeit dieses speziellen Instrumentes. Theobald Böhm, eigentlich Goldschmied und Flötist, konstruierte ein Instrument mit optimierter Intonation und verbesserter Spieltechnik. Das Geburtsjahr der Ringklappenflöte – üblicherweise als Böhm-Flöte bezeichnet – war das Jahr 1832.
Immense Vorteile des Klappensystems
Die neue Konstruktion zeichnete sich durch immense Vorteile aus. Der gute Herr Böhm hatte einfach mal quergedacht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Entwickelt hatte er der pfiffige Böhm ein chromatisches Klappensystem, dank dessen die Position der Tonlöcher sich ausschließlich an der stimmigen und umfangreichen Intonation orientieren konnte.
Seine außergewöhnliche Lösung war, dass nicht mehr die Finger selbst die Grifflöcher abdecken mussten. Stattdessen war – und ist – dafür eine spezielle Mechanik mit Klappen verantwortlich. Nicht länger wichtig war es, ob die Finger überhaupt lang genug waren, um die Töne zu erreichen. Die Klappenmechanik wurde gewissermaßen zum verlängerten Arm der Finger.
Extremes Spreizen der Finger nicht mehr nötig
Querflötisten hatten es bis dahin wirklich nicht einfach. Die Finger mussten sehr weit gespreizt werden, um die weit voneinander entfernt liegenden Tonlöcher überhaupt abdecken zu können. Und wo die Finger nicht mehr hinkamen, gab es eben keinen Ton mehr. Das Problem hatte sich mit dem Klappenkonzept per sofort erledigt.
Nun hatte die einstige Querflöte keinesfalls die Länge einer Klaviertastatur, sollte aber trotzdem die Töne in einem Bereich von drei Oktaven hergeben. Kuriose Lösung in der Renaissance war, dass die Flötisten sich durch überkreuzte Finger – Cross-Fingering – in die dritte Oktave schwingen mussten. Verlang das mal von einem Gitarristen und versuche anschließend, den Knoten wieder zu öffnen.
Bis zu diesem Zeitpunkt war es so, dass die Länge der Bohrung als auch der Durchmesser der Tonlöcher von der Größe der Hände und Finger bestimmt wurde. Mit Böhm-System war die Platzierung der Tonlöcher nicht mehr von den rein körperlichen Maßen abhängig. Eigentlich könnte man das neue Konzept also als ein rein mechanisches System verstehen.
Plötzlich waren alle chromatischen Töne spielbar
Seien wir mal ehrlich, bis dahin klang das Instrument nicht wirklich schön. Vielmehr nach einem ständigen Kompromiss der physikalischen und körperlichen Möglichkeiten. Die üblichen Renaissance-Instrumente besaßen lediglich sechs Löcher. Dur- und Molltonleitern waren schon konstruktionsbedingt nicht spielbar. Nur die für unsere heutigen Lauschlappen gewöhnungsbedürftig klingenden Hexa-Tonleitern. Per sofort konnten Querflöten chromatisch – also mit allen Halbtönen – gebaut werden.
Mit Böhm von Holz zu Metall
Böhm baute übrigens auch die erste Flöte aus Silber. Wie erwähnt, wurde bis dahin Holz verwendet. Der maßgebliche Vorteil des Metalls: Es war deutlich leichter und erleichterte den Flötisten dadurch die Handhabung. Außerdem ließ sich die Intonation damit verbessern, ebenso die Haltbarkeit des Instrumentes. Auch ein Fakt, der prähistorische Flöten eher als Versuche anmuten lässt. Wan wurde die Querflöte erfunden? Hier kommt die Antwort:
And the winner is: Theobald Böhm
Und wenn wir jetzt einmal die zahlreichen Stationen des Instrumentes weglassen, all die Erklärungsversuche, die eine Querflöte eben ausschließlich dadurch definieren, dass sie quer geblasen bzw. gehalten wird, können wir nur zu einem Schluss kommen. Die Antwort auf die Frage „Wann wurde die Querflöte erfunden“ lautet: In ihrer heutigen Form wurde die Querflöte im Jahr 1832 von Theobald Böhm erfunden.
Klar, es hat etliche Versuche gegeben, das System weiter zu perfektionieren. Auch die Bohrung inklusive Klangverhalten zu verändern. Es gibt diverse Komponenten, an denen die Instrumentenbauer immer mal wieder ansetzen, um damit für einen noch optimaleren Klang und komfortablere Bespielbarkeit zu sorgen. Wirklich durchgesetzt haben sich massive Veränderungen bis heute nicht.