Was des Malers Pinsel, ist des Geigers Bogen. Mit irgendeinem Werkzeug muss man schließlich „streichen“. Wie bei anderen Instrumenten mitsamt dem entsprechenden Zubehör gibt es beim Geigenbogen riesige Unterschiede. Schauen wir gemeinsam, welche das sind. Was ist beim Violinbogen für Anfänger wichtig zu beachten?
Check it: Violinbogen für Anfänger – ein paar Entscheidungshilfen
Violinbogen für Anfänger – eine Investition in die Zukunft
Der Violinbogen ist die direkte Verbindung zwischen dir und deinem Instrument. Und die soll in sämtlichen Facetten vom Material über Konstruktion und Bauweise bis zur Ausgewogenheit rundum bestens passen. Deine Violine kann noch so sehr Stradivari-Charakter haben. Ohne den idealen Geigenbogen, wirst du nichts wirklich Vernünftiges aus dem Instrument herauskitzeln können.
Preislich bekommt man einen Violinbogen für Amfänger bereits für unter 50 Euro. Ob das die für deine Lernerfolge beste Wahl ist, darf durchaus bezweifelt werden. Zum Vergleich: Meisterbögen gehen locker mal in die Tausende. Ein wenig tiefer in die Tasche zu greifen, lohnt sich durchaus. Immerhin gibt es beim Violinbogen für Anfänger immense Unterschiede.
Kleine Materialkunde: Woraus ein Geigenbogen besteht
Werfen wir zunächst einen Blick auf das verwendete Material und beginnen dafür bei der Stange. Die kann aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Traditionell wird dafür Holz verwendet, seit einigen Jahren auch Karbon.
Das beste Holz für Geigenbögen stammt aus Brasilien: Fernambuk ist besonders hart und widerstandsfähig, zugleich flexibel und elastisch. Optisch zeichnet sich das Holz des brasilianischen Nationalbaums durch die attraktive rote Färbung aus. Allerdings gibt es ein entscheidendes Problem. Der Fernambuk-Baum ist seit Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Durch Rodung ist der brasilianische Regenwald mittlerweile bis auf ca. 7 % seiner einstigen Fläche zusammengeschrumpft. Fernambuk unterliegt einem strengen Exportverbot.
Der handelsübliche Europäer würde sich denken: „Na, dann forsten wir den Baum doch wieder auf.“ So einfach ist das trotz aller Initiativen beileibe nicht. Der Baum mag keine Gesellschaft seiner Artgenossen. In einer Monokultur wächst er nicht. Er ist ein Einsiedler, benötigt einen Mischwald oder freie Flächen. Außerdem vergehen ab seiner „Geburt“ locker mal 30 Jahre, bis das Kernholz überhaupt verwendet werden kann.
Tatsache ist vor diesem Hintergrund, dass Bogenbauer lediglich aus ihren vorhandenen Beständen fertigen können. Nachschub gibt es weder aktuell noch mittelfristig oder auf lange Sicht. Leicht nachvollziehbar, dass diese Bestände irgendwann zur Neige gehen. Pflichtaufgabe war und ist es demnach, sich auf die Suche nach geeigneten Alternativen zu begeben.
Es wurde immer und wird nach wie vor mit Holzarten experimentiert, die sich aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften für den Bogenbau anbieten. Im Fokus steht dabei das Zusammenspiel aus Materialhärte und Elastizität.
Häufig genutzt wurde das sogenannte Schlangenholz, das sich durch die besondere Oberflächenstruktur auszeichnet, womit es der Haut der allseits beliebten Reptilien ähnelt. Irgendwann war es einfach nicht mehr angesagt. Außerdem ist Schlangenholz relativ schwer, wodurch es sich für einen Violinbogen für Anfänger kaum eignet.
Bögen aus Brasilholz – preisgünstige Variante ohne exakte Definition
Häufig kommt auch eine Holzart zum Einsatz, die als Brasilholz bezeichnet wird. Die Hölzer sind weniger selektiert. Zudem kann der Name auch nur ein Oberbegriff sein. Sämtliche Holzarten, die aus dieser Region stammen, sind schließlich automatisch „Brasilhölzer“. Die wirkliche Definition bleibt auf der Strecke. Doch es werden sehr häufig vernünftige Ergebnisse damit erzielt.
Ein Violinbogen für Anfänger darf aus mindestens zwei Gründen gerne aus Brasilholz bestehen: Zumal es weniger elastisch ist als beispielsweise Fernambuk, werden Nachwuchsgeiger nicht überfordert. Außerdem sind Brasilholzbögen spürbar preiswerter.
Karbonbögen – die immer noch innovative Variante
Bereits vor Jahrzehnten kamen findige Bogenbauer auf die Idee, Karbon zu verwenden. Das hatte gleich mehrere Gründe. Einerseits die besagte Knappheit inklusive des Ausfuhrverbotes von Fernambuk. Auf der anderen Seite war das eine ganz pragmatische Entwicklung. Als die Geigen noch mit Darmsaiten bespannt wurden, waren sie in Sachen Lautstärke wenig durchsetzungsfähig, für größerer Konzertsäle sogar ziemlich untauglich.
Bögen aus Karbon: Auch ein Resultat der Musikgeschichte
Deshalb begann man, Stahlsaiten oder metallumwickelte Saiten auf die Instrumente zu ziehen. Die Geigen wurden lauter. Aber die Saitenspannung war plötzlich eine vollkommen andere. Die hochelastischen Fernambuk-Bögen kamen dabei gerade bei mezzoforte- oder forte-Passagen leicht mal an ihre evolutionären Grenzen, zumal die Stange in solchen Fällen bisweilen auf die Saiten und das Griffbrett durchschlägt.
Karbonbögen haben diese Eigenschaft nicht. Der Klang, auch die Optik und Haptik bleiben eine Frage des individuellen Geschmacks. Geiger sind bei der Wahl ihres Instrumentes mitsamt Bogen häufig der Tradition verhaftet. Leicht nachvollziehbar ist, dass ein Violinbogen für Anfänger aus Karbon eine ähnliche Flexibilität wie ein Holzbogen aufweist, außerdem weitaus haltbarer ist. Zudem lässt sich die Dynamik bauartbedingt begrenzen, was Einsteigern entgegenkommt.
Elastizität für das dynamische Geigenspiel
Gerade Fortgeschrittene bis Profis erwarten von ihrem Geigenbogen elastische Eigenschaften, damit sie sämtliche ihrer Spieltechniken facettenreich auf das Instrument bringen können. Einsteiger sind von dieser außerordentlichen Sensibilität leicht mal überfordert. Vergleichbar damit, sich als frisch gebackener Führerscheinneuling in einen straßentauglichen Sportrenner mit 500 PS zu setzen und fröhlich aus der nächsten Kurve zu fliegen.
„Lieber Geigenbogen, willst du ewig leben?“
Ein Holzbogen ist irgendwann einfach durchgespielt. Immerhin besteht er aus einem Naturmaterial und das mag keine Feuchtigkeit, auch keine Temperaturschwankungen. Die Bespannung lässt sich auswechseln, die Neigung kann nachjustiert werden. Aber eines Tages ist nun mal Schluss. Jeder Holzbogen, der es rechtzeitig ins Museum schafft, hat Glück gehabt. Das sieht bei Karbonbögen vollkommen anders aus. Die Hersteller sind sich ihrer Sache dabei derart sicher, dass manche von ihnen auf Karbonbögen eine Garantie von 30 Jahren (!) geben.
Materialgewicht beim Violinbogen für Anfänger beachten
Ein bedeutendes Kriterium beim Violinbogen für Anfänger ist das Gewicht. Im Vergleich mit Bögen für Bratsche, Cello oder Kontrabass ist der Violinbogen nicht der kürzeste, aber der leichteste. Doch auch bei den verwendeten Materialien – insbesondere für die Stange – gibt es Gewichtsunterschiede.
Die Fertigung von Violinbögen ist übrigens ein Thema für echte Spezialisten. Und deshalb ist ein Geigenbauer auch nicht automatisch zugleich Bogenbauer. Im Gegenteil; der Bau von Violine und Violinbogen sind zwei vollkommen eigenständige Disziplinen. Bogenbauer ist ein anerkannter dualer Ausbildungsberuf. Die Azubis absolvieren neben der Tätigkeit im Betrieb beispielsweise an der Staatlichen Berufsfachschule für Instrumentenbau Mittenwald eine 3-jährige Ausbildung, die sie mit der Gesellenprüfung abschließen.
Konstruktionsweise des Geigenbogens
Auch in Sachen Ausstattung gibt es maßgebliche Unterschiede – funktionale und auch schlichtweg ästhetische. Lasst uns dafür einen Blick auf den Aufbau werden. Aus welchen Bestandteilen besteht ein Geigenbogen für Einsteiger oder Fortgeschrittene außer der Stange überhaupt?
Beginnen wir auf der Seite deiner Führhand. Hier zunächst befindet sich die sogenannte Schraube. Der sichtbare Teil wird als „Beinchen“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um das mechanische Teil, mit dem du den Bogen selbst spannen kannst. Auf der Stange folgt das Daumenleder, anschließend die Wicklung. Und am anderen Ende befindet sich die Spitze. Laienhaft könnte man glauben, Beinchen und Spitze müssten im gespannten Zustand unmittelbar auf eine Ebene liegen. Dem ist nicht so.
Zusammenhänge von Spannung und Bespannung
Unterhalb der Stange – am Ende der Greifhand – befindet sich der Frosch mit Auge, Schub und Ring. Ist der Bogen gespannt, sollen sich der Frosch und die Spitze auf einer Höhe befinden. „Gespannt“ ist mal locker daher gesagt. Was wird denn überhaupt gespannt?
Nun, gespannt wird die Stange, automatisch werden dadurch die zumeist aus Rosshaar bestehenden Bogenhaare gespannt. Das Rosshaar darf weder zu stark noch zu schlaff gespannt sein; der Bogen selbst muss auch in gespanntem Zustand noch immer eine leichte Wölbung aufweisen.
Sämtliche Komponenten – abgesehen von der Stange und der Bespannung – können ästhetisch aufgewertet sein, beispielsweise durch Goldbelag und weitere optische Besonderheiten. Einfluss auf das Klangergebnis wie etwa die Obertöne wirst du dabei kaum feststellen können. Es sieht nur eben beeindruckend elegant aus. Hat ja auch was, steigert aber den Preis.
Beispiel für Fernambuk-Bögen
Ein interessanter Vertreter der Fernambuk-Bögen stammt von Höfner. Der Karl Höfner H8/5 V 4/4 Violin Bow ist mit einer runden Fernambuk-Stange konfektioniert. Ausgestattet ist er mit einer Neusilbergarnitur, Ebenholzfrosch mit einfachem Auge sowie einem dreiteiligen Beinchen. Der Bogen spricht gut an und die Lautstärke lässt sich sehr fein dosieren.
Beispiel für einen Karbon-Bogen
Von der Marke Sandner kommt ein günstiger Violinbogen für Anfänger aus Karbon: Der Franz Sandner Carbon Violin Bow 4/4 ist fein ausbalanciert, hat einen optisch ansprechenden Ebenholzfrosch mit Zwickel und Pariser Auge, eine schwarze runde Stange, Neusilber-Drahtbewicklung und Naturhaar. Wir finden, dieser günstige Bogen ist gerade für Anfänger durchaus einen Blick wert.
Wenn du jetzt wissen willst, wie man den Geigenbogen richtig hält, schau in unseren Artikel dazu!