Die Stimme kann noch so perfekt ausgebildet sein und mit Bravour sämtliche Höhen und Tiefen erklimmen, werden bei der Aufnahme nicht mit filigraner Genauigkeit die geeigneten Frequenzen eingestellt, wird aus den Vocals leicht undefinierbarer Salat. Das und weitere Fehlerquellen, wenn du den Gesang abmischen möchtest, wollen wir vermeiden. Hier kommen ein paar Tipps für die klangangenehme und ausgewogene Gesangsspur:
Check it: Gesang abmischen die EQ-Einstellungen
- Fangen wir beim Equalizer an
- Weg mit den tieftönenden Störenfrieden
- Warm, homogen und körperidentifizierend
- Klarheit auf der Gesangsspur schaffen
- Die royalen Gesangsfrequenzen
- Sprachverständlichkeit und Co.
Gesang abmischen – fangen wir beim Equalizer an
Beim Abmischen der Vocals geht es zunächst darum, ein Fundament zu schaffen, auf dessen Grundlage du im Grunde genommen nur noch leichte Änderungen am Mix vornehmen musst, um auch bei unterschiedlichen Stimmen zu einem mindestens vernünftigen Ergebnis zu gelangen. Dafür betrachten wir den EQ – exakter ausgedrückt: die Frequenzbänder – und schauen, welche Frequenzen welche Auswirkungen auf den Klang der Stimme haben, wenn wir den Gesang abmischen.
Tieftönende Störenfriede aus dem Mix schmeißen
Grundsätzlich verstehen müssen wir, dass es Frequenzen gibt, die einfach nur störend sind, zumal sie das Klangbild verwaschen. Solche Störenfriede im Klangspektrum wollen wir nicht, also werden wir sie bereits bei der Vorbereitung eliminieren. Der hauptsächliche Anteil der menschlichen Stimme bewegt sich im Bereich zwischen 100 und 800 Hz, bei männlichen Stimmen geht das etwas weiter in den Tieftonkeller. Wollen wir nun den Gesang abmischen, können wir die noch tieferen Frequenzen über den Equalizer ausradieren. Dafür nutzt du den Low-Cut-Filter, den du bei weiblichen Stimmen bei etwa 100 Hz, bei männlichen Stimmen bei ungefähr 80 Hz ansetzen.
Individuell justierter Tiefenfilter mit vorsätzlicher Übertreibung
Wie auch bei allen weiteren Einstellungen sind diese Frequenzen keinesfalls in Stein gemeißelt, stattdessen von einem Gesangsakrobaten zum und zur anderen unterschiedlich. Du musst also die individuell jeweils beste Einstellung herauskristallisieren. Und wenn du kein visueller Profi an der DAW bist, kommen spätestens jetzt deine weit aufgestellten Ohren zum Einsatz. Den EQ-Filter drehst du behutsam und vorsätzlich solange höher, bis die Stimme an Breite verliert und hörbar dünner wird. Willst du den Gesang abmischen, hast du nun den negativen Orientierungspunkt gefunden. Den Filter drehst du nun in die umgekehrte Richtung, bis die Stimme wieder angenehm klingt.
Mach es warm, rund und körperidentifizierend
Die Stimme soll in der Regel möglichst natürlich klingen. Willst du den Gesang abmischen, bedeutet das, dass der runde und warme Klang erhalten bleiben soll. Wer die Vocals hört, soll den Klang eben auch ohne Abstriche mit dem physischen Körper assoziieren. Für den „Körperwärme“ zuständig sind die Frequenzen im Bereich von 150 und 200 Hz bei der weiblichen Gesangsfraktion, zwischen 100 und 150 Hz bei männlichen Kandidaten. Das Fundament beim Abmischen der Stimme komplettierst du dadurch, dem betreffenden Bereich um die 150 Hz etwas mehr Pfund zu geben.
Immer vorsichtig und mit dem gebotenen Fingerspitzengefühl
Dabei agierst du behutsam und mit der gebotenen Sensibilität deiner Mischer-Finger. Radikale Eingriffe könnten für den Augenblick gut klingen und insbesondere zurückhaltend ausgebildeten Stimmen die gute Portion Druck verleihen. Grundsätzlich aufpassen musst du dabei darauf, dass bei allem hilfsbereiten Frequenzkorsett die Stimme – und damit der Gesamtmix, wenn du den Gesang abmischen willst – nicht überproportional gefiltert und somit wiederum unnatürlich klingt.
Präzision und Klarheit auf der Gesangspur erreichen
Die ersten Mixerschritte sind gegangen, aber dein Weg ist noch lange nicht am Ende. Der nächste Aspekt, wenn du Gesang abmischen willst, ist es, die Stimme klar, deutlich und definierbar zu machen. Dafür kannst du den Sänger oder die Sängerin zum Gesangsunterricht schicken oder du bedienst dich der Dinge, die dir im Moment zur Verfügung stehen. Du konzentrierst dich auf das Frequenzspektrum zwischen 400 und 500 Hz, probierst ein wenig herum und senkst die gewünschte Frequenz leicht ab.
Keine enthusiastischen Übertreibungen beim Gesangsmix
Dabei ist es dein Ziel, die Gesangsstimme nicht durch überzogene EQ-Einstellungen zu verfremden; stattdessen sollen die Optimierungen im Resultat nicht auffallen, sich also nicht vom Gesamtbild abheben. Wenn du Gesang abmischen willst, besteht immer das Risiko durch gutgemeinte, aber übertriebene Eingriffe das Gegenteil der eigentlichen Absicht zu erzielen. Zu viel gedreht und die Stimme wird zum Trabanten und lässt sich nicht mehr vernünftig einbetten. Das war nicht das Ziel.
Die royalen Frequenzen für den perfekten Vocal-Mix
Im Bereich von etwa 800 Hz kannst du nasale und flache Stimmen gut in den Griff bekommen; eine leichte Absenkung kann hier wahre Wunder bewirken, wenn du Gesang abmischen willst. Das bestimmende Spektrum schlechthin, gewissermaßen die Königs- und Königinnen-Frequenzen, sind die im zwischen 3 und 5 kHz. Zugegeben, dass ist eine durchaus breite Range, innerhalb derer du die erfolgversprechenden Kandidaten erstmal finden musst. Ausschlaggebend ist dieser Bereich für die Durchsetzungsfähigkeit der Vocals im Gesamtmix.
Während du bei mit einer Anhebung bei etwa 3 kHz Sängerin oder Sänger näher in Richtung Auditorium bewegst, steigerst du im Bereich von 5 kHz und leicht darunter die Präsenz im Gesamtmix. Wäre ja herzlich sinnlos, wenn die Hörer das Gefühl hätten, die Gesangskünstler würden sich irgendwo hinter dem Pianisten oder in der Bass-Drum verkriechen.
Sprachverständlichkeit optimieren und Zischlaute bekämpfen
Fehlt noch eine weitere Hilfestellung, mit denen du Sänger oder Sängerinnen glücklich machen kannst, wenn du den Gesang abmischen willst: die Optimierung der Sprachverständlichkeit, was maßgeblich mit der Entfernung der nervigen Zischlaute zu tun hat. Die Übeltäter befinden sich im Bereich von etwa 7 kHz. Tatsächlich gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die nicht nur bei unserer Sprache nahezu unvermeidlichen SSS-Laute zu reduzieren, die oftmals auch sehr simpel sind. Wir bleiben aber zunächst bei unserem Umgang mit dem Equalizer.
Mit einer vorsichtigen Absenkung bei 7 kHz willst du diese spezifischen Laute keinesfalls komplett auslöschen. Vielmehr sollen sie nicht störend wirken, Sprache und Gesang nicht übertönen und das Publikum nicht nerven. Nicht zu vergessen, dass auch diese Laute wie die plosiven Laute selbstverständlicher Teil der Sprache sind.
Das „S“ kann schnell nerven und müde machen. Das „T“ gibt der deutschen Sprache Saff und Kraff. ? Aus elektroakustischen Gründen musst die Energie der unterschiedlichen Laute – mit Vorsicht – angleichen. Also wird fröhlich bei etwa 7 kHz gesenkt und schon hast du nicht mehr das Gefühl, dass Sängerin oder Sänger dich anspucken würden.
Unbedingt behutsame Vorsicht walten lassen
Wenn du unter Einsatz des EQs den Gesang abmischen willst, solltest du dir stets vor Augen halten, dass zu viel des Guten immer das Risiko von Überbetonungen, ungewollter Unnatürlichkeit und Verfälschungen des Aufnahmesignals birgt. Auch musst du mit einkalkulieren, dass deine Ohren langsam ermüden und dich nach durchgemixten Nächten gerne mal betrügen wollen.
Also lieber Pausen einlegen, damit du den ganzen Salat nicht wieder von vorne durchkomponieren musst. Es geht um Sensibilität, Ausprobieren, Nachjustieren und ein insgesamt homogenes Klangbild, in das der Gesang eingebettet wird und sich identifizierbar, aber nicht losgelöst einbetten lässt.
Nicht einfach alles wegdrehen; es geht um ein homogenes Klangbild
Dein Ziel, wenn du dich an das Klangabenteuer an deiner DAW oder deinem physischen Mischer machst und den Gesang abmischen willst, darf keinesfalls sein, alles Unerwünschte einfach wegzudrehen. Vermutlich gäbe es dann den einen oder anderen Gesangskandidaten, dessen Stimme niemals auf einem Speichermedium gelandet wäre. Es entstünde ein Vakuum.
Vielmehr schaffst du das Beste aus beiden Welten, die Synergie aus Natürlichkeit und idealen Klangeinstellungen. Der Equalizer kann dabei zu deinem besten Freund werden. Und das gerade weil sich damit Störfrequenzen aus dem Mix herausfiltern lassen. Mit ein wenig Übung und zunehmendem Sachverstand wirst du Feedback-Frequenzen wegfiltern, Brummen, Rauschen und bauchiges Wummern vermeiden. Sobald du mit dem Equalizer den Frühjahrsputz der Störfrequenzen erledigt hast, widmest du dich den Details. Hiermit hast du ein paar weitere Informationen an der Hand, die dir helfen werden, wenn du im nächsten Stepp den Gesang abmischen willst.
Und hier noch ein paar DAWs, mit denen du dein Studio bestens ausstatten kannst:
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