Kopfhörer-Impedanz – Bedeutung für Musiker und Home-Studios

Besser hohe oder niedrige Impedanz?

Foto: Shutterstock von Standret

Wer Aufnahmen im Home-Studio machen möchte, als DJ unterwegs ist oder am bei Live-Auftritten am Mischpult sitzt, kommt ohne vernünftige Kopfhörer nicht aus. Lediglich eines der Kriterien ist die Impedanz, ein Begriff, den man verstehen sollte, um das passende Modell zu wählen. Lass uns gemeinsam schauen, was die Kopfhörer-Impedanz bedeutet und wie sie sich auswirkt.

Check it: Bedeutung der Kopfhörer-Impedanz

  • Weshalb die Kopfhörer zu leise sind
  • Prinzip von Widerstand und Schallwandlung
  • Signalqualle und Kopfhörer-Impedanz müssen passen
  • Klangqualität versus Lautstärke
  • Sinnvollerweise mit Kopfhörer-Verstärkern arbeiten

Kopfhörer-Impedanz – und nein, sie sind nicht kaputt

Wunder über Wunder: Beim Check im Geschäft deines Vertrauens klang der Kopfhörer mit einer Impedanz von 600 Ohm perfekt. Sämtliche Bewertungen, die du zuvor gelesen hast, bezeichnen ihn als Highlight unter den Over-Ear-Kopfhörern. Du verlässt das Geschäft mit deiner stolzen Beute. Schon unterwegs schließt du ihn an dein Smartphone an. Pure Enttäuschung macht sich breit. Von bester Übertragung und sattem Klang keine Spur, der Kopfhörer liefert nur ein nicht annähernd überzeugendes Säuseln.

Dumm gelaufen; entweder der Kopfhörer oder dein Smartphone muss wohl kaputt sein. Nein, locker bleiben, mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit sind alle Beteiligten intakt. Vermutlich ist schlichtweg die Impedanz – der Widerstand – des Kopfhörers zu hoch für das Smartphone, das in der Regel eine recht geringe Ausgangsleistung hat.

Kophörer-Impedanz: Gemessen wird der Widerstand in Ohm | Foto: Shutterstock von Lana Nikova

Werden wir ein wenig elektrotechnisch

Die Kopfhörer-Impedanz steht für den Widerstand des Kopfhörers und wird in Ohm (Ω) angegeben, Sie besagt, wie leicht ein Kopfhörer von einem Verstärker angetrieben werden kann. Beziffert wird damit der elektrische Widerstand der Schwingspulen im Schallwandler. Bei der Fertigung wird mit einem normierten Tonsignal der Widerstand getestet, damit der Kopfhörer die gesetzte Nennimpedanz erhält. Grundsätzlich bezeichnet die Impedanz den elektrischen Widerstand, der einem Wechselstrom entgegengesetzt wird und gibt das Verhältnis der Spannung zur Stromstärke an einer Leitung bzw. einem Bauteil an.

Die Arbeitsweise eines Kopfhörers im Fokus

Okay, das wäre angenehm unverständlich. Einfacher wird’s, wenn wir zunächst die Bauweise eines Kopfhörers betrachten. Simple und gleichermaßen komplexe Aufgabe eines Kopfhörers ist es, Schall zu übertragen, oder besser ausgedrückt, elektromagnetische Schallwellen zu wandeln. Die Schallwellen werden mithilfe von Membranen erzeugt, von denen Luftmoleküle in Schwingungen versetzt werden. Im Schallwandler werden die Membranen durch einen Elektromagneten bewegt. Das Herzstück dabei ist die mit der Membran verbundene Schwingspule bzw. Kupferspule.

Das Herzstück ist die Schwing- bzw. Kupferspule | Grafik von Romina Hirschmann

Widerstand von Signalquelle und Kopfhörer müssen passen

Das Prinzip: Je schwerer die Spule, umso behäbiger – je leichter, desto klarer und definierter klingt der Schallwandler. Aus elektroakustischer Sicht ist es demnach vorteilhaft, eine möglichst leichte Schwingspule mit entsprechend dünnem Draht zu verwenden. Aber ganz so einfach ist es nicht. Vielmehr muss der Widerstand der Signalquelle zu dem des Kopfhörers passen, um vernünftige Resultate zu erzielen. Denn eine leichtere Spule sorgt zugleich für eine höhere Impedanz. Und nicht jede Signalquelle besitzt eine dementsprechend benötigt hohe Ausgangsspannung.

Schwingspule des Kopfhörers muss angetrieben werden

Und damit wären wir wieder bei deinem Smartphone angekommen, an das du einen 600 Ohm Over-Ear-Kopfhörer angeschlossen hast. Der Grund dafür, dass du nur einen enttäuschend säuselnden Klang hörst, ist, dass das niederohmige Smartphone nicht imstande ist den hohen Widerstand des Kopfhörers zu überwinden und den Schallwandler nicht kraftvoll genug antreiben kann. Das heißt keinesfalls, Kopfhörer mit hoher Kopfhörer-Impedanz seien automatisch leiser. Vielmehr geht es darum, dass Signalquelle und Signalempfänger in richtigen Spannungsverhältnis arbeiten müssen.

Unterschiedliche Frequenzen sorgen für unterschiedliche Impedanz

Wissen solltest du dabei, dass die Kopfhörer-Impedanz nicht über sämtliche Frequenzen einheitlich ist. Unterschiedliche Frequenzen sorgen immer auch für einen unterschiedlichen Widerstand. Allerdings will man die Werte eines Kopfhörers ja aussagekräftig darstellbar und vergleichbar machen. Aus diesem Grunde hat sich als Standard durchgesetzt, die Kopfhörer-Impedanz mit einem in der Tonhöhe konstanten Signal von üblicherweise 1 kHz zu messen.

Kopfhörer-Impedanz: Klangqualität versus Lautstärke

Es geht um das Verhältnis von Spannung zu Widerstand. Grundsätzlich könnte man sagen, ein Kopfhörer mit hoher Impedanz hat das Potenzial, weitaus besser zu klingen als ein niederohmiges Modell. Allerdings benötigt muss die Signalquelle ausreichend Spannung zur Verfügung stellen. Je höher die Kopfhörer-Impedanz, umso mehr Spannung wird benötigt. Etwa am Mischpult, an Kopfhörerverstärkern, Audiointerfaces im professionellen Sektor oder an vernünftigen Stereoanlagen sorgt der hochohmige Kopfhörer für einen bestens aufgelösten Klang. Kopfhörer unter 100 Ohm sind eher mit mobilen Endgeräten kompatibel, wie Smartphone, Tablet, Laptop und Co. Üblich im Audio- und Studiobereich sind Modelle mit einer Kopfhörer-Impedanz um die 250 Ohm; Kopfhörer mit einer Impedanz von 600 Ohm kommen über High-End-Kopfhörerverstärker vollends zur Geltung.

Bei geringerem Widerstand lauter, aber nicht besser klingend

Demnach ist es korrekt, dass ein Kopfhörer mit geringerem Widerstand prinzipiell lauter ist, etwa wenn Du ein 32-Ohm-Modell mit einem 48-Ohm-Kopfhörer an derselben Signalquelle vergleichst. Und schon stellt sich nochmals die Frage, weshalb man nicht gleich auf niederohmige Modelle mit schweren Schwingspulen setzt, wenn doch die Lautstärkevorzüge so klar auf der Hand liegen. Okay, diese Überlegung mag sich durchaus banal bis albern anhören. Schließlich sind wir klanglich immer auf der Suche nach der besten Lösung in Sachen Klang und Frequenzübertragung. Und in dieser Hinsicht sind die hochohmigen Kopfhörer eindeutig auf der Gewinnerseite.

Bei einer Signalkette müssen alle Komponenten betrachtet werden

Letztlich sorgt exakt diese Erkenntnis dafür, dass wir bereits beim Kopfhörerkauf unsere Perspektive überdenken müssen. Immerhin sprechen wir hier von einer Signalkette, was wiederum bedeutet, dass das Resultat nur so gut sein kann wie das schwächsten Glied. Um etwa im Home-Studio, als FOH oder als Musiker on Stage bestmögliche Klangergebnisse zu erzielen, reicht es eben nicht, sich einen möglichst hochohmigen Kopfhörer zu kaufen.

Für den Normal-User, der lediglich Musik über sein Handy hören möchte, erst recht nicht. Zuerst muss die Signalquelle definiert werden und sollte dabei so hochwertig wie möglich sein, ohne gleich mit den vielzitierten Kanonen auf Spatzen schießen zu müssen. Schließlich ist die High-End-Peripherie immer auch eine Frage des zur Verfügung stehenden Budgets und des Einsatzzweckes.

Drummer arbeiten meistens mit Vorverstärkern | Foto: Shutterstock von Friends Stock

Sinnvollerweise mit Kopfhörerverstärkern arbeiten

Eine immer gute Möglichkeit ist es auf der Bühne oder im Studio mit Kopfhörerverstärkern zu arbeiten. Tatsächlich ist das in der Praxis, beispielsweise beim Schlagzeuger, oftmals auch gar nicht anders möglich. Hochwertige Kopfhörerverstärker können den Klang durchaus eine gute Portion aufwerten und aufgrund ihrer internen Schaltung gleichwohl der Lautstärke zusätzlichen Schub verleihen. Dadurch wird es Musikern und Musikproduzenten ermöglicht problemlos mit hochohmigen Kopfhörern zu arbeiten und sich somit in einem hochauflösenden Stereobild zurechtzufinden.

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Kopfhörer-Impedanz ist lediglich eines der Qualitätskriterien

Aber bitte nicht falsch verstehen: Selbstverständlich ist die Kopfhörer-Impedanz keinesfalls das einzige ausschlaggebende Kriterium. Es gibt diverse weitere Features und Qualitätskriterien, die einen Kopfhörer zum Matchwinner oder eben Verlierer machen. Das beginnt bei der offenen, geschlossenen oder halboffenen Bauweise, reicht über die verschiedenen Kopfhörer-Typen wie kabellos oder Noise Cancelling und diverse weitere Attribute, die sich auch den Datenblättern entnehmen lassen.

Das Hörempfinden ist und bleibt subjektiv

Schlussendlich aber geht es vor allem um eines: Den transparenten, definierten und über sämtliche Frequenzen hinweg perfekten Klang. Und dabei gibt es neben der Impedanz zahlreiche weitere Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen können. Es verbleibt nichts anderes, als die Daten zu vergleichen und daraufhin die Modelle am eigenen System auszuprobieren. Denn auch das gehört zur Wahrheit. Schall lässt sich messen, Frequenzen lassen sich darstellen, das Hörempfinden hingegen ist und bleibt zumindest in Nuancen immer subjektiv.

Das Hörempfinden ist entscheidend | Foto: Shutterstock von BublikHaus

Informationen und Fakten sammeln und dann ausprobieren

Und genau aus dem Grund gehört auch zur Wahrheit, dass die Tipps und Bewertungen, die im Web haufenweise zu finden sind, immer mit Vorsicht zu betrachten sind. Die angegebenen Werte sind in der Regel durchaus zuverlässig. Und ganz ehrlich: Was die Hersteller von Kopfhörern mittlerweile inklusive Frequenzanpassung, Noise Cancelling und vielen weiteren Features bieten, ist mehr als beeindruckend. Dennoch bleibt es Tatsache, dass deine Ohren einzigartig sind. Da hilft nur Informationen zu sammeln und auszuprobieren; die Kopfhörer-Impedanz ist lediglich ein Feature von vielen.

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Auch interessant: „Die richtigen Kopfhörer: Geschlossen, halboffen, offen“.

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