Musikereffekt Flanger

Wandernde Interferenzen

Der Flanger ist ein Effekt, der viel häufiger zum Einsatz kommt, als wir das meist hören. Das liegt vor allem daran, dass er in der Regel erst dann richtig wahrgenommen wird, wenn er brachial zum Einsatz kommt und man das Flanging auch ganz laut wie ein vorbeifliegendes Düsenflugzeug hört. Dabei entfaltet der Flanger auf vielen Signalen eine ganz tolle und schön subtile Wirkung, wenn er nur sanft für Bewegung sorgt. In diesem Artikel erfährst du, woher der Flanger-Effekt kommt, wie man ihn benutzt und lernst auch passende Effektgeräte kennen.

Damit du verstehst, wie es zum Flanger-Effekt gekommen ist, fangen wir mal mit dem Namen an. Flanger stammt vom englischen Begriff „flange“, was wir im Deutschen als Flansch kennen. Ein Flansch wiederum ist eine runde Scheibe mit einem hervorstehenden Rand. Und genauso einen hervorstehenden Rand haben auch die Spulen eines Tonbandgeräts. Damit haben wir schon den

Ursprung des Flangers

Denn schließlich gab’s am Anfang noch kein Effektgerät, an dem man einfach das Preset „Flanger“ auswählte und loslegte. Vielmehr bedurfte es der Kreativität von Soundtüftlern, die eine interessante Idee hatten. Man nahm ein identisches Signal auf zwei Tonbänder auf und lies dann zwei Geräte exakt synchron übereinander laufen. Soweit passierte erst mal nicht mehr, als dass das Signal lauter wurde.

Aber wenn man nun den Rand einer Spule berührte und die Spule mal ein bisschen anschubste oder abbremste, liefen beide Signale in Tonhöhe und Tempo auseinander. Und genau das erzeugte den klassischen Flanger-Effekt. Berühmt hat das in den 1950ern übrigens ein gewisser Les Paul gemacht – ja, genau der mit der Gitarre.

Extrem vielseitiges Flanger-Plug-in: U-he Uhbik-F | Screenshot: Kaeßmann

Funktionsweise des Flangers

Seit den späten 70ern gibt es Effektgeräte, die einen Flanger-Effekt auch ohne Bandmaschinen hinbekommen. Und wie schon am Anfang dieser Serie über Effekte und immer wieder mal zwischendurch erwähnt, basiert auch dieser Effekt auf dem Delay. Das Signal wird gedoppelt, eins davon wird per Zufallsalgorithmus mal ein bisschen und mal ein bisschen mehr verzögert und wieder dem zweiten Signal hinzugemischt.

Wer genau mitgedacht hat, wird feststellen, dass da ein bisschen was anderes rauskommt als bei der Tonband-Methode. Denn man kann bei einem Delay ein Signal nicht in die Zukunft schicken, während man beim Tonband das Signal sehr wohl das andere „überholen“ lassen kann. In Echtzeit geht das klassische Verfahren also nur mit Tonbändern, in einer DAW kann man sowas aber nachträglich mit zwei bereits aufgenommenen Signalen emulieren.

Der Flanger-Effekt in Apple Logic | Screenshot: Kaeßmann

Flanger einstellen

Die meisten Flanger-Effektgeräte haben vier typische Parameter:

Rate: Damit wird die Geschwindigkeit des Effekts eingestellt, also wie schnell das Phasing hin- und herläuft.

Depth: Dieser Parameter bestimmt die Intensität des Effekts. Daher heißt er bei einigen Flangern auch entsprechend Intensity. Je mehr Depth, desto stärker ist der Effekt zu hören.

Manual: Je stärker dieser Parameter eingesetzt wird, desto höhere Frequenzen werden erzeugt. Die Kurve schlägt also entsprechend höher aus.

Feedback: Damit regelt man, wie viel vom bearbeiteten Signal wieder zurück in die Effektschleife geht. Der Flanger-Effekt wird entsprechend verstärkt, denn so entsteht mehr Resonanz.

Und gelegentlich kannst du mit einem Mix-Regler noch bestimmen, wie der Anteil von Originalsignal und bearbeitetem Signal sein soll.

Flanger im Einsatz – bekannte Songs

Warum auch immer fällt vielen der Flanger-Effekt als typischer Gitarren-Effekt ein. Aber tatsächlich kommt der Flanger, meist dezent, auf vielen Klängen und in vielen Musikrichtungen mal mehr, mal weniger vor.

In der elektronischen Tanzmusik wird der Flanger gerne verwendet, um dem Song ein weiteres repetitives Element hinzuzufügen. Hier erwähne ich mal ganz nebenbei meinen eigenen Track „Ready to Flow“ von 1993, in dem die ganze Zeit auf dem Synthesizer-Pad ein Flanger liegt. Der stammte übrigens aus einem Boss SE-50 Multieffektgerät, das ich wegen seines starken Rauschens allerdings nicht uneingeschränkt empfehlen kann. Da klingen die Nachfolger inzwischen deutlich besser.

In den 80ern wurde der Flanger gerne im R&B auf den Drums eingesetzt, meist auf den Becken. Das gibt diesen schön rollenden Groove, der ständig in Bewegung ist. Prince hat das gerne gemacht. Aber auch bei neueren R&B-Songs wie „The Dream – Walking On The Moon ft. Kanye West“ kommt auf den Drums subtil ein Flanger-Effekt mit langer Laufzeit zum Einsatz.

Und klar, die Gitarre ist immer wieder ein beliebtes Ziel für Flanger-Effekte. Zum Beispiel bei „Van Halen – Unchained“ oder bei den „Small Faces – Itchykoo Park“, bei dem auf einmal der ganze Song nach Flanger klingt.

Die bekanntesten Flanger-Effektgeräte

TC Electronic Thunderstorm Flanger

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Ein günstiger und sehr gut klingender Gitarren-Flanger, der – wir betonen es immer wieder – auch prima mit andern Instrumenten funktioniert. Kinderleicht zu bedienen und mit vielen Klangvariationen.

MXR M-117 Flanger

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MXR M-117R Flanger
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Kundenbewertung:
(48)

Den gibt’s schon seit den 70ern! Er ist ein echter Klassiker und auf unzähligen Platten zu hören. Zwar nicht der günstigste Flanger, aber mit Sicherheit einer der besten!

Strymon Deco V2

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Strymon Deco V2
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Auch der kann zwar nicht in die Zukunft gucken, aber wer auf Tape-Sound steht und gleich noch Saturation, Echo und Chorus zum Flanger haben möchte, ist hier genau richtig. Der Schwerpunkt liegt hier tatsächlich auf dem Klang von Tape und gerade dadurch klingt dann auch der Flanger extrem gut.

Harley Benton Classic Flanger

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Harley Benton Classic Flanger
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Nach den beiden gerade für Einsteiger vielleicht doch etwas abschrecken teuren Modellen hier noch unser Preistipp! Der Classic Flanger von Harley Benton langt zwar nicht so brachial zu wie die Edel-Kollegen, funktioniert aber ganz wunderbar auf verschiedensten Instrumenten und bietet dank der vier Parameter auch eine entsprechend große Effektbandbreite.

Flanger-Effekt – Klangbeispiele

Wie in dieser Serie üblich, gibt’s auch in dieser Folge über den Flanger-Effekt passende Beispiele zu hören. Wie immer gibt es erst das Signal ohne Effekt, dann wird der Effekt dazugeschaltet.

Klangbeispiel 1 – Jazz Drums

Eher subtil klingt der Flanger auf diesen Drums. Vor allem auf den Becken wie dem Crash auf der 1 ist der Flanger gut zu hören. Das sorgt für eine gleichmäßige Bewegung über den vielen Shots und macht einen zusätzlichen, entsprechend langsameren Groove.

Klangbeispiel 2 – E-Bass

Der Flanger wirkt auf dem E-Bass schon fast Chorus-Artig, nur sanft sind seine Bewegungen zu hören. Gibt dem von mir eher hölzern gespielten Bass deutlich mehr Leben.

Klangbeispiel 3 – Funky Guitar

Diese Gitarre stammt mal wieder aus dem Virtual Guitarrist Sparkle von UJAM. Der heftige Stereo-Flanger, der fleißig von links nach rechts wandert, kommt aus der Uhbik-Effektsammlung von U-he. Manchmal darf ein Flanger auch sehr effektvoll zum Einsatz kommen.

Klangbeispiel 4 – Synthesizer-Pad

Das ist das Pad aus dem oben erwähnten Trance-Track „Ready To Flow“. Es stammt aus einem alten Roland Jupiter-6. Als Flanger kam der in meiner DAW mitgelieferte Effekt zum Einsatz. Hier sind wir schon nah dran am Düsenflugzeug, wofür das mittige Pad sorgt.

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u-he Uhbik Download
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Musikereffekt Flanger – Fazit

Der Flanger-Effekt ist mal mehr, mal weniger „in Mode“. Das bezieht sich aber vor allem auf die deutlich hörbare Variante, die vielleicht mal in einem Gitarrensolo oder einem Drumbreak zum Einsatz kommt. Um statischen Sounds und Grooves mehr Leben einzuhauchen, ist er ideal. Er kann für die annähernd gleiche Breite wie ein Chorus sorgen, macht Sounds aber lebendiger. Ein guter Flanger (oder auch eine kleine Auswahl) gehört in jeden Recording-Haushalt!

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