Das Tremolo ist ein sehr beliebter Effekt, den wir Musiker gerne und häufig einsetzen. Sowohl bei Instrumenten wie auch beim Gesang kommt er zum Einsatz. Wir erklären, wie das Tremolo funktioniert und warum der Effekt so oft mit dem Vibrato verwechselt wird.
Check it: Tremolo
Bei einem Tremolo wird das Signal abwechselnd lauter und leiser gemacht. Dabei sind oft die Geschwindigkeit, in der sich laut und leise abwechseln, die Intensität des Eingriffs auf die Lautstärke sowie bei vielen Effekten auch die zur Modulation eingesetzte Schwingung regel- bzw. veränderbar.
Einfach ausgedrückt ist ein Tremolo-Effekt also die Modulation der Lautstärke. Man nennt das auch Amplitudenmodulation. Werfen wir mal einen Blick auf ein paar technische Details. Schließlich hat ein Tremolo-Effekt nicht einfach nur einen Ein- und Ausschalter, sondern ein paar Regler, mit dem wir den Effekt beeinflussen können.
Tremolo-Effekt – Technik
Um die Lautstärke eines Signals zu verändern, könnte man ja auch einfach am Lautstärkeregler hin und her drehen. Und tatsächlich machen das viele E-Gitarristen auch, um einen solchen Effekt zu erzeugen. Einfacher und gleichmäßiger geht es aber mit einem Baustein, der eine gleichmäßige und regelbare Schwingung erzeugt, die man auch noch verändern kann.
Synthesizer-Profis wissen sofort, womit man das macht: mit dem LFO, das steht für Low Frequency Oscillator. Dieser niedrig schwingende Oszillator erzeugt eine Schwingung, mit der die Lautstärke des Signals bearbeitet werden kann. Wir bearbeiten beim Tremolo ja wohlgemerkt nicht das eigentliche Klangsignal, sondern nur dessen Lautstärke. Und so wird bei Tremolo einfach ausgedrückt ein LFO an einen Lautstärkeregler geklemmt. Es reichen also schon zwei Bausteine für einen Tremolo-Effekt aus.
Tremolo-Effekt – Parameter
Gucken wir mal, auf was wir bei einem Tremolo-Effekt alles Einfluss nehmen können. Die meisten Effektpedale und viele Plug-ins kommen mit zwei Reglern aus, manchmal gibt es auch drei (und auch mal noch ein paar Extras drumherum). Es sind also nicht viele Parameter, aber die reichen in diesem Fall völlig aus.
- Speed: Damit wird das Tempo des Tremolos bestimmt. Dieser Parameter bestimmt, wie schnell der LFO schwingt und so die Lautstärke rauf- und runterregelt.
- Depth: Mit diesem Parameter regelst du, wie weit der Regelbereich der Lautstärke sein soll. Bei einem kleinen Wert ist der Unterschied zwischen laut und leise nur gering, bei einem großen Wert ändert sich die Lautstärke sehr.
Für den dritten Parameter muss ich ein bisschen weiter ausholen. Wenn man die Lautstärke ganz gleichmäßig modulieren möchte, nimmt man einfach eine Sinusschwingung. (FOTO) Die schwingt regelmäßig um den Nullpunkt und ist die einfachste Form der Schwingung. Wenn man aber genau diese Gleichmäßigkeit nicht will, muss man die Schwingung verändern. Dazu gibt es bei vielen Tremolo-Effektgeräten noch einen Regler, der meist schlicht mit LFO benannt ist. Damit kannst du meist von einer spitzen Dreieckschwingung über Sinus bis zu einer sprunghaften Rechteckschwingung stufenlos überblenden und dem Tremolo auf völlig unnatürlich klingende Lautstärkeveränderungen aufzwingen.
Im Bild oben siehst du das Tremolo aus der DAW Logic von Apple. Da hier die Geschwindigkeit zum Song-Tempo synchronisiert ist, siehst du sie als Notenwerte. Das ist der Speed-Regler. Depth ist wie oben beschrieben. Die Besonderheit dieser Software ist, dass die Schwingung des LFO nicht nur mit einem Regler, sondern zusätzlich mit den Punkten an den Kurven rechts eingestellt werden kann. Auch hier sind Variationen von weich bis knallhart möglich.
Tremolo-Effekt – bekannte Geräte
Wie immer wollen wir dir hier auch ein paar bekannte Geräte vorstellen, die einen Tremolo-Effekt erzeugen.
Echtes Vintage-Gefühl kommt beim TC Electronic Choka Tremolo auf. Das hat einen analogen Schaltkreis und der LFO kann stufenlos vom eher sanft schwingenden Sägezahn bis zum pulsierenden Rechteck eingestellt werden. Klingt für mich ganz schön nach California Surfin‘.
Die gleichen Parameter wie beim Tremolo von TC gibt’s beim Boss TR-2 im klassischen Boss-Bodentreter-Design. Aber die Klangphilosophie von Boss ist eben eine ganz andere. Klingt für mich deutlich moderner.
Die Effekte von Electro Harmonix kann man von ganz subtil bis erschreckend brachial einsetzen. Das Stereo Pulsar Tremolo macht da keine Ausnahme. Klingt super mit E-Piano, kann aber auch richtig schön Vintage-Surfin‘!
Tremolo-Effekt in der Musik
Jetzt haben wir schon so viel über den Effekt und bekannte Effektgeräte erzählt, da dürfen ein paar bekannte Beispiele nicht fehlen! Ganz oft wird der Tremolo-Effekt auf der Gitarre eingesetzt. Zwei Klassiker aus beinahe längst vergessenen Zeiten sind „A Change is Gonna Come“ von Otis Redding (1965) und „Crimson and Clover“ von Tommy James & The Shondells (1968). Bei Tommy James wurde das Tremolo nicht nur an das Songtempo angepasst, sondern auch auch noch auf den Gesang gelegt. Klingt großartig!
Aber auch in der moderneren Musik kommt der Tremolo-Effekt immer mal wieder vor, zum Beispiel bei „Guerilla Radio“ von Rage Against The Machine. Das hört man vor allem in der Live-Version sehr gut. Hm, okay, das ist aus dem Jahr 1999 und damit ebenfalls aus dem letzten Jahrtausend. Es wird also schleunigst Zeit, dass du den nächsten Hit mit einem Tremolo machst!
Tremolo-Effekt – Tipps des Autors
Meist seht ihr in diesen Artikeln ein Foto eines passenden Hardware-Effektgeräts aus der meiner Sammlung. Aber ein reines Tremolo-Gerät hab ich gar nicht – und trotzdem setze ich den Effekt immer wieder mal in einer meiner Produktionen ein. Meine Lieblings-Tremolos sind das aus einem alten Boss SE-70 Multieffektgerät sowie das in Apple Logic integrierte Software-Tremolo und mein absoluter Favorit: das Plug-in Uhbik-T aus der Uhbik-Effektesammlung von u-he.
Wichtig für mich sind dabei zwei Dinge: Zum einen setze ich den Effekt gerne stereo ein, was einen schönen Panorama-Effekt gibt. Zum anderen finde ich es für moderne Produktionen sehr wichtig, dass das Tremolo mit dem Songtempo synchronisierbar ist und ich dann in Notenwerten den Effekt beeinflussen kann. Ist für viele Gitarren-Sachen jetzt nicht so zwingend erforderlich, aber ich nutze den Tremolo-Effekt auch meist auf ganz anderen Sounds.
Tremolo-Effekt – Klangbeispiele
Keine Ausgabe unserer Effekte-Serie ohne Klangbeispiele! Schließlich kann ich hier noch so viel schreiben, aber gerade Einsteiger müssen einfach hören, wie ein Effekt klingt. Wie immer gibt es erst einen Durchlauf ohne Effekt, danach wird der Effekt hinzugeschaltet.
In Klangbeispiel 1 hörst du ein E-Piano (Stage 73 von Arturia, Preset Clean Mark V) mit einem synchronisierten Achtel-Tremolo aus u-he Uhbik-T. Die Betonung wird ganz anders.
Noch deutlicher ist die Veränderung der Betonung in Klangbeispiel 2, was vor allem an den kürzeren Noten liegt. Hier spielt eine Single-Coil-E-Gitarre aus dem Plug-in Virtual Guitarist Sparkle von UJAM eine typische Disco-Phrase der 70er-Jahre. Die Akkorde sind übrigens die gleichen wie beim ersten Beispiel. Nach einem Durchlauf setzt das Logic-eigene Tremolo mit einem synchronisierten Sechzehntel-Tremolo ein.
Während die ersten beiden Beispiele ja recht „klassisch“ sind, also häufig vorkommen, habe ich im dritten Klangbeispiel bewusst einen anderen Sound eingesetzt. Noch einmal kommt ein Instrument der Arturia V-Collection zum Einsatz, diesmal der OB-Xa mit dem wohl berühmtesten Oberheim-Sound. Das schnelle Tremolo stammt aus Native Instruments Guitar Rig. Achte mal darauf, wie die Akkorde links liegenbleiben zu scheinen und rechts anfangen zu flattern! Links flattern die natürlich auch, aber bei den Höhen rechts nimmst du es anders wahr.
Tremolo und Vibrato – das Begriffsdurcheinander
An dieser Stelle nur ganz kurz, denn in Kürze dazu haben wir einen eigenen Artikel für dich! Rein technisch und für die Effektwelt auch gültig ist das Tremolo wie oben erwähnt die Modulation der Lautstärke. Das Vibrato dagegen ist in der Effektwelt – und in der tummeln wir uns in diesem Recording-Artikel ja – die Modulation der Tonhöhe, das nennt sich dann auch Frequenzmodulation. Eigentlich toll: zwei Begriffe, zwei klare Definitionen. Wenn es doch nur so einfach wäre!
Denn nun geht’s los: In der Musik bezeichnet das Tremolo entweder die schnelle Wiederholung eines Tons oder Akkords oder das schnelle Wechseln zwischen zwei Tönen oder Akkorden von mindestens einer Terz Abstand. Das funktioniert bei vielen Instrumenten und beim Gesang mit unterschiedlichen Techniken und dem ein oder anderen Problemchen.
Und dann gibt’s da ja auch noch die E-Gitarre! Da heißt es mal Vibrato, mal Tremolo – und meint die Vorrichtung, an die man einen Hebel schrauben kann und damit die Saitenspannung verändert. Und genau: In der Recording-Welt ist das ein Vibrato, denn hier wird die Tonhöhe manipuliert.
Schlussendlich muss man bei der Verwendung der Begriffe eben wissen, ob man von Musik oder von Technik spricht.
Das Tremolo kann ganz sanft und langsam zum Einsatz kommen, dann fällt es kaum auf und wirkt eher aufs Unterbewusstsein. Brachial und schnell dagegen hört man die pulsierenden Klänge des Tremolo-Effekts sofort. Es liegt an dir und deinem Song, wie du es einsetzt.