Raumakustik im Home Studio: Wie du deinen Raum einrichtest

Ein Ausflug in die akustischen Grundlagen beim Homerecording

| Foto: Shutterstock von PrinceOfLove

Du möchtest die Raumakustik im Home Studio verbessern, aber das Budget ist begrenzt. Mach‘ dir keinen Kopf, das ist bei Einsteigern in der Homerecording-Szene keine Seltenheit. Deinen großen Track willst du ja erst noch landen. Hier kommen unsere Tipps, worauf du bei der Einrichtung des Raumes und dem Verbessern der Raumakustik achten solltest:

Check it – Raumakustik im Home Studio

  • Home Studio versus Tonstudio
  • Trockene Raumakustik
  • Absolute Stille
  • Von Studiokopfhörer bis zu Schallschluckern
  • Absorber und was der Haushalt sonst noch hergibt

Raumakustik im Home Studio – Unterschiede zum Profi-Tonstudio

Halten wir uns zunächst einmal die Besonderheiten beim Homerecording vor Augen und Ohren: In einem professionellen Tonstudio gibt es – mindestens – zwei verschiedene Räume, den Aufnahme- und den Regieraum. Das heißt, dass die Akustik der Räume komplett voneinander getrennt ist und einzeln betrachtet werden kann (und muss!).

Ein- oder Zweiraum-Abteilung? | Foto: Shutterstock von PrinceOfLove und LightField Studios

Die Tontechniker-Anforderung: trockene Aufnahme

Im Unterschied dazu findet die Aufnahme beim Home-Recording üblicherweise im selben Raum statt, in dem sich auch die Regie befindet. Das heißt, hier treffen hinsichtlich der Raumakustik im Home Studio konkret unterschiedliche Anforderungen aufeinander. Die des aufnehmenden Tontechnikers – deine! Du willst natürlich eine möglichst neutrale Tonaufnahme machen. Man spricht davon, dass der Raum „trocken“ gemacht werden muss.

Die Musiker-Anforderung: Absolute Stille bitte!

Dann wiederum die Anforderung des Musikers, Sängers, Moderators, Synchronsprechers oder wer auch immer sich da als Protagonist auf der Homerecording-Startbahn befindet: Deren Devise lautet leicht nachvollziehbar, dass im Raum keine störenden Geräusche die Aufnahme beeinträchtigen dürfen, sobald die rote Lampe leuchtet. Zwei gegensätzliche Vorstellungen – gar nicht mal so einfach, das hinzubekommen.

Rattert beispielsweise die ganz Zeit der Lüfter des Rechners fröhlich durch die Gegend, wird das später als Einstreuung auch auf der Aufnahme zu hören sein. Allein das Klicken der Computer-Maus kann die Raumakustik im Home Studio erheblich stören. Blubbert die Kaffeemaschine während der Aufnahme, könnt ihr euch zwar über einen heißen Wachmacher in langen Aufnahmesessions freuen. Der Take an sich hingegen ist schlichtweg versaut.

Das soll und darf nicht passieren; vor diesem Hintergrund müsst ihr Raumgeräusche zwingend vermeiden. Wo ein Gerät mit Eigengeräuschen nervt, könnt ihr es entweder genervt erwürgen oder nach einer vernünftigeren, leiseren Lösung für die Raumakustik im Home Studio suchen. Die gibt es auch bei PCs & Co. durchaus.

Bereits die richtigen Kopfhörer sind ausschlaggebend

Noch deutlicher zeigt sich das, wenn die verkehrten Kopfhörer genutzt werden. Bekanntlich gibt es offene und geschlossene – also ohrabdichtende – Kopfhörer. Die offenen Modelle haben durchaus ihre Existenzberechtigung, allerdings nicht im Home Studio. Was während der Aufnahme über die Kopfhörer geschickt wird, kommt über das Mikrofon durch, wodurch eine unangenehm undefinierte Schleife entsteht.

Wichtig demnach: Die Dinger müssen dicht sein, erst dann sind die Studio-Monitore fürs Homerecording geeignet. Ein gutes und noch leistbares Beispiel ist der Bluetooth-fähige Kopfhörer Audio-Technica ATH-M50 XBT2. Der funktioniert übrigens auch ohne Funk, einfach per beiliegendem Kabel.

Wichtig für die Raumstille: ohrumschließende Kopfhörer | Foto: Shutterstock von Mendia Design

Zugegeben, wir schweifen ein wenig vom eigentlichen Thema ab. Grund dafür ist lediglich, zu verdeutlichen, mit welchen besonderen Rahmenbedingungen ihr es bei der Raumakustik im Home Studio zu tun habt. Die eine Seite soll absolut still sein, die andere soll ungestört laut sein. Durchaus ein Paradoxon. Widmen wir uns konkret der Frage, wie wir den Raumklang trocken kriegen.

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Trocken heißt frei von Raumeffekten

Vielleicht philosophieren wir noch ein paar Sekunden über den Begriff „trocken“. Stimmen, Instrumente als auch Geräusche klingen natürlicher durch Raumeffekte wie den Hall, zumal das der menschlichen Hörgewohnheit entspricht und sich das selektive Hörbewusstsein daran orientiert. Anspruch bei einer Aufnahme ist es allerdings, diese Räumlichkeit nicht durch bereits durch den Aufnahmeraum oder das Instrument zu definieren. Stattdessen werden Raumeffekte erst anschließend, beispielsweise über ein Hall-Plug-in in der DAW auf die jeweiligen Spuren und auch den Mixdown gegeben. „Trocken“ ist in diesem Sinne gleichbedeutend mit „frei von Raumeffekten“.

Schallschlucker müssen her

Für die richtige Raumakustik müssen wir nun dafür sorgen, dass der Raumfaktor des Halls absorbiert wird. Verstehen müssen wir an dieser Stelle, dass sich Schall je nach Frequenzbereich unterschiedlich ausbreitet. Und dafür müssen wir uns Höhen, Mitten und Bässen separat widmen.

Bitte keine Eierkartons an den Wänden sammeln

Gerne wird an dieser Stelle das Beispiel der von Eierkartons & Co. aufgeführt. Klare Aussage: Die Wände einfach nur mit Eierkartons zu bepflastern, ist herzlich sinnlos. Sieht vielleicht ganz witzig aus. Das Ergebnis ist aber, dass lediglich von den hohen Frequenzen etwas weggenommen wird; das Klangbild wird unausgewogen und einseitig. Nur die Höhen weg, alles andere aber bleibt vorhanden. Das macht wenig Sinn. Der Raumschall muss über das gesamte Spektrum weg reduziert werden.

Besser geeignet sind Schaumstoff-Absorber, wobei du allerdings unbedingt darauf achtest, nicht den gesamten Raum damit zu verkleiden. Auch das könnte sich einseitig auswirken und eben nicht sämtliche Frequenzbänder berücksichtigen. Gleich ein ganzes Paket dieser hilfreichen Schaumstoffplatten findest du auf dieser Produktseite auf thomann.de. Unbedingter Vorteil: Dieses Material entspricht den DIN-Normen und ist flammhemmend.

So bitte nicht! | Foto: Shutterstock von less.talk

Bassfallen, Breitband-Absorber und Diffusoren

Ausgewogener wird der Klang durch den Einsatz von sogenannten Bassfallen. Stellst du die selber her, handelt es sich dabei um auf der Vorderseite geöffnete Kästen. Ideal sind solche mit einer Bautiefe von ca. 40 cm. Die Bassfallen platzierst du in den Raumecken.

Angeboten werden auch weitere Bass-Absorber zur Optimierung der Raumakustik. Unterschiedliche Formen, Materialien und Formate.  Eine beliebte Variante der Corner Bass Traps ist von der Marke t.akustik auf dem Markt. Die Bezeichnung lautet CBT-37.

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Den Mitten widmest du dich mit speziell dafür geeigneten Breitband-Absorbern, ebenfalls Kästen, eben nur kleiner als die Bass-Kandidaten. Die Bautiefe sollte etwa 14 cm betragen. Und so geht es weiter mit den Höhen. Damit ist schon mal der Anfang des Sound-Interieurs geschaffen.

Ebenso wichtig sind die sogenannten Diffusoren. Die kannst du dir kaufen, allerdings auch auf einfachere Möglichkeiten wie beispielsweise ein Bücherregal zurückgreifen. Eben etwas, wo Gegenstände nebeneinanderstehen, ohne eine einheitliche große Fläche zu bilden.

Keine glatten Flächen zulassen

Aber damit hast du natürlich noch längst nicht den gesamten Raum im Griff. Der Grundsatz lautet, dass glatte und insbesondere große Flächen der Feind jeder vernünftigen Akustik sind. Vermutlich hat das Zimmer mindestens ein Fenster. Raumakustik im Home Studio hat nichts mit lebensfrohem Sonnenlicht zu tun. Du benötigst Vorhänge, um die Fensterflächen abzudecken. Und die sollten möglichst dick und schwer sein. Also nicht die Fenster, sondern die Vorhänge.

Das Gleiche gilt für den Fußboden. Über das Naheliegende denkt man manchmal gar nicht nach. Und der Boden liegt sehr nahe. Darauf stehst du schließlich. Pflegeleichtes Laminat reflektiert, statt zu absorbieren. Weitaus funktionaler ist ein Teppich und der darf auch gerne dick sein. Falls du die Möglichkeit hast, legst du auch noch Läufer darüber. Fenster, Wände und der Fußboden sind schon mal dicht. Kriegst du noch Luft?

Das vorsätzliche Chaos

Okay, aber damit sind wir immer noch nicht am Ende. Jetzt geht’s ans Eingemachte. Manche empfinden das als urgemütlich, andere als schlichtweg unaufgeräumt. Einer Meinung zu Ordnung oder Unordnung wollen wir uns lieber enthalten. Hier geht es um Funktionalität. Fakt ist, jedes schallschluckende Einrichtungsdetail kann dienen.

Das zielgerichtete Chaos nimmt seinen Lauf | Foto: Shutterstock von Madhourse

Polstermöbel, Kleidungsstücke und mehr

Das Sofa, das du deinen Eltern unterm Hintern wegziehst und in deinen Aufnahmeraum schleppst, ist ein super Schallabsorber. Wenngleich damit vermutlich die Stimmung zu Hause schnell kippen wird. Gut auch, wenn du Laken und Decken aufhängst, beispielsweise über Stühle oder über eine durch den Raum gezogene Wäscheleine. Und nein, dies ist kein Artikel über die Halloween-Einrichtung.

Steht im Raum ein Kleiderschrank, ist das ebenfalls gut für dich und die gewünscht trockene Raumakustik. Du sollst jetzt nicht sämtliche der umherfliegenden Utensilien in den Schrank stopfen und in dann vor neugierigen Blicken verschließen. Ganz im Gegenteil: Vermutlich hängt oder liegt darin deine Kleidung. Spätestens unmittelbar vor der Aufnahme öffnest du die Schranktüren. Die Klamotten sind perfekte Schallabsorber; gerade für die Höhen und Mitten.

Matratzen sind nicht nur zum Schlafen geeignet

Und dann noch einen vielleicht etwas riskanten Tipp, wenigstens in Sachen Hausfrieden: Ideale Schallschlucker, geradezu das Wundermittel schlechthin, sind Matratzen. Renn jetzt nicht durch die Wohnung und zerre aus sämtlichen Betten die Matratzen heraus. Die kann sich auch auf anderem Wege besorgen. Die Matratzen stellst du nun aufrecht an die Wände. Mit diesen Maßnahmen ist der Raum bereits ziemlich gut und vor allem preisgünstig eingerichtet.

Ganz ehrlich, ich weiß wirklich nicht, wie dein Home Studio mit all diesen Tipps – teilweise aus dem DIY-Bereich – aussehen wird. Könnte durchaus passieren, dass du dich wie in einem Inhouse-Zeltlager oder wie auf dem Selfmade-Flohmarkt fühlst. Mag auch sein, dass deine Mitbewohner, ob Eltern, Freundin, Freund oder wer auch immer einen ausgiebigen Schreikrampf zum Besten geben. Na ja, da muss man eben durch, wenn man den perfekten Down-Mix mit optimaler Raumakustik im Home Studio hinkriegen will.

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