Die Bluetooth-Technologie ist längst zum selbstverständlichen Bestandteil unseres Alltags geworden. Gerne wird auf ein nerviges Kabelwirrwarr verzichtet. Sei das im Homeoffice, beim Musik-bespaßten Workout im Freien, Podcasten oder Home-Recording. Verbleibt die Frage, ob Bluetooth-Kopfhörer schädlich sind. Ein Erklärungsversuch:
Check it: Sind Bluetooth-Kopfhörer schädlich?
- Kabellose Komponenten vermehrt im Fokus
- Kinderkrankheiten längst ausgeräumt
- Einordnung in Bluetooth-Klassen
- Klassifizierung nach Leistungswerten
- Frage der individuellen Sichtweise
- Ein paar Beispiele
Bluetooth-Kopfhörer schädlich oder nicht
Bekanntlich kann jeder Kopfhörer die Ohren schädigen, falls die Musik oder was auch immer zu laut aufgedreht wird. Das allerdings soll hier nicht das Thema sein. Vielmehr wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, inwieweit die Strahlung von Bluetooth-Kopfhörern schädlich ist. Umso mehr interessiert uns dieses Thema, zumal immer mehr Musiker sich dem Home-Recording widmen oder in kontaktfreien Online-Schalten miteinander in kontaktfreier Verbindung stehen.
Lange vor den Kontaktbeschränkungen im Kontext der Corona-Pandemie haben das Home-Recording, Streaming und die Online-Schalte an Fahrt aufgenommen. Spätestens seit Frühjahr 2020 rückte das Thema bei Musikern dann mit voller Wucht in den Mittelpunkt: Lockdown! Konzerte, gemeinsame Auftritte als auch Bandproben waren nicht mehr möglich. Also pirschte man immer weiter in die virtuelle Welt.
Wirksame Lösung wider den nervenden Kabelsalat
Das für das kleine Heimstudio benötigte Equipment war in Teilen bereits vorhanden oder konnte mit überschaubaren Mitteln aufgestockt werden. Der musikalische Eigenanspruch lautet wie immer, mit bestmöglichem Sound zu senden und zu empfangen. Und dann soll alles auch noch durchdacht und komfortabel organisiert sein, idealerweise kabelfrei.
Nicht nur für die Abhöre setzen viele auf Bluetooth-Kopfhörer. Und noch immer steht die Frage im Raum, ob die hochfrequente Strahlung der Bluetooth-Kopfhörer schädlich ist oder nicht. Zumal der Standard weltweit zugelassen und klassifiziert ist, könnte man obrigkeitsvertrauend sagen, aufgrund der geringen Strahlungswerte bestehe keine Gefahr. Das wollen wir selbstverständlich nicht obrigkeitshörig hinnehmen, sondern auch verstehen. Blicken wir gemeinsam hinter die Bluetooth-Kulissen:
Offizielle Klassifizierung in Bluetooth-Klassen
Zunächst sollten wir wissen, dass Bluetooth in drei sogenannte Leistungsklassen eingeteilt wird. Die Bluetooth-Klassen 2 und 3 werden am häufigsten genutzt. Damit konzipierte Kopfhörer erzielen kabelfreie Reichweiten bei Klasse 3 im Nahbereich bis etwa 10 Meter, bei Klasse 3 bis zu etwa 30 Meter und darüber. Zu tun hat das mit der unterschiedlichen Sendeleistung. Und eben die ist verantwortlich für die geringe oder höhere Strahlenbelastung.
Gemessen wird das über den sogenannten SAR-Wert. Die Abkürzung steht für „spezifische Absorptionsrate. Bezeichnet wird mit dem SAR-Wert die Energie, die der Nutzer am Kopf und Körper aufnimmt. Bemessen wird dieser Wert in Watt pro Kilogramm (W/kg). Getroffen wird damit die Aussage, in welchem Maß elektromagnetische Felder auf ein Gewebe einwirken. Genauer gesagt, inwieweit sie das Gewebe erwärmen.
Hier die Unterschiede der Bluetooth-Klassen:
Oder knapper auf den Punkt gebracht:
- Bluetooth-Klasse 1: Sendeleistung bis 100 mW, Reichweiten von 100 Metern und mehr
- Bluetooth-Klasse 2: Sendeleistung bis 2,5 mW, Reichweiten bis zu einigen 10 Metern
- Bluetooth-Klasse 3: Sendeleistung bis 1,0 mW, Reichweiten bis höchstens etwa 10 Meter
Im Sinne der Nutzer: Zahlen gehen vom Worst-Case-Szenario aus
Bluetooth nutzt die Funkfrequenzen des sogenannten 2,4-GHz-ISM-Bandes, also Frequenzen, die weltweit unlizenziert sind und insofern auch ohne separate Anmeldung genutzt werden können. Tatsächlich bedeutet das 2,4 Milliarden Impulse, die pro Sekunde durch den Körper gehen, sofern er sich zwischen Sender und Empfänger befindet. Die zunächst gigantisch und erschreckende Zahl müssen wir allerdings schnellstens relativieren. Schließlich stehen wir höchst selten zwischen diesen beiden Bluetooth-Kandidaten, sondern hören oder sehen das Ergebnis erst im Endresultat.
Einordnung erfolgt nach höchstmöglicher Sendeleistung
Dennoch bleiben am Körper getragene Geräte eine erhöhte Strahlungsquelle, so eben auch Bluetooth-Kopfhörer. „Erhöht“ klingt in diesem Fall unpassend dramatisierend. Die vom Körper aufgenommene Strahlung ist bei den Bluetooth-Klassen 2 und 3 allenfalls marginal höher als Null. Auch sollte man wissen, dass Geräte mit Bluetooth-Klasse 1 nicht per se gefährlich sein müssen. Strahlt ein Gerät dauerhaft in Klasse 3, kann in Ausnahmen aber in Klasse 1 senden, wird das Gerät automatisch in Klasse 1 eingestuft.
Sendeleistung im Betrieb üblicherweise reduziert
Um die Thematik noch weiter zu entschärfen, sollten wir uns das nach internationalen Normen übliche Messverfahren vor Augen führen. Tatsächlich ist es so, dass der SAR-Wert bei höchstmöglicher Sendeleistung der jeweiligen Geräte gemessen wird. Diese wird aber im Normalbetrieb der Geräte nicht annähernd erreicht. Stattdessen wird die Leistung heruntergeregelt, um dadurch Energie zu sparen und Interferenzen zu vermeiden. Das Resultat sind noch kleinere E-Felder und SAR-Werte.
Eine Frage der Perspektive zwischen Mehr und Nichts
In der heutigen Zeit scheinen Smartphones bei vielen Menschen fest mit den Ohren verwachsen zu sein. Kann man machen, muss man aber nicht machen. Immerhin wird eine unmittelbare Strahlenbelastung abgegeben, die deutlich höher ist als die von kabellosen Kopfhörern mit Bluetooth-Klasse 2 oder 3.
Das iPhone 11 Pro Max strahlt mit einem SAR-Wert vom 0,99, ein iPad Mini sogar mit einem Wert von 1,19. Aber okay, ein iPad haltet ihr euch üblicherweise auch nicht direkt an die Birne. Das iPhone ist je nach Modell also ungefähr 99-Mal stärker strahlend als ein Bluetooth-Gerät der Klasse 2. Das sind Zahlen mit dem Potenzial uns zu beeindrucken.
Anfängliche Kinderkrankheiten längst ausgeräumt
Seit der ersten Version Bluetooth 1.0 im Jahr 1999 hat sich einiges getan. Mittlerweile sind wir bei der Bluetooth-Standard 5.0 mit der Erweiterung 5.1 und dem Standard für die 2020er Jahre 5.2 angekommen. Die Versionen sind über die Bluetooth-Generationen hinweg ständig optimiert worden. Sie wurden schneller, such- und zielgenauer und energiesparender. Mit Bluetooth 5.2 werden über den sogenannten LC3-Codec mehrere Kopfhörer von einer Audioquelle abgehört werden können. Die qualitativen Voraussetzungen sind maßgeblich besser geworden, wodurch nun auch die letzten Bluetooth-Gegner ihre Widerstände aufgeben könnten.
Die insbesondere in den Kinderschuhen von Bluetooth erlebten Nachteile sind längst ausgeräumt. Die aktuellen Versionen sind mit den „Erstklässlern“ von damals kaum mehr vergleichbar. Das gilt für sämtliche Komponenten von der Bluetooth-Mouse bis zum Armband-Tracker und mehr, selbstverständlich auch für kabellose Kopfhörer. Und die Entwicklung ist offensichtlich noch lange nicht am Ende. Einzige Problematik ist, dass für die Nutzung neuer Versionen üblicherweise auch neue Geräte angeschafft werden müssen. Ein simples Update ist trotz Abwärtskompatibilität im Normalfall nicht möglich.
Fazit: Marginal bis gar nicht schädlich
Generell vollzieht die Welt gerade den Trend zu portablen und mobilen Anwendungen. Faktisch bedeutet das, dass wir permanent Strahlungen ausgesetzt sind, sei es über WLAN-Zugangspunkte, Smartphones und viele weitere mobile als auch stationäre Endgeräte. Vor diesem Hintergrund ist Bluetooth alleinstehend nicht schädlich, aber eben auch ein Teil des uns umgebenden unsichtbaren Elektrosmogs. Und so empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS): „ (…) Bevorzugen Sie Kabelverbindungen, wenn auf Drahtlostechnik verzichtet werden kann.“
Unter dem Strich steht, dass Bluetooth-Kopfhörer nicht schädlich sind, weil sie weniger Strahlen abgeben als beispielsweise das Smartphone. Vielmehr sind die Kabellosen eine Lösung, mit der die Strahlenbelastung in unserer Alltagsrealität gesenkt wird. Auf das iPhone oder Smartphone mag man heutzutage nicht mehr verzichten. Da scheint es doch allemal sinnvoller, es in der Tasche oder wo auch immer zu lassen und auf Bluetooth-Kopfhörer und -Headsets zu setzen. Die Zahlen sprechen dagegen, dass Bluetooth-Kopfhörer schädlich sein könnten. Auf alle Fälle sind sie das kleinere Übel.
Empfehlenswerte Bluetooth-Kopfhörer
Klanglich über alle Zweifel erhaben ist der ATH-M50 von Audio-Technica. Ein millionenfach genutzter Studio-Kopfhörer, den seit 2018 auch als Bluetooth-Modell gibt. An Bord hat er Bluetooth® Version 5.0 der sich für den Nachbereich von Distanzen mit Sichtlinie bis etwa 10 Meter empfiehlt. Den kultigen Over-Ear-Kopfhörer findest du auf dieser Produktseite auf thomann.de.
Besonders beliebt, ob für das Studio oder unterwegs ist der beyerdynamic Lagoon ANC Explorer. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen ohrumschließenden Kopfhörer mit innovativer Bluetooth-Technologie mit sämtlichen erwünschten Funktionen und Bluetooth-Profilen. Der Klang lässt sich via MOSAYC personalisieren. Mit seinen Übertragungsbereich von 10 – 30.000 Hz übertrifft er den zuvor genannten Kandidaten noch um ein paar graswachsende Töne. Weitere Details auf dieser Produktseite auf thomann.de.
Wagen wir uns für den optimalen Klang noch eine Preisstufe höher, möchte sich der Bowers & Wilkins PX 7 C empfehlen. Ausgestattet mit Bluetooth 5.0, zeichnet er sich als Carbon-Edition durch minimalen Klirrfaktor und gleich vier Mikrofone für die aktive Rauschunterdrückung und zwei Mikrofone zum Telefonieren aus. Einrichten und Anpassen lässt er sich per APP-Steuerung. Auch dieser geschlossene Kopfhörer bietet eine maximale Reichweite von etwa 10 Metern und damit geringste Strahlenbelastung. Ausführliche Angaben der Features auf dieser Produktseite auf thomann.de.
Hinweis der Redaktion: Wir sind weder Mediziner noch Wissenschaftler, insofern ist diese Betrachtung lediglich eine Zusammenfassung recherchierter Quellen. Eine wissenschaftlich fundierte Bewertung können und dürfen wir somit nicht treffen. Tatsache ist: Es gibt keinen klaren Beweis für eine Schädigung, allerdings auch keinen für eine Nichtschädigung.
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Falls ihr mit der Ausstattung beim Recording noch am Anfang steht, dürfte dieser Artikel weitere Inspirationen liefern: „Alles für das Home Studio – welches Equipment ihr benötigt“.