Balalaika spielen – Instrument mit dem Charme russischer Melancholie

Ein Ausflug zu dem etwas anderen Saiteninstrument

| Foto: Shutterstock von Kolbakova Olga

Der Reiz des weniger Bekannten lässt uns immer mal wieder den Blick auf hierzulande weniger prominente Instrumente werfen. Über den Mainstream-Tellerrand hinweggeblickt, ergeben sich interessante musikalische Facetten. Eine davon liefert ein typisch russisches Zupfinstrument, verwandt mit der traditionsreichen Laute. Hier kommen unsere Informationen für dich, wenn du Balalaika spielen möchtest:

Check it: Balalaika spielen – Infos über das Traditionsinstrument

  • Erkennungsmerkmale einer Balalaika
  • Hochanerkanntes Instrument in Russland
  • Unterschiedliche Größen und Stimmungen
  • Praktische Beispiele und Klangimpressionen

Balalaika spielen – drei Saiten, die es in sich haben

Die Balalaika wird hauptsächlich als Folklore-Instrument verstanden. Sie gehört zur Familie der Zupfinstrumente; genauer gesagt zur Familie der Lauten. Und noch exakter ausgedrückt ist es eine Schalenlanghalslaute.  Puh, was für ein Wortmonstrum.

Wie dem auch sei, der Name drückt die spezielle Bauweise des Korpus‘ aus, der aus meistens sechs Teilen besteht, angenähert an die Form einer Muschel. Möchtest du eine Balalaika spielen, wirst du üblicherweise auf Instrumente mit drei Saiten treffen, auch gibt es solche mit drei Doppelsaiten.

Äußerst beliebt und anerkannt, insbesondere in Russland | Foto: Shutterstock von Radomir

Gut erkennbar aufgrund der einzigartigen Form

Mag sein, auch die spezielle Bauweise des Korpus lenkt deine Blicke auf sich, wenn du eine Balalaika spielen willst. Der besitzt eine dreieckige Form. Und das Schallloch ist auffällig klein. Manchmal wundert man sich, dass dort überhaupt Töne in vernünftiger Lautstärke herauskommen können. Aber es funktioniert. Andernfalls wäre sie kaum zu einem der bedeutendsten Instrumente in russischen Kulturkreisen geworden. Und dort wollen wir ein bisschen genauer hinsehen, denn:

Oftmals unterschätzt als reines Folklore-Instrument

Was sie umso interessanter macht, ist dass die Balalaika hierzulande kaum bekannt ist, vielmehr ein behagliches Schattendasein fristet. Vermutlich assoziierst du das Instrument automatisch mit der russischen Volksmusik. Und damit liegst du gleichermaßen richtig wie daneben: Ja, Russland ist ihre Heimat. Und ja, sie wird in der russischen Folklore gespielt.

Allerdings nicht nur, ganz im Gegenteil. Vielmehr gilt sie auch als vollwertiges Instrument in der russischen Klassik. Mit der Beschränkung auf Volksmusik wäre sie nicht ausreichend gewürdigt. Schon kurios, wie leicht man etwas Unbekanntes unterschätzen kann und dennoch so fasziniert ist, dass man Balalaika spielen möchte.

Hohen Stellenwert in Folklore und Klassik | Foto: Shutterstock von Studio 72

Unterschiedliche Größen von Subkontrabass bis Piccolo

Wie zahlreiche andere Instrumente auch gibt es die Balalaika in diversen unterschiedlichen Größen. Vielleicht fangen wir mit dem „Monstrum“ an. Gut festhalten, ich kann das Wort selbst kaum lesen. Die „Kontrabassbalalaika“ bzw. die „Subkontrabassbalalaika“ (Danke Tastatur, dass du das mitgemacht hast) ist die Größte der Verwandten. Hinsichtlich der Größe vergleichbar mit dem Kontrabass.

Auch die – Achtung ich schreib es noch mal – Kontrabassbalalaika wird auf einem Stachel stehend gespielt. Wenn du diese Balalaika spielen willst, solltest du gleichzeitig einen Anhänger oder einen Packesel für den Transport organisieren. Die Kontrabassbalalaika und die Subkontrabassbalalaika sind identisch gestimmt; lediglich der Korpus ist bei der Letzteren noch ein wenig tiefer, der Klang dadurch voluminöser.

Fun Fact am Rande: Die Kontrabass-, Subkontrabass- als auch Bassbalalaika werden mit einem Plektrum gespielt. Soweit noch nicht witzig, aber dieses Plektrum besteht üblicherweise aus Schuhleder. Irrt dein Vater durchs Wohnzimmer, weil er seine Schuhe Größe 48 nicht findet, lass‘ dir nicht anmerken, dass du wissen könntest, zu was die Sohlen verarbeitet wurden.

Ein voluminöses Monstrum unter den Naturinstrumenten | Foto: Shutterstock von Bildagentur Zoonar GmbH

Die mittelhohen Balalaikas für den spezialisierten Einsatz

Werden wir ein bisschen kleiner. Die nächsten beiden nennen sich Alt und Sekunda. Die Alt- und die Sekund-Balalaika möchten per Daumen und Zeigefinger gespielt werden. Auch ein Plektrum kannst du dafür verwenden. Die Bedeutung dieser Größen ist eher untergeordnet, was mit dem Einsatz zusammenhängt.

Diese beiden Modelle werden eigentlich nur im Balalaika-Orchester gespielt und dann üblicherweise auch nur für die Begleitung. Wer Balalaika spielen möchte, kann seine Sammlung damit komplettieren, als erstes und einziges Instrument sind diese Varianten kaum geeignet.

Der genreübergreifende Klassiker: Die Prim-Balalaika

Ebenfalls den Zeigefinger und Daumen benötigst du für die hohe Prim. Möchtest du Balalaika spielen, wirst deine Wahl hierzulande vermutlich auf die Prim-Balalaika fallen, die sowohl als Volksinstrument in der Folklore als auch in der Version als Konzertbalalaika in klassischen Orchestern zu Hause ist. Die Prim gibt es vor diesem Hintergrund in zwei verschiedenen Varianten, die sich durch ihren Tonumfang unterscheiden. Die Konzert-Prim kommt einfach noch ein paar Töne höher.

Preisgünstige Beispiele der Prim-Balalaika

Gleich zwei Beispiele haben wir für dich. Bei der ersten handelt es sich um eine 3-saitige Prim-Balalaika. Auf der mit geschwungenen Linien im naturfarbenen Holz-Look gestalteten Decke ist sie mit einem Blumenornament verziert. Grundsätzlich besteht die Decke aus massiver Fichte mit einer eingelegte Holz-Spielplatte. Der Rücken wird in 6 Teilen aus Ahorn gefertigt. Gestimmt ist die 3-saitige Prim in e1, e1 und a1. Weitere Details findest du auf dieser Produktseite auf thomann.de.

Die 3-saitige Prim als meistgebräuchliche Balalaika | Foto: von Thomann

Auch auf das 6-saitige Pendant möchten wir deinen Blick gerne lenken. Im Grunde genommen sind die Modelle weitestgehend baugleich. Der eigentlich einzige Unterschied sind die Chorseiten. Zumal die Saiten gedoppelt sind, wirkt der Klang voluminöser und breiter. Da die gedoppelten Saiten jeweils gleich gestimmt werden, ändert sich an der Grundstimmung nichts.

Das 6-saitige Pendant mit doppelchörigen Saiten | Foto: von Thomann

Spielweise oftmals ähnlich wie bei der Ukulele

Wenn du eine Balalaika spielen möchtest und dich eingehender mit dem Thema beschäftigst, erkennst du bald, dass das musikalische Ross gar nicht so exotisch ist, auf dem das Instrument reitet. Letztlich wird sie angeschlagen wie eine Ukulele, wobei die Balalaika als Melodie- oder Akkordinstrument erklingen kann.

Spieltechniken von Tremolo bis Pizzicato

Ihr Problem, aus dem zugleich ihr einzigartiger Charakter resultiert: Die Töne sind kurz, äußerst kurz. Lange Töne zu halten, funktioniert nicht. Also werden die Saiten eben rasant nacheinander gezupft bzw. angeschlagen, zumindest bei der Prim-Balalaika. Dadurch entsteht das typische Tremolo, mit dem uns die russische Musik beeindruckt.

Das kannst du auch über sämtliche Saiten hinweg durchführen. Exakt so funktioniert das Akkordspiel. In diesem Fall sind die Auf- und Ab-Bewegungen zwangsläufig nicht mehr so schnell. Andernfalls würde dir vermutlich bald die Hand abfallen oder du wärst ein zirkusreifer Artist. Dabei wolltest du doch lediglich eine Balalaika spielen.

Eine weitere Spieltechnik auf der Prima-Balalaika ist das Pizzicato. Eine Technik, die dir möglicherweise von Streichinstrumenten wie der Violine bekannt sind. Bei den Streichern bedeutet Pizzicato, dass nicht mit dem Bogen gestrichen wird, sondern die Töne mit den Fingern gezupft werden.

Und es geht noch kleiner und höher. Die Spielweise auf der Piccolo-Balalaika ist nahezu identisch mit der Prim. Allerdings hat dieses Instrument eher Seltenheitswert, da sie ausschließlich in Balalaika-Ensembles verwendet wird. Die Piccolo-Balalaika ist die kompakteste und am höchsten klingendste in der dreieckigen Verwandtschaft.

Der verzaubernd verzahnte Klangcharakter im Zusammenspiel

Vielleicht wird der Charme dieses Instrumentes besonders deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass häufig mehrere davon in etwa einem Orchester oder Ensemble zusammenspielen und sich dadurch ergänzen. Stellen wir uns beispielsweise mehrere im schnellen Tremolo gespielte Balalaikas vor. Hundertprozentig perfekt übereinstimmend können die Anschläge nicht sein. Was dadurch entsteht ist ein in sich verzahntes Klangbild, mit individuellem Wiedererkennungsfaktor.

In Verbindung mit den typischen Weisen aus Folklore und Volksmusik, die teils sehr getragen und dann wieder rasant schnell sind, spürt man förmlich die endlosen Weiten der russischen Landschaft. Schauen wir doch mal, wie sich das anhört. Hier ein Video mit fünf russischen Klassikern auf der Balalaika:

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Top 5 Russian Songs auf der Balalaika

Und hier noch mal eine gute Portion moderner:

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Modernes Balalaika-Spiel mit Rob Scallon

Und hier im Zusammenspiel:

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Im Orchester sämtliche Klischees bedient

Gut bespielbar aufgrund kompakter Maße und schmalem Hals

Obschon die Balalaika – wie erwähnt – sogar an Hochschulen studiert werden kann, gehört sie eher nicht zu den kompliziertesten Instrumenten unter der musikalischen Sonne. Der Hals ist relativ schmal und liegt gut in der Hand. Unterstützt wird die einfache Bespielbarkeit dadurch, dass beispielsweise der Prim der Daumen die unterste Saite greifen kann, was man bei der Gitarre eigentlich eine Unsitte ist, die sich nur Heros wie Eric Clapton leisten dürfen.

Wirklich melodieführend sind im Grunde genommen nur die Finger auf den oberen beiden Saiten. Etwas unkomfortabel demgegenüber ist die Haltung des Instruments, aufgrund des dreieckigen Korpus mit rückseitig gewölbter Schale. Das lässt sich verkraften; du schaffst das. Wenn du mit diesen Informationen nun Balalaika spielen möchtest, wünschen dir viel Spaß bei deinem neuen musikalischen Abenteuer.

Augenzwinkernde Autorenbeschwerde am Rande

Mal so nebenbei gesagt: Bei diesem Artikel habe ich mir fast die Tastatur ruiniert. Derart viele „a“ auf einen Haufen habe ich in meinem Leben noch nicht geschrieben. Beim nächsten Worte-Raten suchen wir dann bitte mal nach einem Instrument mit 6 „a“. Ich hab’s: Kontrabassbalalaika.

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Falls du dich für weitere Instrumente interessiert, die hierzulande eben nicht zu den häufigsten Kandidaten gehören, schau doch mal auf unseren Artikel zum Thema „Mandoline kaufen – Ratgeber nicht nur für Einsteiger“.

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