Fingerpicking für Einsteiger: Die ersten Schritte

Noch mehr aus deiner Gitarre herausholen

Foto: Shutterstock von rubikphoto

Mit den unterschiedlichsten Spielweisen kannst du deiner Akustikgitarre ihren gesamten Charme entlocken. Zu den besonders songdienlichen, melodisch-harmonischen und zugleich eindrucksvollen Techniken gehört das Finger-Picking. Für Einsteiger kommen hier ein paar Basics.

Check it: Fingerpicking als Erweiterung deiner Spieltechnik

  • Über den speziellen Reiz des Fingerpickings
  • Nachteile im Bandzusammenhang nicht verschweigen
  • Beeindruckend musikalische Spieltechnik
  • Finger sortieren, los geht‘s
  • Gegenläufige Bewegung von Daumen und Fingern
  • Wechselbass mit dem Daumen variieren

Fingerpicking für Einsteiger – über den speziellen Reiz der Spieltechnik

Klar ist mal eins: Mit dem Finger-Picking erweiterst du deine Möglichkeiten auf der Gitarre um ein Vielfaches. Bevor wir jedoch ungestüm zu weit ausholen, sollten wir vielleicht mal definieren, worum es sich überhaupt handelt. Nun, häufig wird der akustischen Gitarre einfach das typische Strumming gespielt, oftmals mit einem Plektrum. Das bedeutet dann meistens, dass mit der einen Hand die Akkorde gegriffen werden während die andere Hand mit dem Plektrum im Rhythmus die Saiten ersten von oben, dann von unten anschlägt. Die Rede ist von der bekannten Akkordbegleitung.

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Der grundsätzlich andere spieltechnische Ansatz

Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Anschlagsmuster und die Begleitung legt das Fundament für den Gesang oder andere Melodie-Instrumente. Tatsächlich aber werden die facettenreichen Möglichkeiten der Gitarre mit dieser Technik nicht annähernd ausgeschöpft. Beim Fingerpicking ist der Ansatz ein grundsätzlich anderer. Die Saiten werden nicht alle auf einmal angespielt, sondern in speziellen Picking-Mustern bzw. Patterns abwechselnd. Als handelsüblicher Musiker hast du an deiner rechten Hand üblicherweise ungefähr exakt ganz genau einen Daumen und vier Finger. Die wollen wir nutzen.

Eine Spieltechnik mit faszinierenden Möglichkeiten | Foto: Shutterstock von Ronald Sumners

Nachteil von Fingerpicking im Bandzusammenhang

Teil der Wahrheit ist allerdings auch, dass Fingerpicking im Bandzusammenhang einen nicht zu unterschätzenden Nachteil hat. Nämlich den der zuweilen mangelhaften Durchsetzungsfähigkeit. Werden die Akkorde kontinuierlich in Einzeltöne zerlegt, fehlt ihnen das Bauchige, diese Rundum-Wärme mit der perkussiven Note. Das Fingerpicking zu gleichberechtigt hörbar zu machen funktioniert durchaus, aber ihr müsst erstens verdammt gut aufeinander hören und euch den jeweiligen akustischen Raum zur Verfügung stellen und zweitens auf die Aufteilung der Frequenzen im Gesamtmix achten, damit sich nicht ein Teil der auf der Gitarre gezupften Töne permanent etwa mit dem Keyboard überlappt und dadurch zur Unkenntlichkeit verdammt wird.

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Wenn’s erstmal funktioniert beeindruckt ihr die Zuhörer

Zumal ihr mit dem Fingerpicking eure Zuhörer aber wirklich außerordentlich beeindrucken könnt, solltet ihr die Herausforderung als Ansporn verstehen und euch dieser Spieltechnik mit Hingabe und Ausdauer widmen. Zugegeben, der Anfang gehört nicht unbedingt zu den einfachsten Disziplinen. Bislang hattest du dich daran gewöhnt, die Saiten alle komplett anzuschlagen oder als Melodie oder Pattern einzeln anzuschlagen. Und nun drehen wir alles nochmal komplett auf Anfang. In der einfachsten Form geht es uns zunächst darum, die Saiten abwechselnd zu zupfen. Dabei wollen wir den Schwierigkeitsgrad möglichst niedrig ansetzen und uns dann wirklich erst Schritt für Schritt steigern.

Vor Gebrauch gut schütteln, nach dem Schütteln nicht mehr zu gebrauchen

Also dann, frei nach dem Motto „Finger vor Gebrauch gut schütteln; nach dem Schütteln nicht mehr zu gebrauchen“, konzentrieren wir uns zu Beginn lediglich auf den Daumen und auf den Zeigefinger der Anschlaghand. Mit dem Daumen spielen wir die A-Saite (die zweitdickste Saite) ganz üblich von oben an. Unmittelbar danach zupfen wir von unten nach oben die G-Saite (die drittdünste Saite). Diese abwechselnden Bewegungen wiederholen wir auf immer wieder denselben Saiten. Dabei müsst ihr erstens immer schön ruhig und gleichmäßig bleiben und zweitens darauf achten, dass die erklingenden Töne in etwa gleichlaut sind, wobei es auch kein Beinbruch ist, wenn der Basston ein wenig prägnanter in den Vordergrund tritt.

Die Fingerfolge lautet demnach: Daumen / Zeigefinger / Daumen / Zeigefinger / usw.

Leicht gewinkelte Stellung von Daumen und Hand

In diesem Stadium sollen die Saiten nicht gedämpft werden, stattdessen klingen die bislang nichtgegriffenen Saiten frei und offen. Dieser Punkt wird sich in weiteren Folgen bisweilen ändern. Die Zielsetzung in diesem Augenblick lautet jedoch, die Saiten und Töne zu erfühlen und den richtigen Anschlagspunkt als auch Anschlagswinkel zu entwickeln. Dabei schwebt die der Handteller einigermaßen waagerecht über den Saiten. Für den Daumen ergibt sich daraus eine gewinkelte Stellung; der Zeigefinger arbeitet ebenfalls leicht schräg und angewinkelt. Wichtig ist diese Handhaltung dafür, dass der Weg der Finger zu den Saiten bei später schnelleren Bewegungen nicht zu weit ist, außerdem Handfläche, Daumen und Finger in die Lage versetzt werden, die Saiten punktuell abzudämpfen.

Daumen und Finger leicht gewinkelt, Handteller schwebt über den Saiten | Foto: Shutterstock von Pand P Studio

Binärer Wechsel mit Daumen und Finger recht einfach

Diese kontinuierliche Wechselbewegung wird dir nicht wirklich schwerfallen; dennoch solltest du sie mit Bedacht üben. Nur Spieltechniken, die man langsam einstudiert, können auch bei rasanteren Passagen einwandfrei funktionieren. Und ja, der binäre Wechsel des Anschlags zwischen zwei Fingern ist nicht sonderlich kompliziert. Aber irgendwo müssen wir schließlich beginnen. Also weiter im Text oder weiter mit dem Fingerpicking für Einsteiger, indes wir die Greifhand in diesem Stadium weiterhin unbeachtet lassen.

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Der nächste Finger darf mitspielen

Wir aktivieren den nächsten Finger, in diesem Fall den Mittelfinger. Und nein, wir heben nicht gestenhaft in die Höhe, stattdessen tauschen wir in der binären Bewegungen den Zeigefinger gegen den Mittelfinger. Allerdings zupft der Mittelfinger die H-Saite (die zweitdünnste Saite). Auch der Mittelfinger darf und soll sich an den Bewegungsablauf und den entsprechenden Druckpunkt gewöhnen. Also noch mal „make it simple“:

Die Fingerfolge lautet: Daumen / Mittelfinger / Daumen / Mittelfinger / and so on.

Keine Monotonie aufkommen lassen, nicht lange fackeln

Macht das nicht zu lange, sonst überkommt euch die Langeweile. Schließlich soll euch keine gelangweilte Monotonie einschläfern. Auch hier ist wiederum die Zielsetzung, dass sich die abwechselnde Bewegung in euer musikalisches Gedächtnis einprägt. Auch das schafft ihr mit ein wenig Geduld sicherlich mühelos. Also nicht lange fackeln, weiter geht’s.

Schwierigkeitsgrad wird vorsichtig gesteigert

Wir steigern den Schwierigkeitsgrad geringfügig. Wir holen den Zeigefinger wieder mit ins Boot. Und spätestens jetzt müsst ihr aufpassen, die Finger nicht zu verknoten. Wohlgemerkt, der Daumen als auch jeder der Finger ist für lediglich eine Saite verantwortlich. Nun schlagt ihr erst mit dem Daumen die A-Saite an, anschließend mit dem Zeigefinger die G-Saite, es folgt wiederum der Daumen, zupft der Mittelfinger die H-Saite. Und schon beginnt das Strickmuster wieder von vorne.

Die Fingerfolge lautet: Daumen / Zeigefinger / Daumen / Mittelfinger / and so on.

Unabhängigkeit der Gliedmaßen bekommt eine neue Dimension

Langsam fangt ihr an zu begreifen, welche Gehirnleistung Schlagzeuger hinlegen müssen, damit sie mit sämtlichen Gliedmaßen unterschiedliche Dinge zu ebenso unterschiedlichen Zählzeiten im Takt absolvieren. Okay, eure Gliedmaßen sind immer noch auf die Finger der beiden Hände beschränkt, das sollte funktionieren. Apropos „beide Hände“. Gehen wir den nächsten Schritt, geben wir auch der Greifhand ihre Aufgaben und werden wir damit zunehmend musikalisch. Greifen wir einen simplen Akkord. Für unsere Beispiel nehmen wir ganz einfach C-Dur als Standardgriff.

Damit die andere Greifhand auch was zu tun bekommt | Foto: Shutterstock von Kridtanat

Kurioserweise wird eine nicht gespielte Saite gegriffen

Dabei drückt der Ringfinger der (meistens) linken Hand die A-Saite im dritten Bund runter. Der Zeigefinger im zweiten Bund die D-Saite und der Zeigefinger im ersten Bund die H-Saite. Schon hören wir die ersten Unkenrufe: Weshalb soll ich die D-Saite greifen, wenn ich die doch gar nicht anschlage? Ruhig Blut, die Auflösung folgt alsbald.

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Unbarmherzige Kontrolle, ob der Griff sitzt

Nachdem der Griff nun sitzt, vollführen wir wieder unsere bekannte Wechselbewegung mit Daumen, Zeigefinger, Daumen und Mittelfinger. Wir merken erstens, dass langsam Musik aus dem Fingerpicking für Einsteiger kommt, und zweitens hören wir durch das dezidierte Zupfmuster, ob die Töne auch wirklich sauber gegriffen sind. Wenn ständig einer der Töne verschluckt wird, stimmt was nicht. Dann müsst ihr den Griff korrigieren. Okay, ein Anfang ist getan; aber irgendwie könnte es noch eine Portion abwechslungsreicher klingen? So soll es sein. Wir stellen den Daumen vor größere Herausforderungen:

Damit es dem Daumen nicht langweilig wird

Bislang haben wir mit dem Daumen ausschließlich die A-Saite malträtiert, wobei der Grundton C für den Bass gesorgt hat. Auch der Daumen soll Abwechslung bekommen. In der nächsten Runde schlagt ihr bei einer Daumenbewegung die im dritten Bund gegriffene A-Saite an. (Es folgt der Zeigefinger.) Bei der nächsten Daumenbewegung schlagt ihr nun die tiefste und dickste der Saiten an. Um dabei einen gekonnten Wechselbass zu erzeugen, muss der Ringfinger der Greifhand zeitgleich bzw. sogar einen Mikromoment zuvor von der A-Saite auf den ebenfalls dritten Bund der E-Saite gewandert sein. Hier greift er im dritten Bund den Ton G, der der Quinte innerhalb des C-Dur-Akkords entspricht. (Die anderen Finger des gegriffenen Akkords bleiben liegen und werden nicht verändert. So und jetzt wird die Liste etwas langatmig.

Die Fingerfolge lautet: Daumen A-Saite / Zeigefinger / Daumen E-Saite / Mittelfinger / usw.

Den Daumen sportlich für Wechselbass nutzen

Einer geht noch? Oder wird’s schon zu kompliziert. Vermutlich seid ihr für noch bereit für einen weiteren Stepp. Der Mittelfinger der Greifhand thront noch immer auf der D-Saite. Und auch diese Saite ist eine Basssaite, für die grundsätzlich der Daumen zuständig ist. Als Krönung eures Einstiegs in das Fingerpicking für Einsteiger, werden wir nun auch diesen gegriffenen Ton mit einbeziehen. Und zwar relativ simpel zu verstehen.

Permanente Wechsel von Downstroke und Zupfbewegung

Der Daumen spielt in permanenter Abwechslung mit Zeige- und Mittelfinger zunächst die A-Saite, dann die E-Saite, dann die A-Saite und dann die D-Saite, wo der Mittelfinger der Greifhand sich auf dem Ton E befindet. Und ja, hier kommt schon wieder die Fingerfolge:

Die Fingerfolge lautet: Daumen A-Saite / Zeigefinger / Daumen E-Saite / Mittelfinger / Daumen A-Saite / Zeigefinger / Daumen D-Saite / Mittelfinger.

Herzlichen Glückwunsch

Das hat geklappt? Herzlichen Glückwunsch du hast das erste Zupfmuster beim Fingerpicking für Einsteiger geschafft. Übertrage dieses Muster gerne auch auf weitere Akkorde, experimentiere ein wenig mit den Basstönen und freue dich auf weitere Folgen dieses Tutorials.

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