Im hohen Altertum war die Laute ein allgemein beliebtes Instrument, das in den vergangenen Jahrhunderten gleich mehrere Blütezeiten erlebte. Der Siegeszug des zauberhaft klingenden Saiteninstrumentes ist mittlerweile etwas verblasst. Der Charme ist geblieben. Wenn auch du gerne Laute spielen möchtest, haben wir hier einige Informationen und Tipps für dich:
Check it: Laute spielen zwischen gestern und heute
- Eine Portion Historisches
- Stehend oder sitzend – richtige Haltung
- Anforderung für Greif- und Anschlagshand
- Spezielle Spielweise: Zwicken
- Renaissance-Laute und Barock-Laute
- Gitarrenlauten als idealer Einstieg für Gitarristen
- Thoerben für den immensen Tonumfang
Laute spielen – eine Portion Geschichte gefällig?
Wie vermutet, handelt es sich bei der Laute um ein äußerst geschichtsträchtiges Instrument. Erste Vorgänger der Renaissance- und Barockinstrumente haben sich bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. zu Wort gemeldet. Es sollte Jahrhunderte dauern, bis die Laute nicht mehr nur als reines Ensembleinstrument, sondern auch als Soloinstrument eingesetzt wurde. Und zwar bis zum 16. Jahrhundert.
Zu ebendiesem Zeitpunkt begannen die Lautenspieler sich vom Plektrum zu verabschieden und zupften die Saiten mit den Fingern an. Damit wurde die Laute zum polyphonen Soloinstrument. Auch vor diesem Hintergrund wurde sie immer populärer und erlebte ihre Blütezeit als bevorzugtes Hausmusikinstrument im 17. Jahrhundert.
Stelle als Hof-Lautenspieler möglicherweise noch frei
So etwa im England des 17. Jahrhunderts, aus dem mit John Dowland auch das vermutlich größte Lautengenie Europas stammte. Nach etlichen musikalischen Studienstationen hatte der 1562 geborene Dowland sich als Lautenist am Hof von Königin Elisabeth beworben, allerdings vergeblich.
Die Stelle ist also eventuell noch frei, falls du dort Laute spielen möchtest, kann du schon mal eine Bewerbung losschicken. Aber ganz ehrlich, wir wollen hier nicht in der Vergangenheit versinken. Du möchtest Laute spielen; dich interessieren das Instrument und die Musik.
Laute spielen und das Instrument richtig halten
Wie die Laute gehalten wird, hängt maßgeblich davon ab, wie und womit du sie spielst. Die Problematik für die korrekte Haltung ist letztlich der schalenförmige Boden, der sich selbstredend nicht wie der einer Gitarre flach vor dem Bauch halten lässt, erst recht nicht ohne Gurt. Ebenso ist es anspruchsvoll, den schildkrötenförmigen Korpus auf dem Bein zu stellen.
Wenn du Laute spielen möchtest, wirst du dir eine weitgehend entspannte Haltung angewöhnen müssen, in der du das Instrument am besten ausbalancieren kannst. Ganz darauf zu verzichten, den Hals durch die Greifhand und den Korpus durch etwa den Ellbogen am anderen Arm oder direkt durch die Anschlagshand zu stützen, ist kaum möglich. Aber wenn du dich ein wenig daran gewöhnt hast, geht das in Fleisch und Blut bzw. in Hände, Arme und Körper über.
Anforderungen für Greif- und Anschlagshand
Über Jahrhunderte wurde die Laute mit dem Plektrum – meistens aus Holz gefertigt – gespielt. Kurioserweise entwickelte sich das damals vollkommen konträr zu den Entwicklungen beispielsweise bei Western- oder E-Gitarren. Denn zum Ende des 15. Jahrhunderts legten die Lautenspieler das Plektrum beiseite und konzentrierten sich vielmehr auf das Anschlagen und Zupfen mit den Fingern. Und damit wären wir zugleich wieder zurück beim soeben behandelten Thema, der Haltung.
Veränderte Körperhaltung von stehend zu sitzend
Denn daraus ergab – und ergibt – sich ebenso eine andere Körperhaltung. Beim Spielen mit dem Plektrum, wurde meistens im Stehen gespielt. Mit dem Fokus auf das Anschlagen mit den Fingern, setzte sich das sitzende Spielen durch. Je nachdem, welche Musik du auf der Laute spielen möchtest, ob du filigrane Passagen mit Solo-Nimbus oder die etwas rudimentärere Liedbegleitung abliefern willst, entscheidest du dich für das sitzenden oder stehende Spiel.
Es bleibt Geschmacks- und Komfortfrage
Letztlich ist es Geschmacks- und Komfortfrage. Wissen solltest du allerdings, dass die optimale Haltung eben auch mit der Art der Musik zusammenhängt. In beiden Varianten wird meistens der kleine Finger der Greifhand als Stützfinger genutzt. Auch hier keine absolutistische Vorgabe. Aber so machen es die meisten und das wird seinen sinnvollen und aus Erfahrung gewonnenen Grund haben.
Eigentlich ein typisches Saiteninstrument
Bis dahin unterscheidet sich das Spiel allenfalls unwesentlich von anderen Saiteninstrumenten, sofern wir die individuelle Stimmung außeracht lassen. Deutlich anders hingegen ist die Aufgabe der Anschlagshand, selbst wenn es in dieser Hinsicht selbstverständlich keine allgemein zwingenden Vorgaben gibt, höchstenfalls (Wie heißt noch dieses stylisch neudeutsche Wort?) Handlungsempfehlungen.
Saiten und Chöre in Zonen unterteilt
Gebräuchlich ist es jedenfalls, dass die Chöre auch in den Notationen unterteilt werden. Indes der Mittelfinger oder Mittelfinger der Anschlagshand insbesondere die oberen vier Chöre bedienen soll, schlägst du alle anderen Saiten zunächst mit dem Daumen an. Lass dich dabei nicht zu sehr in ein selbstbeschränkendes Korsett zwängen. Selbstredend gibt es immer wieder Passagen und Melodien, bei denen abweichende Fingersätze die passendere Wahl sein können.
Zwicken hat nichts mit Ärgern zu tun – spezielle Spieltechnik
Im Laufe der Zeit wirst du unterschiedlichste Techniken erlernen, wenn du Laute spielen möchtest und Schritt für Schritt das Instrument entdeckst. Eine davon ist das sogenannte Zwicken. Und nein, das hat nun nicht das Geringste damit zu tun, dass du irgendwelchen Menschen in die Hüfte zwicken oder dich selbst wachmachen sollst.
Das Zwicken imitiert das Spiel mit dem Plektrum. Auch nicht schlecht. Da verzichtet man erst auf das Plektrum, um es dann mit den Fingern wieder zu kopieren. Copyshop der besonderen Art. Die Erklärung ist gleichermaßen simpel wie der Auf- und Abschlag mit dem Plektrum. Nur dass die gegenläufige Auf- und Ab-Bewegung nun von Daumen und Zeigefinger ausgeführt wird.
Kräfteverhältnis von Daumen, Zeige- und Mittelfinger beachten
Beachten musst du dabei eine vollkommen menschliche Eigenschaft, wobei du das Schicksal mit den Klassikgitarristen teilst. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Wenn du einen handelsüblichen Daumen besitzt, ist der Stärker als die anderen Finger. Schöne Grüße an die Evolution. Deshalb kommt der Verteilung der Anschläge spezielle Bedeutung zu. Einerseits ist es dein Bestreben, die Töne möglichst gleichlaut zu spielen. Auf der anderen Seite beugst du dem Lautstärkechaos dadurch vor, dass du mit dem Daumen hauptsächlich auf die betonten Zählzeiten spielst.
Und noch ein Gedanke zum Spiel mit Plektron oder den Fingern
Bitte nicht falsch verstehen, dass wir hier das Augenmerk besonders auf das Anspielen mit den Fingern gelegt haben, ist das keinesfalls ein musikalisches Ausschlussverfahren. Wenn du Laute spielen möchtest, ist es ganz alleine deine Entscheidung, welche Spielweise du dir antrainierst. Grundsätzlich vorteilhaft ist es natürlich, beide Varianten zu beherrschen.
Pragmatisch einfach umschulen mit der Gitarrenlaute
Gerade für Gitarristen könnte eine Gitarrenlaute die Bekanntschaft mit diesem Instrument erleichtern. Die Stimmung ist identisch; doppelchörige Saiten gibt es nicht. Immenser Vorteil für Gitarristen ist nur folgerichtig, dass sie hinsichtlich der Griffweise nicht erst umsatteln müssen. Und für die meisten Gitarreros, wenigstens aus der Stahlsaiten- oder E-Gitarrenabteilung, ist der Umgang mit dem Plektrum die Normalität. Somit könnte auch diese Spielweise dir schnell in den Lautensattel helfen.
Als Laute im engeren Sinn bezeichnet man hierzulande die aus der arabischen Kurzhalslaute Oud entstandene europäische Laute. Etliche Entwicklungen und musikalische Strömungen haben dazu geführt, dass die arabische Kurzhalslaute für die bei uns am meisten genutzten Modelle Pate stand. Es gibt etliche weitere Varianten und auch Bezeichnungen.
Die meisten dieser Namen kommen aufgrund der verschiedenen Regionen zustande, in denen die Instrumente gefertigt wurden. Ohne Sprachforschung betreiben oder es übertreiben zu wollen, bleiben wir bei den europäischen Lauten, denn die bieten uns bereits mehr als ausreichend Futter und Auswahl.
Renaissance-Lauten – Klassiker aus hochprominenter Epoche
In der Epoche der Renaissance ab dem 16. Jahrhundert hatten die Lauten meistens 6 Chöre, also 5 Doppel- und eine Einzelsaite. Dabei entstand immer wieder der Wunsch, den Tonumfang zu erweitern. Vor diesem Hintergrund entstanden zunächst Instrumente mit bis zu 10 Chören, was bis Mitte des 17. Jahrhunderts schließlich auf 11 – 13 Chöre erweitert wurde.
Das gibt’s beispielsweise 8-chörig. Etwa mit der Pro Renaissance Lute 8 Courses derselben Marke. Diese nach klassischem Vorbild gestaltete Renaissance-Laute ist mit einer Korpus-Muschel aus Ahorn- und Nuss-Spänen konfektioniert. Die Decke besteht auf massiver Alpenfichte. Griffbrett aus Pflaume und Kirsche, Steg aus Birne. Gewissermaßen ein musikalischer Obstsalat. Auch hier kehr der abgewinkelte Wirbelkasten den seitlich platzierten Wirbeln wieder. Weitere Infos auf dieser Produktseite auf thomann.de.
Barock-Laute – die Besonderheit der Stimmung
Kontinuierlich gab es Veränderungen und Weiterentwicklungen. Die Veränderung wurde zur einzigen Kontinuität, so auch im Barock des 16. bis Mitte des 18. Jahrhunderts. Hier war vor allem bezeichnend, dass die beiden oberen Chöre, keine doppelseitigen Chöre mehr waren, stattdessen mit Einzelsaiten bespannt wurden. Aber auch hinsichtlich der Stimmung sollte es keinen Stillstand geben. Durchsetzen sollte sich für Barock-Laute die Stimmung in D-Moll.
Inzwischen waren die Instrumentenbauer in vielfältiger Weise emsig-kreativ geworden. So entstanden beispielsweise aus nach unterschiedlicher Herkunft die klassischen Barocklauten, sogenannte Schwanenhals-Barocklauten, dann die Mandoras bzw. Gallchone, aus Frankreich kamen die 12-chörigen Doppelkopflauten, dann die Angeliques mit muschelförmigem Korpus und verlängertem Hals.
Gitarrenlauten als das Einstiegstor für Gitarristen
Die Besonderheit von Gitarrenlauten ist, dass sie identisch einer Gitarre in e, h, g, D, A, E gestimmt sind, auch üblicherweise über einen Kopf wie bei einer Konzertgitarre verfügen. Zudem sind die Saiten nicht doppelchörig. Der Nachteil wiederum ist, dass die speziellen traditionellen Lautenklänge auf diese Weise nicht wirklich reproduziert werden können.
Kompromiss ist nicht gleichbedeutend mit negativ
Es bleibt ein Kompromiss. Indes also Hals, Stimmung und Kopfplatte eher mit einer akustischen Gitarre vergleichbar sind, ist der Korpus unverkennbar Laute: schalenförmiger Rücken und rosettenverzierte flache Decke. Vielleicht sollten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ein „Kompromiss“ in der Musik keinesfalls negativ belastet sein muss. Ganz im Gegenteil. Oftmals entstehen durch Zugeständnisse in der Bauart musikalisch vollkommen neue und kreative Wege.
Nun könnten wir einfach sagen, eine Gitarrenlaute sei ein musikalischer Zwitter aus Konzertgitarre und Laute und dich damit deiner Vorstellungskraft überlassen. Besser, du schaust dir ein Beispiel an, etwa die Thomann Lute Guitar Standard Cypress. Das Instrument hat eine Mensur von 650 mm – angelehnt an die von Konzertgitarren. Die Kopfplatte wird aus gebeizter Akazie gefertigt, die Korpus-Muschel aus Zypresse. Guckst du auf diese Produktseite auf thomann.de.
Theorben
Die Theorbe wiederum ist eine Nebenform der Laute. Sie ist der traditionellen Laute ähnlich, allerdings größer. Hauptsächlich diente – und dient – die Theorbe zur Begleitung von Gesang. Genutzt wird sie auch für die tieferen Töne in Instrumentalgruppen. Die Wurzeln führen uns hauptsächlich nach Italien; genauer gesagt nach Rom, Padua und Venedig, allerdings auch nach Frankreich oder England.
Angelehnt an die Herstellungsorte wurden die Instrumente dann auch als Paduanische Theorbe oder als Römische Theorbe, auch bekannt als Chitarrone, benannt. Die deutschen Instrumentenbauer waren auch nicht unbeteiligt. Sowohl in Padua als auch Venedig gab es ganze Kolonien mit deutschen Lautenbauern.
Umfassendere Bassregister ergaben sich aus den Anforderungen der Zeit
Die Besaitung ist aufwendiger als bei der klassischen Laute. So zeichnet die Theorbe sich üblicherweise durch den zweiten Wirbelkasten an einem verlängerten Hals aus. Erreicht werden sollte damit die größere Tiefe, zumal die sich verändernde Musik etwa ab dem Jahr 1600 für die Begleitung eine tieferes Bassregister erforderte. Normal ist die Ausstattung mit 7 freischwingenden Basssaiten und 7 Melodiesaiten.
Ein typischer Vertreter dieser Bauweise ist die Thomann Large Theorbo. Gefertigt ist das Instrument mit ebendiesem langen Hals, an dem der über zwei Wirbelkästen verfügt. Die spielbare Mensur ist mit 82,5 cm nachvollziehbarerweise beträchtlich. Und zumal mehr Tonumfang auch nach mehr Klangöffnung verlangt, sind in die Decke gleich drei rosettenverzierte Schalllöcher integriert. Muss man gesehen haben.
Nicht zu vergessen, dass es unglaublich viele Varianten der Laute gibt. Falls du eine Laute kaufen möchtest, können wir die nur empfehlen, dich auf eine Zeitreise durch die Welt von Arabien über Italien, Frankreich, England, Deutschland und gerne auch darüber hinausbegeben. Es lohnt sich, zumal du damit etliche kulturelle Strömungen und geschichtliche Entwicklungen auf dich wirken lässt. Wir sagen auf alle Fälle schon jetzt: Viel Spaß bei deinem neuen und geschichtsträchtigen Hobby.
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Schon kurios ist die Entwicklung der Laut mit ihren unterschiedlichen Saiten und Stimmungen. Das kennen auch andere Instrumente. Hier unser Artikel zum Thema „Warum hat eine Gitarre 6 Saiten“.