Mandoline Instrument des Jahres 2023 – allemal verdient

Gekürt, um wieder mehr gesehen zu werden

Foto: Shutterstock von Jayme Garms und Lauritta

Seit geraumer Zeit küren die Musikräte der Bundesländer ein Instrument mit besonderen Ehren In 2023 wurde die Mandoline für den ersten Platz auf dem Siegerpodest gewählt; ein Instrument mit jahrhundertealter Geschichte. Die Mandoline ist das Instrument des Jahres 2023.

Check it: Mandoline wird zum Instrument des Jahres

  • Leben im vielbeachteten Nischendasein
  • In zahlreichen Musikgenres eingesetzt
  • Toller Klang der doppelchörigen Saiten
  • Berühmt geworden und geboren bei Gibson
  • Unterschiedlichen Bauarten
  • Brückeninstrument zwischen Tradition und Gegenwart

Mandoline ist Instrument des Jahres 2023

Tatsächlich muss man das Attribut als Instrument des Jahres richtig einordnen. Denn es geht nicht wirklich um ein Wettrennen, einen Wettstreit oder dergleichen. Welches Instrument durch die Musikräte im jeweiligen Jahr besonders in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt wird, entscheidet sich nicht etwa an dem größten Verkaufszahlen. Vielmehr geht es den Verantwortlichen in vielen Fällen darum, die besondere Geschichte und Bedeutung der Kandidaten medial als auch bei den Musikschulen vor Orten und begleitet von Aktionen und Konzerten zu betonen. Nicht selten handelt es sich dabei um solche Instrumente, die im aktuellen Zeitgeist zuweilen vergessen scheinen oder zumindest an Popularität verloren haben. So beispielsweise die Mandoline, das Instrument des Jahres 2023.

Leben im vielbeachteten Nischendasein

Denn auch das gehört zur Wahrheit: Die Mandoline lebt heutzutage ein Nischendasein, wird zwar von manchen Liebhabern dieser geschichtsträchtigen Saiteninstrumente noch gespielt, ist aber mit der Beliebtheit etwa der Gitarre, die ja letztlich eine ihrer unmittelbaren Nachfolgerinnen ist, nicht mehr vergleichbar. Insbesondere hierzulande kommt sie eigentlich nur noch in Mandolinenorchestern, der Mittelaltermusik und im Bluegrass bzw. Country vor. Ist das wirklich so? Ganz sicher nicht; im Gegensatz zu den typischen Mainstream-Instrumenten wird sie nur zu selten gesehen.

Häufig finden sich spezielle Mandolinenorchester zusammen. | Foto: Shutterstock aus YouTube-Video extrahiert: https://www.youtube.com/watch?v=U1725C8mCDY

Immer wieder in der modernen Musik zu hören

Tatsächlich ist die Mandoline neben ihren Paradedisziplinen auch immer wieder in der modernen Musik zu hören. Diverse Rock- und Popbands haben sie mit ihrem so deutlich identifizierbaren Klang immer wieder in Szene gesetzt. Nahezu jeder, der schon ein paar Tage auf dem geneigten Buckel hat, erinnert sich an die folkloristischen Anleihen mit der Mandoline beispielsweise bei Mike Oldfield, R.E.M. oder Bands wie „The Hooters“. Oftmals – leider nicht oft genug – hat jemand die Mandoline aus ihrer vermeintlich angestammten Ecke geholt und einen echten Brückenschlag der Genres inszeniert. Und wenn sie auftauchte, war sie ein beliebter Blick- und Ohrenfang. Als Instrument des Jahres 2023 soll sie wieder ihren ganz besonderen Charme versprühen. Aber woher kommt der überhaupt?

Unvergleichlicher Klang mit doppelchörigen Saiten

Nun, der Klang des Instrumentes ist unvergleichlich. Zwar ist die Mandoline nicht das einzige Instrument, das mit doppelchörigen Saiten bespannt ist, davon gibt es eine ganze Menge. Aber die Bauweise und der Saitenbestückung, bei der jeweils zwei tonal gleichgestimmte Saiten unmittelbar nebeneinander liegen, hat die Mandoline besonders geprägt. Vermutlich auch deshalb, weil sie in den musikalischen Stilrichtungen der Vergangenheit immer zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle war. Der Bluegrass wäre ohne die Mandoline kaum denkbar und bei der irischen oder mittelalterlichen Musik nimmt sie mit ihrem schwebenden Klang eine unverzichtbare Ausnahmestellung ein. Tatsächlich ist sie das Instrument der Vielfalt. Und das war schon in ihrer Blütezeit – der Zeit des Barock und der klassischen Moderne – so.

Die doppelchörigen Saiten sorgen für den besonderen Klang. | Foto: Shutterstock von Attapol Yiemsiriwut

Vorreiter war ein gewisser Orville Gibson

Na, da lasst uns doch mal einen Blick in die verstaubte Vergangenheit werfen. Vor dem Hintergrund der Historie dürfen wir die Mandoline durchaus als vielseitiges Brückeninstrument bezeichnen. Sie hat gleich mehreren Epochen ihren musikalischen Stempel aufgesetzt. Eingesetzt wurde sie in klassischen Kompositionen beispielsweise von Mozart und Beethoven, von Stravinsky, Maler und diversen weiteren. Zugegeben, dann wurde es erst mal ein wenig ruhiger um die Mandoline, doch bereits in den 1890er-Jahren erwachte sie zu neuem Leben. Die Mandoline war in den USA besonders beliebt, allerdings gab es sie bis dahin noch nicht wirklich in ihrer heutigen Form. Ein gewisser Orville Gibson – weshalb nur kommt uns der Name bekannt vor – begann in dieser Zeit damit Flachmandolinen zu bauen. Und er traf mit dieser Bauform, die von der sogenannten neapolitanischen Mandoline mit deren bauchiger Form und den dort eben noch nicht vorhandenen Zargen den damaligen Zeitgeist. Auch hatte Gibson die typischen F-Löcher für seine Instrumente übernommen. Soweit, so gut. Die Mandoline kam mal wieder zur rechten Zeit und gewann neue Popularität, als um 1935 Bill Monroe einen neuen Stil in der Country-Musik entwickelte: den Bluegrass. Rund 10 Jahre später erlebte sie als Bluegrass-Mandoline den großen Durchbruch.

Orville Gibson pflasterte den Weg in den Bluegrass. | Foto: Shutterstock von Eugenio Marongiu

Vielzahl der Bauformen von A- bis F-Style- und klassischer Mandoline

Wenn du eine Mandoline kaufen möchtest, stehst du zunächst vor einer Vielzahl der Bauformen und individuellen Ausführungen, was deine Entscheidung für die optimale Kandidatin sicherlich nicht einfacher macht. Oberbegrifflich werden insbesondere die drei gebräuchlichsten Formen unterschieden, die A-Style-Mandoline, die F-Style-Mandoline und die Schalenmandoline. Dabei ist der Klang der A-Style- und F-Style-Mandolinen weitestgehend ähnlich bis sogar identisch. Demgegenüber unterscheidet sich der Klang der Schalenmandolinen vordringlich aufgrund des bauchigeren Korpus, der mit seinem Volumen tiefere Frequenzen und Resonanzfrequenzen unterstützt.

Unterschied hauptsächlich optisch, weniger klanglich

Der hauptsächliche Unterschied liegt hauptsächlich in der Optik, die sich allerdings auch auf die Bespielbarkeit auswirkt. Der Hersteller, der uns ungebildetem Mainstream heutzutage hauptsächlich für seine E-Gitarren, E-Bässe und Akustikgitarren bekannt ist, war früher eigentlich das Aushängeschild für qualitative Mandolinen: Gibson. Der damalige Akustikingenieur des Unternehmens, Lloyd Roard, war federführend dafür verantwortlich zunächst die relativ schnörkellosen A-Style-Mandolinen zu erschaffen. Der klangvolle Name ist noch immer präsent, so etwa mit der The Loar LM-110-BRB, einem Instrument mit handgeschnitzter Decke, das den authentischen Klang der 1920er Jahre mit genügend Resonanz bietet, um sich auch im heutigen Ensemblespiel durchzusetzen. Wer den besonders preisgünstigen Schritt in die A-Mandolinen-Welt gehen möchte, wird bei der Harley Benton HBMA-50 Mandoline VS fündig.

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F-Style Mandolinen als die opulenten Vertreterinnen

Und auch die F-Style-Mandolinen gehen in ihrer Entstehung auf das Konto von Gibson. Diese Modelle waren und sind aufwändiger und nicht selten mit diversen Verzierungen gefertigt. Üblicherweise sind sie mit einer dekorativen Schnecke auf der oberen Basssaitenleiste ausgestattet. Und natürlich dürfen auch hier die beiden F-Löcher in Anlehnung an die Violine nicht fehlen. F-Style-Mandolinen sind gemeinhin etwas kostspieliger als ihre dezenteren Verwandten. Irgendwie scheint es für viele Spieler eine Frage der eigenen Images zu sein. Lieber bodenständig und mit einer guten Portion Understatement oder eben verziert, geschwungen, teils sogar opulent gearbeitet. Mit diesen beiden Bauformen der Mandoline hat Gibson nicht nur in der Goldgräberzeit ein echtes Feuerwerk entfacht.

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Rundmandoline als die klassische Mandoline

Als klassische Mandolinen wiederum wird die Rundmandoline bezeichnet, das Instrument mit flacher, abgeknickter Decke ohne Zargen, stattdessen mit einem schalenförmig bauchigen Korpus. Vorstellbar ist die Form wie eine umgedrehte Schildkröte. Zugegeben, ein ziemlich dämlicher Vergleich. Schneidet vielleicht lieber eine Birne der Länge nach auf, also vom Strunk bis zur Blüte, dann brauch die Schildkröte nicht auf dem Rücken zappeln.

Nur in wenigen Details der Violine ähnelnd

Ein anderer – ein musikalischer – Vergleich bringt unsere Vorstellungskraft sinnvollerweise weiter, nämlich der Vergleich mit einer Violine. Daraus erschließt sich uns nämlich neben der Ähnlichkeit der integrierten F-Löcher die Stimmung des Instrumentes. Die Mandoline wird wie die Geige in Quinten gestimmt, nur eben immer doppelchörig: g/g – d‘/d‘ – a‘/a‘ – e‘/e‘. Was diese nicht so ganz perfekten Vergleiche auch immer bringen sollen, über den Ursprung der Mandoline sagen sie jedenfalls herzlich wenig aus. Tatsächlich ist die Laute die Vorgängerin der Mandoline.

Längst werden auch elektrische Mandolinen angeboten

Obschon sie einen recht perkussiven und mit dem doppelchörigen Saiten gewissermaßen schwebenden Klang liefert, hatte die Mandoline immer auch Probleme sich vernünftig lautstark genug im Gesamtkontext der Instrumente durchzusetzen. Nur folgerichtig griff man – sobald der Fortschritt der Technik es erlaubte – zu Tonabnehmersystemen, um das Instrument zu verstärken. Und als ob es nicht auf der Hand liegen würde, gab und gibt es dann auch elektrische Mandolinen. Auf gleichem Weg fand ja etwa in den 1950er-Jahren auch die Entwicklung der E-Gitarre statt.

Die Mandoline als Brücke zwischen Tradition und Zeitgeist

Die Mandoline ist wie eine Brücke zwischen den Welten. Sie vereint Tradition und Zeitgeist. Sie hebt sich hervor und bleibt dann wiederum dezent im Hintergrund. Sie ist ein echtes Naturinstrument und schwingt sich dennoch mittlerweile in elektrische Gefilde. Die Mandoline ist mal spartanisch, dann wieder hochgradig verziert. Sie turnt durch die unterschiedlichsten Genres, ohne dass eines sie hätte ausschließlich für sich hätte vereinnahmen können. Die Mandoline ist unbedingt vielseitiger als man laienhaft annahmen wurde. Und sie hat es durchaus verdient, als Instrument des Jahres 2023 im Mittelpunkt der öffentlichen Sichtbarkeit zu stehen.

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Auch interessant: „Mandoline lernen – machbar, aber mit Fleiß verbunden“.

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