Die Saz in ihren verschiedenen Bauformen und Größen ist eines der typischen Instrumente aus der arabisch-türkischen Musik schlecht hin. Mit ihrem speziellen Klang hat sie den Sprung vom reinen Folklore-Instrument in die populäre Gegenwart geschafft. Wenn du von der osmanisch-orientalischen Musik begeistert bist und Saz spielen möchtest, haben wir hier ein paar Tipps für dich.
Check it: Saz spielen – ein Portion Kultur inklusive
- Eine Portion sprachlicher Verwirrung
- Unterschiedliche Spielweise und Tonerzeugung
- Orientalisch bauchige Birne und langer Hals
- Der besondere schwebende Chorus-Klang
- Ausgestattet Dopple- und Triple-Saiten
Saz spielen – bloß nicht verwirren lassen
Beginnen wir mit Fehlern. Der erste ist bereits der Name. In unserem Sprachgebrauch ist uns der Begriff „Saz“ als Bezeichnung ein türkisches Saiteninstrument geläufig, die türkische Laute. Dabei stammt der Begriff eigentlich aus dem persischen Raum. Die Übersetzung lautet „Musikinstrument“. Schon ein wenig kurios pauschalisierend. Wenn du also Saz spielen möchtest, spielst du tatsächlich ein Musikinstrument. Im Türkischen ist „Saz“ ebenfalls ein Überbegriff für verschiedene Instrumente, benannt und gemeint ist damit insbesondere die Langhals-Baglama, eben eine Langhalslaute. Okay, wir sind keine Linguisten und wollen es an dieser Stelle nicht übertreiben. Wir bleiben bei „Saz“.
Spielweise üblicherweise mit länglichem Plektrum
Gespielt wird das Instrument üblicherweise mit einem länglich geformten Plektrum. Das ist allerdings nicht in Stein gemeißelt. Es gibt andere Spieltechniken. So zunächst die sogenannte Şelpe-Technik, wobei es sich um die traditionelle Spielweise handelt, bei der die Saiten eben nicht mit einem Plektrum, sondern mit den Fingern zum Schwingen gebracht werden. Auch gibt es inzwischen Instrumente, bei denen die Töne mit einem Bogen gestrichen werden. Wenn Du Saz spielen möchtest, solltest du dich zumindest anfangs der Plektrum-Technik widmen. Denn die ist bereits anspruchsvoll genug. Alles andere kannst, du später immer noch entdecken. Angeboten werden die länglichen Plektren aus Birnbaum oder Kunststoff. Klanglich passen zur Saz am besten die ersteren aus Birnbaum. Sieht irgendwie auch schöner aus. Aber das ist und bleibt selbstverständlich Geschmacksfrage.
Orientalisch bauchige Birne mit langem Hals
Eng verwandt ist die Saz mit der europäischen Laute. Wen von beiden es zuerst gab, lässt sich kaum wirklich verlässlich sagen. Das ist fürs praktische Musikmachen auch ziemlich irrelevant. Dennoch bleibt die Verwandtschaft der Instrumente für das bessere Verständnis des Instrumentes wichtig. Wir reden bei der türkischen Saz also von einer Laute, exakter ausgedrückt von einer Langhalslaute. Das Instrument besitzt demnach einen Korpus mit bauchiger Form, außerdem ähnlich einer Gitarre einen Hals mit Bünden. Aber Achtung mit dem Gitarrenvergleich, der hinkt gewaltig.
Schwebender Charakter der Chor-Saiten
In der Regel verfügt eine Satz über sechs oder sieben Saiten. Davon wiederum sind in drei Chören zusammengefasst. Unter diesen Chören wiederum versteht man unmittelbar nebeneinander platzierte gleichhohe oder oktavierte Saiten. Der Sinn von „Chor“-Saiten ist schlichtweg, dass das Instrument dadurch voller und fetter klingt. Unter dem Strich steht also, dass wir bei einer Saz zunächst drei verschiedene Saiten haben, die dann eben gedoppelt und im hohen Bereich sogar getrippelt werden. Ein Beispiel dafür ist die Stimmung einer Langhals-Saz in Gg – dd – Aaa. Sechs bis sieben Saiten wollen auch gegriffen und gespielt werden.
Außergewöhnliches Instrument, außergewöhnliche Stimmung
Da muss man mit unseren hiesigen Verständnis erstmal draufkommen, wie man mit einer derartigen Stimmung Musik machen kann. Hinzu kommt schließlich, dass die Abstände der Bundstäbchen sind keinesfalls gleichmäßig, sodass sie sich wie bei einer Gitarre von den tiefen zu den hohen Lagen langsam enger werden. Vielmehr sind die Bundstäbchen über die Lagen hinweg in unterschiedlichen Abständen platziert, die wiederum dem speziellen Tonraum dieser Musik entsprechen. Nicht zu vergessen, wenn du Saz spielen möchtest, dass das Instrument mehr Bünde und somit auch Töne hat.
Die Saz und die arabisch-osmanische Musik sind höchst aktuell
Der Grund dafür ist, dass die osmanische Musik einen größeren Tonraum als die westliche Mainstream-Musik hat. Du kannst Töne auf der Saz spielen, die in unserer Musik schlichtweg unbekannt sind. Tatsächlich ist die Saz nicht etwa lediglich ein Relikt der volkstümlichen türkischen Musik. Ganz im Gegenteil, das Instrument ist höchst aktuell und keineswegs nur auf Einsteiger ausgerichtet. Längst gibt es auch die elektrische Saz, die etwa im türkischen Rock und Pop vielfach zum Einsatz kommt.
Der reizvolle Blick über den musikalischen Tellerrand
Der vermutlich wichtigste und zugleich interessanteste Aspekt ist der: Verabschiede dich von der Vorstellung, nur das hierzulande Gewohnte habe eine musikalische Berechtigung. Es ist wie auch sonst im Leben. Man nimmt sich selbst und die eigenen Gewohnheiten oftmals viel zu wichtig. Wir sprechen hier von einem Folklore-Instrument, das mühelos den Sprung in die Gegenwart geschafft hat; andere Regionen, andere Klänge, andere Töne. Wahrscheinlich ist es exakt der Blick über den eigenen Tellerrand, der es so interessant macht, diese Musik zu entdecken.
Chorsaiten haben nichts mit Chor zu tun, sondern mit Chorus
Gerade weil die Spielweise mit Chorsaiten aber ein herausstechendes Klangattribut dieser Musik und nur folgerichtig auch dieses Instrumentes ist, verbleibt die Frage, ob du nicht lieber von Anfang an auf einer 6- oder 7-saitigen Saz spielen lernen solltest. Versuchen wir diesen ausdrucksstarken Klang noch ein wenig plakativer in Worte zu fassen. Im Instrumentenbau versteht man unter „Chor“ nicht etwa eine Gruppe gemeinsam singender Menschen. Bezeichnet wird damit ein spezieller schwebender Effekt, der durch eine sehr, sehr leichte Verstimmung entsteht. Bei elektrischen als auch akustischen E-Gitarren gibt es dafür extra Effektgeräte, den Chorus, mit dem die Töne moduliert und eben leicht verstimmt werden, wobei es sich hier allerdings um Einzelsaiten handelt.
Schwebeeffekt durch leichte Verstimmung und Modulation
Bei Chorsaiten wird der Schwebeeffekt dadurch bewirkt, dass die beiden eigentlich gleichen Saiten miteinander und zugleich gegeneinander schwingen. Und zwar lediglich in winzigen Nuancen. Diese gegenläufigen Schwingungen werden auch bei bester Stimmung immer auftreten und hörbar sein. Hierzulande kennt man das beispielsweise von der 12-saitigen Gitarre. Wenn du zwei grundsätzlich gleich Saiten greifst und zeitgleich anspielst, wird sie sich in der Mikrostimmung immer etwas unterscheiden. Das zu vermeiden ist nahezu unmöglich und letztlich auch nicht gewollt.
3-Saitigkeit möglich, aber herausfordernd
Tatsächlich gibt es auch Instrumente bei denen auf die Chöre verzichtet wird und die somit auf lediglich drei Saiten reduziert sind. Wenn du noch am Anfang stehst und Saz spielen möchtest, könnte ein solches Instrument dir den Einstieg erleichtern. Selbstredend sind weniger Saiten auch leichter beherrschbar. Dabei solltest du allerdings bedenken, dass du – um von der gesamten Klangfülle zu profitieren – eines Tages wiederum umschulen möchtest. Der Sprung von einem Instrument ohne gedoppelte bzw. getrippelte Saiten zu einer türkischen Saz mit Chor-Saiten wird durchaus herausfordernd sein.
Anforderungen von Bauform und Größe nicht unterschätzen
Die Saz gehört angesichts des birnenförmigen Korpus und des vergleichsweise langen Halses sicherlich nicht zu den simpelsten Instrumenten. Eine Langhals-Saz fordert dich mit einer entsprechend langen Mensur vom etwa 83 cm heraus. Da sollten die Arme und Finger zumindest annähernd ausgewachsen sein. Mit der Short-Neck-Saz, also der Kurzhals-Saz, gibt es Instrumente mit einer kürzeren Mensur von etwa 71 cm, die dadurch etwas leichter beherrschbar sind, leicht nachvollziehbar aber auch einen etwas begrenzteren Tonraum haben.
Cura – die kleinste der türkischen Langhalslauten
Ebenso gehören zu dieser Instrumenten-Großfamilie weitere Lauten mit deutlich kleineren Dimensionen wie etwa die Cura, bei der es sich um die kleinste der türkischen Langhalslauten handelt. Die Saitenbestückung ist üblicherweise identisch mit den größeren Instrumenten, allerdings sind die Dimensionen kleiner, der Hals kürzer und die Bünde mit zwischen 19 und 25 Bünden weniger. Ambitionierte Kids, die mit den langen Abmessungen der größeren Instrumente eher überfordert wären, könnte auf einer solchen kleinformatigen Saz spielen.
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