Zauberhafte Harfe – zwischen Basics und Hintergrundwissen

Berührende und beruhigende Klänge in einer hektischen Zeit

| Foto: Shutterstock von Stakhov Yuriy

Seit jeher ist die zauberhafte Harfe ein Wohlfühlinstrument für die Sinne. Hauptsächlich bekannt ist das Instrument für den angenehmen und meistens unaufdringlichen Klang. Sie scheint unsere Seele tief drinnen anzusprechen. Mit einer gehörigen Portion Tradition auf dem Rücken, bleibt sie dennoch ein eher selten anzutreffender Exot. Schon kurios, immerhin vermittelt sie pure Harmonie.

Check it: Auf der Suche nach Erklärungen für die zauberhafte Harfe

  • Steile Thesen der Verschwiegenheit
  • Konzertharfe ist kein Massenprodukt
  • Genre-übergreifend einsetzbar
  • Problematik der diatonischen Saiten
  • Moderne und traditionelle Lösungen

Steile Thesen über die zauberhafte Harfe

Interessanterweise scheint es kaum ein Instrument zu geben, über das im allwissenden Web weniger Informationen zur Verfügung stehen, als die zauberhafte Harfe. Hat sich das einst zunächst bei Troubadouren, dann bei den engelsgelockten, in Königshäusern spielenden Harfenistinnen beliebte Instrument in den Mantel der Verschwiegenheit gehüllt oder auf einem Mittelaltermarkt hinter der Met-Bude versteckt?

Eine durchaus provokante These; immerhin war die Harfe noch 2016 zum Instrument des Jahres gekürt. Und letztlich gibt es Foren, in denen ausführlich und fachkompetent über die unterschiedlichsten Detailfragen diskutiert wird. Machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach Gründen für das große Schweigen.

Auf der Suche nach dem Informationsmangel | Foto: Shutterstock von kazu326

Auf der Suche nach Gründen für den Harfenschlaf

Fraglos existieren diverse Instrument, denen die Harfe hinsichtlich ihrer Beliebtheit gegenwärtig nicht den Rang ablaufen kann, beispielsweise die Violine, die Querflöte oder die Gitarre. Allerdings sind diese Kandidatinnen auch kaum miteinander vergleichbar. Während die keltische Harfe als kleine Schwester der Konzertharfe noch vergleichsweise häufig zu sehen ist, ist und bleibt die Konzertharfe eine Ausnahme.

Man kann sie nicht einfach in die Hände nehmen und durch die Gegend schleppen; die Herausforderungen beim Transport sind immens. Die zauberhafte Harfe liefert einen wunderschönen Klang. Aber das Instrument ist sperrig, schwierig zu spielen und eben kein typischer Alltagsbegleiter. Die Dimensionen sind mit denen eines Klavieres nicht identisch, aber sie kommen verdammt nah heran.

Familienzugehörigkeit: Die Konzertharfe ist kein Gurkenhobel

Zugeordnet wird die Harfe zunächst den Saiteninstrumenten, exakter definiert den Zupfinstrumenten, zumal die Tonerzeugung durch Zupfen der Saiten erfolgt. Dabei unterscheidet sie sich von anderen Zupfinstrumenten insbesondere durch die Anordnung von Saiten und Resonanzdecke. So sind die Saiten bei der Harfe entweder schräg oder senkrecht zur Resonanzdecke, bei ihren Artverwandten wie Leier, Zither oder Laute parallel zur Resonanzfläche gespannt.

Das geht noch verkopfter; Achtung festhalten: Die Harfe ist ein zusammengesetztes Chordophon, das nicht ohne Zerstörung des Klangapparates gelöst werden kann. Puh, keine Ahnung, wem diese Formulierung aus den Fingern geglitten ist. So aber lautet die Definition auf Wiki. Ausdrücken will man damit, dass die zauberhafte Harfe sich hinsichtlich ihrer Saitenausrichtung von anderen Zupfinstrumenten markant abgrenzt. Das könnte sicherlich auch einfacher und verständlicher ausgedrückt werden. Also: Die Harfe ist kein Gurkenhobel.

Eine Konzertharfe kann kein Massenprodukt sein

Geschuldet ihrer Komplexität, kann eine Konzertharfe kein Massenprodukt sein. Bei einer hochwertigen und in Handarbeit entstehenden Konzertharfe werden ca. 1.300 mechanische Teile und dazu etwa 800 Holzteile verbaut, insgesamt also deutlich über 2.000 Teile. Und die allermeisten dieser Einzelteile können eben nicht von der Stange bestellt werden, sondern müssen ebenso zunächst in Handfertigung hergestellt werden. Und der dabei anfallende Arbeitsaufwand ist keineswegs zu unterschätzen.

Allein dafür, den Pedalkasten millimetergenau auszufeilen, können bei versierten Harfenbauern locker mal eineinhalb Tag draufgehen. Abhängig von den verwendeten Materialien sind die Preisunterschiede immens. Für Spitzenharfen aus Mahagoni werden bis zu über 200.000 Euro aufgerufen. Interessant dabei ist, dass sie ihre wahre Klangschönheit erst nach den ersten zehn Jahren entwickelt haben werden. Das bedeutet, wenn das Instrument in zehn Jahren perfekt klingen soll, müssen Orchester oder die jeweiligen Musiker außerordentlich langfristig planen.

Nicht nur in der Klassik vertreten

Die Konzertharfe wird meistens im Zusammenhang mit klassischer Musik bzw. klassischen Orchestern assoziiert. Das ist das Terrain, auf dem die Hakenharfe sich vordringlich behauptet, allerdings ist sie auch hier ein Instrument, für das nur wenige Solokompositionen existieren. Die zauberhafte Harfe ist und bleibt ein Ausnahmetalent. Und exakt so spiegelt sich das auch in anderen Musikgenres.

Bereits im Jahr 1936 setzte die US-amerikanische Harfenistin Adele Girard ein echtes Statement. Sie peppte als erste Musikerin ihr Band mit dem als Harp Boogie Sound benannten Klang ihre Band auf und erlangte damit große Bekanntheit. Diese Geschichte der Jazzharfe wurde von der ebenso bekannten Dorothy Ashby fortgeführt. Beiden Musikerinnen waren erfolgreich und anerkannt. Doch auch sie konnten die zauberhafte Harfe im Jazz nicht dem Status einer Rarität entreißen.

Immer wieder wurde und wird die Harfe im Jazz genutzt | Foto: Shutterstock von TeraVector

Spezielle Anforderungen an das diatonische Instrument

Um auf der Harfe Jazz zu spielen, muss man schon verdammt versiert sein und wissen, was man tut. Immerhin handelt es sich um ein zunächst diatonisches Instrument. Vorstellen kann man sich das so, dass die Saiten die weißen Tasten auf dem Klavier darstellen. Will man nun die Zwischen- bzw. Halbtöne spielen, muss man entweder eine der Tasten treten, um die Saitenspannung zu verändern, oder einen Haken umlegen. Beide Spieltechniken verlangen nach dem Faktor Zeit; ganz so schnell funktioniert das nicht.

Die Herausforderung der chromatischen Töne | Foto: Shutterstock von ODMa

Das Musikstück will aber nicht warten. Der Jazz lebt davon, schnell zwischen verschiedenen Harmonien und Tonarten zu modulieren. Die vermutlich einzige Chance, beispielsweise bei der Jazz-Improvisation auf die gewünschte Geschwindigkeit zu kommen, wäre es, die Saiten chromatisch anzuordnen und damit auf die Verstell-Mechaniken verzichten zu können. Solche Instrumente existieren durchaus, allerdings sind das sehr spezielle Einzelanfertigungen. In der Tat sind das Herausforderungen, mit denen die zauberhafte Harfe nicht die Konzerthäuser stürmt. Sie ist musikalisch eigenständig und damit per se eine Exotin. Von den Instrumentenbauern wird das noch weiter auf die Spitze getrieben:

Elektroakustische Harfen als pragmatische Alternative

Bereits seit geraumer Zeit werden elektroakustische Harfen angeboten. Was den Aufbau anbelangt unterscheiden diese Instrumente sich von konventionellen Harfen lediglich durch das integrierte Tonabnehmersystem. Davon abgesehen sind herkömmlich und E-Harfen baugleich. Die elektrifizierten Instrumente können also auch rein akustisch gespielt werden. Das Problem der Tonabnahme ist, dass die Töne an jedem Punkt der Schalldecke unterschiedlich klingen und sich erst aus dem Zusammenspiel des gesamten Spektrums der authentische Harfenklang ergibt.

Unschwer erkennen wir, dass bei einer Harfe – ähnlich einem Konzertflügel – wirklich das gesamte Instrument mit sämtlichen Bauteilen für den authentischen Klang verantwortlich ist. Allerdings ist die Harfe ohne Tonabnahme beispielsweise in der Big Band viel zu leise. Für die Verstärkung können Mikrofone eingesetzt werden, was auch üblicherweise so gemacht wird. Die elektroakustischen Harfen sollen eine pragmatische Alternative darstellen.

E-Harfen für die Experimentierfreudigen

Auch werden mittlerweile reine E-Harfen gefertigt und angeboten. Diese Instrumente entscheiden sich von den naturbelassenen Harfen markant, zumal sie keinen eigenen Resonanzkorpus mehr besitzen. Stattdessen funktionieren sie nach dem Prinzip von E-Gitarren, E-Violinen und Co. Die Tonerzeugung und Tonabnahme erfolgt ausschließlich über die interne Hardware, also das Tonabnehmersystem.

Dabei handelt es sich um eine noch immer neue Generation mit dem Vorteil, dass die Sounds und Klänge über externe Geräte verändert werden können. Die zauberhafte Harfe wird damit nicht zum Klavier, aber vielleicht ein wenig zum Keyboard oder sogar zum Synthesizer. Diese Instrumente richten sich kaum noch an Musikerinnen aus dem klassischen Sektor. Hier geht es eher um moderne Genres, so etwa um Jazz, Pop & Co.

MIDI-Harfen – für Soundspezialisten

Die Frage hat sich lange gestellt: Wenn sich Instrumente wie Keyboards, Akkordeons, Gitarren und mehr sich per MIDI ansteuern lassen, weshalb dann nicht auch die zauberhafte Harfe. Schließlich lässt das Instrument sich dadurch äußerst effizient in zeitgemäße Produktionen einbinden. Und tatsächlich; die Instrumentenhersteller haben diese Idee schon vor etlichen Jahren aufgegriffen.

Inzwischen trifft man auf MIDI-Harfen, die sich zwar von ihrer Grundintention von den jahrhundealten Verwandten verabschieden, dafür aber immensen Spielraum für den Einsatz über musikalischen Grenzen hinweg bieten. Naheliegend ist, entsprechende Programmierkenntnisse vorausgesetzt, dass selbst die ansonsten hinsichtlich der vorhandenen Zeit schwer spielbaren Halbtöne unkompliziert mit Expandern und Modulationsbefehlen umsetzen lassen.

Spitzenharfen werden weltweit von gerademal sieben Firmen hergestellt

Lyon & Healy

Erhabene Schönheit in sämtlichen Belangen | Foto: von Thomann

Tradition trifft auf erhabene Schönheit beim Harfenbauer-Unternehmen Lyon & Healy. Die Harfen werden von den New Yorker Philharmonikern bis zum Bolshoi-Ballett für ihren bemerkenswert voll und klaren Klang geschätzt. Dabei punkten die Spitzeninstrumente mit kunstvoller Verarbeitung und atemberaubendem Design. Die handgefertigten Pedal- und Hakenharfen entstehen auf Basis der mehr als 130-jährigen Erfahrung und der Leidenschaft bei der Fertigung der Instrumente.

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Lyon & Healy Prelude 40 Lever Harp NA
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Kundenbewertung:
(4)

Salvi

Bekannt für Handwerkskunst und optimale Resonanz | Foto: von Thomann

Die Historie von Salvi beginnt im Jahr 1954, als Victor Salvi die Firma Salvi Harps gründete. Beheimatet ist das Unternehmen in Piasco, Italien. Salvi-Harfen sind italienische Juwelen der Technologie, des Designs und des Klangs, die für ihre alte Handwerkskunst und Resonanz bekannt sind. Die Instrumente folgen der eigenen Vision des Harfenbaus, Instrumente mit ausgesprochener Ästhetik zu fertigen und anzubieten. Salvi-Music unterhält Show-Räume weltweit und hat sich einen mehr als beachtlichen Ruf erarbeitet.

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Salvi Hermes Ebony Sipario Biocarb.
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Kundenbewertung:
(1)

Camac

Camac verkauft jährlich weltweit mehr als 2.000 Harfen. Im Jahr 1990 stellte Camac unter der Bezeichnung The Blue die erste elektronische Harfe vor, bei der jede einzelne Saite mittels jweils eignem Tonabnehmer verstärkt werden konnte. Es folgten mit der Clio, Athéna und Altantide Prestige drei klassische Doppelpedalharfen. Noch heute ist Camac die einzige französische Harfenmanufaktur. Am Standort im bretonischen Mouzeil sind auf einer Fläche von 2.500 Quadratmetern rund 60 Angestellte beschäftigt.

Fazit

Die Harfe ist keinesfalls vergessen, ganz im Gegenteil. Stattdessen werden von diversen Herstellern Instrumente gefertigt, die von hochgradiger Qualität zeugen. Das Instrument hat es offensichtlich nicht nötig, sich in den unbedingten Mittelpunkt zu stellen. Sie zeichnet sich vielmehr durch die gewisse Portion Understatement aus und ist dabei imstande, die Geschichten der Jahrhunderte zu erzählen, ohne den Bezug zu moderner Musik zu verlieren.

Und längst steht sie vor einer Renaissance, womit wir keinesfalls die musikalische Ära vergangener Zeiten meinen. Sie wird wieder beliebter. Und das hat die wunderbare Harfe unbedingt verdient. Die Zeit ist hektisch, die Harfe ist es nicht. Sie versprüht auch weiterhin die Gelassenheit und den Charme ihres engelsgleichen Klangs.

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Lyon & Healy Prelude 40 Lever Harp NA
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Salvi Hermes Ebony Sipario Biocarb.
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