Improvisieren auf dem Saxophon – Tipps und Tricks

Wie du deine kreativen Möglichkeiten auf dem Sax erweiterst

| Foto: von suthinee rodsuniyom

Sobald die ersten Töne, Tonleitern und Melodien auf dem Saxophon einigermaßen vernünftig laufen, werdet ihr es zunehmend eigenständig entdecken wollen. Wie kann man mit dem Saxophon vorgegebene Pfade überschreiten? Hier unsere Gedanken zum Improvisieren auf dem Saxophon:

Check it – Saxophon als der Improvisationskünstler schlechthin

  • Innere Barrieren überwinden und musikalische Möglichkeiten erweitern
  • Improvisation ist kreative Komposition just in time
  • Übungsmöglichkeiten zu Kadenzen oder Songs
  • Tonmaterial suchen und nutzen
  • Rhythmik und Dynamik nicht unterschätzen

Für viele Musiker, gerade die Notenfesten, stellt das Improvisieren auf dem Saxophon eine Hürde dar. Bislang hatten sie anhand Noten einen festgesteckten Rahmen, an dem sie sich orientieren konnten. Exakt davon sollen sie sich nun teilweise wieder verabschieden und statt Wiedergekäutem vollkommen Neues spielen. Die Verunsicherung wächst.

Dabei ist das eigentliche Problem vermutlich das Gefühl, man könne etwas falsch machen und mit den jaulenden Katzen aus der Nachbarschaft konkurrieren. Schieb‘ solche Bedenken einfach beiseite; jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Das Motto heißt: Einfach mal ausprobieren. Deine musikalischen Möglichkeiten erweiterst du damit um ein Vielfaches.

Aus der Improvisation entstehen super musikalische Momente | Foto: Shutterstock von BlurryMe

Der Reiz am freien und spontanen Spielen

Mit dem Improvisieren auf dem Saxophon begibst du dich auf die nächste Stufe des Spielens. Rein „mechanisch“ hast du schon einiges auf dem Instrument geschafft, jetzt aber geht es darum, deine eigene Kreativität zu entdecken, auszuleben, und der Musik damit das besondere Etwas zu verleihen. Und gerade das Saxophon ist für diese genialen Momente geradezu prädestiniert.

Was aber ist überhaupt das Besondere am Improvisieren auf dem Saxophon? Nun, geht es uns Musikern nicht allen darum, etwas zu erschaffen? Jedes Musikstück ist irgendwann einmal aus der Kreativität des Komponisten entstanden. Im Grunde genommen kommt also jede Komposition zunächst aus dem Nichts. Improvisieren ist gewissermaßen das Songwriting just in time. Die besondere Krönung unendlich vieler Songs.

Der hauptsächliche Unterschied zwischen Komponieren und Improvisieren auf dem Saxophon ist lediglich, dass man die Komposition (üblicherweise) notiert oder sonst wie reproduzierbar festhält, sie außerdem immer wieder überarbeiten kann, bis man schlussendlich mit dem Resultat zufrieden ist. Improvisation hingegen ist das reizvolle Spiel für den flüchtigen Augenblick. Eine Improvisation kann man nicht mehr „überarbeiten“. Im gespielten Augenblick ist sie bereits wieder Vergangenheit. Wird das Solo wiederholt, ist es per sofort keine Improvisation, sondern eine Reproduktion. Na dann, auf geht’s:

Üben zu Akkordfolgen und Kadenzen

Gut üben kannst du das Improvisieren auf dem Saxophon, zu vorher eingespielten Akkordfolgen, die du immer und immer wieder im Hintergrund ablaufen lässt. Solche Abfolgen – beispielsweise Bb-Dur, G-Moll, Eb-Dur, F-Dur – kannst du locker über ein Keyboard, die Software auf deinem Notebook oder einen Sequenzer einspielen. Vielleicht hast du auch einen höchst geduldigen Kumpel, der dir mit seinem Instrument den Akkordteppich in Dauerschleife liefert. Lege dir am Anfang die Harmonien fest und beschäftige Dich sowohl mit den akkordeigenen Tönen als auch mit der entsprechenden Tonleiter.

Oder von einem geduldigen Kumpel begleiten lassen | Foto: Shutterstock von Milan Ilic Photographer

Improvisation zu Play-Alongs und vorhandenen Songs

Eine weitere Möglichkeit ist vollkommen simpel: Lass einfach einen deiner Lieblingssongs laufen, vergewissere dich vorher, dass die Tonart für dich – und zu deinem Instrument – spielbar passt. Also anfangs vermutlich entweder klingend Bb-Dur für das Tenor-Sax oder klingend Eb für das Alt-Saxophon. Und dann spiel einfach in die Lücken, garniere den Titel mit deinen Tönen und Phrasierungen.

Selbst wenn’s zu Beginn noch nicht so perfekt klingt und selbst verständlich auch ein Kompromiss bleibt. Allein das trainiert ungemein und gibt dir die gute Portion Sicherheit. Angeboten werden auch Play-Along-CDs, in denen im jeweiligen Titel die Lücke für das Solo gelassen wird. Musikalisch sind diese beiden Varianten allerdings bereits deutlich anspruchsvoller.

Welche Töne du nutzen kannst

Na ja, Improvisation bedeutet eigentlich, sich nicht zwingend an Vorgaben zu halten. Somit könntest du theoretisch sämtliche Töne spielen, die dir in den Sinn kommen. Das Gehör der Mitmusiker, dein eigenes und auch das möglicher Zuschauer wird dir allerdings die Schranken weisen. Also müssen wir uns um das „Tonmaterial“ kümmern.

Was du also für das Improvisieren auf dem Saxophon benötigst, ist die Tonart mit der dazugehörigen Tonleiter. Manche der Töne sind anfangs ziemlich gefährlich, zumal sie im falschen Zeitpunkt gespielt doch recht schräg und entsprechend unbeholfen klingen können. Da musst du ein wenig Erfahrung sammeln.

Nichts verkehrt machen kannst du, wenn du die akkordeigenen Töne spielst, also Grundton, Terz und die Quinte. Sind die Akkorde wie im Jazz komplexer, kannst du bereits hier unkompliziert erweitern. Logisch, dass du die Akkordtöne dafür natürlich inklusive der Umkehrungen kennen musst. Eine Frage der Vorbereitung.

Pentatonik und Leittöne hinzunehmen

Dann kannst du dein Tonmaterial gut durch die pentatonischen Tonleitern erweitern. Das sind Tonleitern mit lediglich 5 Tönen, bei denen in der Basic-Form die teils „gefährlichen“ Halbtonschritte fehlen. Auf deiner kreativen Reise suchst du dir nun noch die dir gefallenden Durchgangs- bzw. Leittöne. Darunter versteht man jene Töne, die von einem Melodiepart oder Akkord zum anderen leiten und üblicherweise nicht auf den geraden Zählzeiten des Taktes gespielt werden. Schon hast du ausreichend klingende Gewürze für deine musikalische Suppe.

Rhythmisch groovend und schon geht’s ab | Foto: Shutterstock von GrashAlex

Rhythmische Abwechslung

Improvisieren auf dem Saxophon ist keineswegs nur eine Frage der passenden Töne zum richtigen Zeitpunkt. Ebenso geht es um die interessante und hörenswerte Phrasierung, um die rhythmische Abwechslung.

Es gibt diverse Stücke, bei denen das Solo von nur einem einzigen Ton geprägt ist, der aber rhythmisch immer wieder abgewandelt wird und dem Song damit einen speziellen Reiz verleiht. Ob du vor, auf oder hinter dem Beat spielst, macht einen wesentlichen Unterschied. Und hatten wir’s erwähnt? Auch Pausen sind Musik; hab Mut zur Pause und leg‘ los, wenn die Spannung auf dem Höhepunkt ist.

Dynamik und Steigerung

Ein Solopart auf dem Saxophon, der permanent auf gleichem Niveau schiebt oder dahinplätschert, wird in den meisten Fällen seine Wirkung verfehlen. Ein Saxophon kann weinen, jubeln, flüstern, schreien und die Sonne aufgehen lassen. Beim Improvisieren mit dem Saxophon solltest du versuchen, deine eigene gefühlte Dramaturgie einzubauen. Beispielsweise zart beginnen und dann kontinuierlich steigern, auch die Anzahl der Töne erhöhen. Oder eben umgekehrt, je nach Musikstil.

Langsam steigern, Dynamik und Pausen nutzen | Foto: Shutterstock von Garnet Photo

Abweichungen von der Grundmelodie

Die eigentliche Problematik: Beim Improvisieren auf dem Saxophon hast du kaum Zeit und vermutlich auch keine Lust, zeitgleich über musiktheoretische Zusammenhänge nachzudenken, die schon längst keine Basics mehr sind.

Wenn du also nicht nur zu Akkordfolgen, stattdessen zu einem Stück spielst, ist es hilfreich, wenn du die eigentliche Melodie auswendig kennst. Umspielen, verzieren, erweitern kannst du nur das, was du zuvor verinnerlicht hast. In der Melodie findest du all die Informationen und Strukturen, mit denen du deinen eigenen Weg gehen kannst.

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