Bekanntlich liegt die Tücke immer im Detail. Bei Musikinstrumenten bezieht sich das auf den Klang, die Bespielbarkeit und viele weitere bedeutende Nuancen. Ein von Außenstehenden oftmals unterschätztes Bauteil ist der Saxophon S-Bogen. Saxophonisten sehen das anders. Die suchen teils ein Musikerleben lang nach dem perfekten Saxophon S-Bogen. Da muss was dran sein.
Check it: Saxophon S-Bogen
- Mysterium S-Bogen
- Hohe Bedeutung für Ansatz und Intonation
- Der funktionale Hintergrund
- Ausschließlich subjektives Empfinden
- Tolle Tipps von erfahrenen Musikern
- Nahezu alle Marken bieten Austausch-Bögen an
Saxophon S-Bogen und die pure Lüge
Bekanntlich besteht dein Saxophon aus einer ganze Menge Bauteilen. Auf der einen Seite ist da der Korpus mitsamt Schallbecher, Klappenmechanik und Co., auf der anderen Seite befindet sich das Mundstück und dazwischen der sogenannte S-Bogen. Und der ist außer beim Tenor-Saxophon eine pure Lüge. Nur bei der Tenor-Kanne gleich er in seiner Form nämlich wirklich einem „S“, zumindest in den meisten Fällen.
Den pauschal besten S-Bogen kann es nicht geben
Dabei mag der Saxophon S-Bogen wie ein zufällig für die Krümmung benötigtes Stück Metall wirken. Weit gefehlt, denn für die Gilde der Saxophonisten hat er immense Bedeutung, zumal der S-Bogen ein höchst wichtiger Bestandteil des Instrumentes hinsichtlich der Intonation, der Ansprache und des Klangs ist. Hinzu kommt, dass jeder Saxophonist mit seiner Spielweise und seinem Ansatz so einzigartig ist, wie der Fingerabdruck der Menschen. Zwangsläufig bedeutet diese Tatsache, dass es den allgemeingültig und pauschal besten Saxophon S-Bogen nicht geben kann.
Ohne S-Bogen müsstest du im Liegen spielen
Wie dem auch sei, ohne dieses gebogene Zwischenstück zwischen Korpus und Mundstück wärst du kaum imstande mit der üblichen Körperhaltung auf deinem Saxophon zu spielen. Zumindest nicht beim Alt-, Tenor- und Baritonsaxophon. Vermutlich müsstest du auf eine Leiter klettern, dir deine Arme verlängern lassen, im Liegen spielen oder so ähnlich. S-Bögen werden wie die Instrumente selbst aus unterschiedlichen Materialien gefertigt, die letztlich auch klangverantwortlich sind. Was beispielsweise einem versilberten Saxophon klanglich nachgesagt wird, gilt ebenso für den versilberten Saxophon S-Bogen. Ebenso bei Kupferlegierungen, Gold, Neusilber usw.
Vor der S-Bogen-Wahl die Klangvorstellungen definieren
Wenig sinnvoll ist es, etliche Saxophon-Bögen auszuprobieren und entsprechend viel Geld zu investieren, um sich dann von den Klang- und Spieleigenschaften überraschen zu lassen. Die Suche nach dem heiligen Klang-Gral würde niemals enden, wenn du keine Vorstellung davon hast, wie du klingen willst bzw. das Instrument klingen soll. Hinzu kommt, dass du schlichtweg keine Chance hast, irgendwelche Nuancen zu beurteilen, solange dein Ansatz nicht ausreichend ausgebildet ist.
Also könntest du an dieser Stelle das Online-Buch zuklappen und dir den Artikel in zwei bis drei Jahren nochmals zur Brust nehmen. Das nämlich wäre so ungefähr die Zeit, die du an Spielpraxis dafür benötigst. Oder du informierst dich jetzt und tankst Know-how für die Zukunft. Okay, mag ja auch sein, dass du schon länger dabei bist. Dann ist das hier für dich aktuell wissenswerter Stoff.
Problematik des nicht formulierbaren Klangs bei Saxophonbauern
Vor einer noch zusätzlich fortgeschrittenen Problematik stehen in der Folge auch die Instrumentenbauer. Die sollen Antworten auf Fragen stellen, deren Hintergrund sie schlichtweg nicht verstehen oder eingrenzen können. Sofern der Saxophonist nicht wirklich konkret definieren kann, welchen Sound er sich vorstellt, können auch nur sehr pauschale Empfehlungen gegeben werden.
Wie aber definiert man einen gewünschten Klang, den man noch nicht mal wirklich kennt, gehört oder gespielt hat? Es wird frappierend kurios. Musiker und Instrumentenbauer können sich also nur annähern. Und man kann sich zumindest an den üblichen Materialeigenschaften orientieren.
Herstellerübergreifend sind die Bögen nur teilweise kompatibel
Die Markenhersteller fertigen unterschiedliche S-Bögen meistens passend für die markeneigenen Instrumente. Tatsächlich gibt es aber auch S-Bögen die erfolgreich auf die Modelle eines anderen Herstellers passen. So ist beispielsweise bekannt, dass die S-Bögen von Jupiter sehr gut zu den Saxophonen von Selmer passen und dabei für eine sehr gute Intonation sorgen können. Manch andere wiederum passen definitiv nicht.
So passt der Tenor-S-Bogen von Keilwerth nicht auf das die Instrumente von Yanagisawa, zumal der Konus zu weit ist. Allerdings passen sie üblicherweise auf Yamaha-Saxophone, ob die Intonation und die Bespielbarkeit dadurch verbessert werden können, bleibt allerdings fraglich. Es ist also ein kunterbuntes Durcheinander, wodurch die Schnitzeljagd nach dem perfekten Saxophon S-Bogen nicht gerade vereinfacht wird.
Auch fundierte Tipps unter Musikern ändern nichts an Subjektivität
Aber die Gerüchte- oder auch Wahrheiten-Küche brodelt in den Internet-Foren fröhlich vor sich hin. Viele Spezialisten geben ebenso viele hilfreiche Tipps aus eigener Erfahrung. Da ist beispielsweise die Rede davon, welcher S-Bogen kerniger oder höhenbetonter wirkt, welcher für eine leichtere Ansprache in welchem Register sorgt und vieles mehr. Die Tipps sind wirklich fundiert. Dennoch solltest du nicht vergessen, dass – abgesehen von den Maßen – sämtliche klanglichen oder spielkomfortablen Resultate individuell und subjektiv empfunden sind. Was für einen die perfekte Konstellation ist, könnte beim nächsten Saxophonisten ergebnislos sein oder sogar vollkommen in die Hose gehen.
Zahlreiche Diskussionen über konkret klangverändernde Details
Darüber, welche konkreten Details ausschlaggebend für die verbesserten Eigenschaften sind, herrschen ebenfalls weitreichende Diskussionen. So ist erstens bekannt, dass sogar absolut baugleiche S-Bögen derselben Marke bereits spürbar unterschiedlich reagieren können, obschon das Material identisch ist. Fundierte Aussagen existieren auch darüber, dass der hauptverantwortliche Faktor nicht das Material, sondern die Geometrie des Bogens ist.
Yanagisawa – der Vorreiter der Austausch-S-Bögen
Yanagisawa gehört traditionell zu den renommierten Namen auf dem internationalen Saxophon-Markt. Obschon andere Marken, insbesondere Selmer, aus Musikersicht lange Zeit eine prominentere Position innehatten. Dann aber erkannte Yanagisawa als erster Markenhersteller, welchen Stellenwert der Saxophon S-Bogen bei den Musikern einnimmt.
Und somit waren die Japaner auch die ersten, die Austausch-S-Bögen anboten. Dieser musikerfreundliche und instrumentendienliche Schachzug hat Yanagisawa damals einen zusätzlichen Schub verliehen. Längst haben nahezu sämtliche Marken nachgezogen. Auch gibt es Spezialisten unter den Instrumentenbauern, die nahezu ausschließlich S-Bögen herstellen.
Willkommen in der musikalischen Pilgergemeinde
Wenn auch du dich auf die Pilgerreise nach dem für dich besten Saxophon S-Bogen begeben willst, stehen dir sicherlich viele spannende Etappen bevor. Dabei musst du dringend beachten, dass manche der S-Bögen auf manche Instrumente einfach nicht passen, weil sie von ihren Cent-genauen Maßen nicht passen können. Auf gar keinen Fall solltest du versuchen, die Rohre trotzdem ineinander zu quetschen. Das funktioniert einfach nicht. Startest du den Versuch dennoch, schädigst du dein Instrument. Der Gang zum Instrumentenbauer bleibt unausweichlich.
Auf DIY-Methoden unbedingt verzichten
Und da bleiben wir doch gleich beim Thema. In gewissen Maßen ist es möglich, den Saxophon S-Bogen an das Instrument anzupassen. Auch davon lässt du bitte deine Do-it-yourself-Finger. Auch ein solcher Eingriff am offenen Saxophon-Herzen gehört ausschließlich in die Hände von Fachleuten. Immerhin wird dafür außer der hochgradigen Expertise, Instrumenten- und Materialkunde auch Spezialwerkzeug benötigt. Mit Vorsicht kannst du ausprobieren, ob der S-Bogen mit dem Korpus und dem Mundstück kompatibel ist. Alles darüber Hinausgehende ist Gift für dein Instrument oder zumindest für deinen reparaturfreudigen Geldbeutel.
Mechanische Notwendigkeiten nicht außer Augen lassen
Dabei solltest du die umliegenden Bauteile, nennen wir es einmal die Peripherie, nicht vergessen. Es hat schon Saxophone gegeben, bei denen die Oktavklappe sich mit den neuen Saxophon S-Bogen nicht mehr verstanden hat; und plötzlich ist der Lagenwechsel kaum oder gar nicht mehr möglich. Offensichtlich war es der falsche S-Bogen. Das sind rein mechanische Fakten, wegen derer manche Modelle mit einigen Saxophonen nicht kompatibel sind.
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