Auf den ersten Blick ist ein Cajon nichts weiter als ein quaderförmiger Kasten mit einem Loch hinten. Was ist daran so besonders, dass alle Welt darauf herum zu trommeln scheint, die Hersteller immer neue Modelle und Zubehörteile auf den Markt bringen und die Leute bereit sind, teils hohe dreistellige Beträge dafür auszugeben? Schauen wir doch mal genauer hin!
Check it: Basic-Wissen über das Cajon
- Haltungsnote 1: lässig, aber vernünftig
- Qualitäts-Statement für ein gutes Cajon
- Entscheidungshilfe: Welche Cajon passt zu Dir?
- Zubehör & Co.
- Grenzenlose Möglichkeiten
- Ersatz für ein Drumset?
- Unterschiedliche Bauarten von Cajones
- Ein Sprung in die Geschichte
Cajon spielen – eine kleine Starthilfe
Natürlich kannst du auf deinem Cajon ekstatisch, frei und fröhlich herumtrommeln, wie es dir gerade gefällt. Schließlich geht’s um Spaß an Musik und Rhythmus. Es gibt musikalisch nix Gutes, außer man tut es. Willst du die Sache etwas ernsthafter betreiben, gibt es ein paar Punkte, die du beachten solltest:
Zu allererst etwa, wie du am besten auf dem Cajon sitzt: Es ist von großem Vorteil für deinen malträtierten Rücken und letztlich auch dein Spielgefühl, wenn du etwas nach hinten kippelst. Hierbei merkst du übrigens gleich, ob dein Cajon nicht doch vielleicht etwas zu groß gewählt ist.
Durch das Kippeln bringst du die Schlagfläche etwas mehr in deine Richtung. Du verhinderst, dass du dich für Bass-Schläge zu weit nach vorne beugen musst. Übrigens werden die Bass-Schläge weiter oben gespielt, als du vermutlich denkst. Überdimensioniert lange Arme bringen dir keinen zwingenden Vorteile.
Trifft dein Handteller auf die Spielfläche, sollte dein Daumenballen nur knapp unter der Cajon-Oberkante auftreffen. Weiter unten zu spielen, bedeutet nur unnötige Strecke und liefert keinen besseren Ton. Also spare dir den zeitraubenden Weg. Damit sich der Basston entfalten kann, muss deine Hand nach dem Schlag gleich wieder etwas zurückfedern, was etwas Übung erfordert.
Die richtige Position für Snare-Schläge kannst du dir gut merken, wenn du die Daumen auf den Cajon-Deckel legst, sodass nur die Finger und ein wenig vom Handteller die Schlagfläche berühren. Bei diesen Schlägen kannst du die Finger auch auf der Schlagfläche liegen lassen. Grundsätzlich solltest du Arme und Hände immer locker und entspannt lassen, damit du einen guten Ton entwickeln und Schmerzen vermeiden kannst. Nicht verspannen! Es gibt keinen Grund das Korsett festzuzurren.
Daran erkenne ich ein gutes Cajon
Zunächst müssen wir klären, was ein gutes Cajon überhaupt ausmacht. Einerseits sollte es natürlich handwerklich gut gemacht und aus möglichst hochwertigen Materialien gefertigt sein. Schaue bei einem Cajon danach, ob die Kanten – besonders am oberen Teil der Schlagfläche – und Oberflächen sorgfältig geschliffen wurden und die Lackierung sauber und gleichmäßig ausgeführt wurde.
Auch ein Blick ins Innere des Cajons kann Aufschluss über die angewandten Qualitätsmaßstäbe geben. Nicht selten gilt im unteren Preissegment: Außen hui, innen pfui. Die Qualität des Holzes ist etwas schwerer zu erkennen, aber ausgefranste Stellen oder übermäßig viele Asteinschlüsse können ein Hinweis dafür sein, dass Holz zweiter Wahl verwendet wurde. Allerdings kann man bei einem Cajon der unteren Preisklassen auch nicht erwarten, dass Hölzer erster Güte verwendet werden.
Der zweite wichtige Faktor ist der Sound. Was ein „guter Sound“ ist, ist natürlich Geschmacksache. Jeder definiert das anders. Dennoch kann man auf unerwünschte Dinge im Klang achten, wie etwa unkontrolliertes Surren der Saiten oder Snares. Auch wenn der Schnarreffekt des Cajons zu gering ausfällt, also erst bei mittelstarken bis festen Schlägen anspricht, sollte man lieber die Finger vom Cajon lassen. Darüber hinaus sollten sich Bassschläge klanglich deutlich von denen am oberen Rand unterscheiden. Wichtig dafür, damit du auch wirklich vernünftige Klangkontraste aus der Kiste zaubern kannst.
Ein passendes Cajon kaufen
Jetzt weißt du schon mal, woran du ein gutes Cajon erkennen kannst. Doch nicht jedes gute Cajon ist auch gut für dich. Wenn du ein Cajon kaufen möchtest, sollte es dir selbstverständlich optisch gefallen. Dein quaderförmiger Eyecatcher sozusagen. Die Augen essen bekanntlich mit. Und dein neues Instrument soll dir Appetit aufs Spielen machen!
Dazu muss es sich für dich gut anfühlen. Magst du gerne extrem abgerundete Spielkanten oder reicht es dir, wenn die Spielkante einfach kräftig geschliffen wurde? Gefällt dir ein griffiger Glanzlack oder ein samtige Seidenmattlackierung besser? Du sollst dein Instrument schließlich auch gerne anfassen, wobei das jetzt nicht im Geringsten unseriös gemeint ist.
Auch die Größe sollte zu dir passen. Wenn du auf einem Standard-Cajon (ca. 50 cm hoch) das Gefühl hast, mit den Füßen nicht gut auf dem Boden zu stehen oder es arg an den Innenseiten der Oberschenkel drückt, passt vielleicht ein mittelgroßes Cajon (ca. 40 cm hoch) besser zu dir.
Last but not least muss dir natürlich der Klang gefallen, was gerade beim ersten Instrument nicht ganz leichtfällt. Kennst du jemanden mit Cajon-Erfahrung, nimm die Person mit in den Laden und lass sie für dich spielen und zuhören, wenn du spielst. Frage dich ab, was dir am Sound gut gefällt: Ein fetter, trockener Basston, oder darf er doch lieber etwas schlanker und weniger dominant sein? Soll es ordentlich scheppern oder gefällt dir ein dezenteres Snare-Rascheln besser? Ist es dir wichtig, die Snares auch stimmen oder mal abschalten zu können?
Spiele so viele Cajones wie möglich an, damit du ein Gespür für die Unterschiede und deine Vorlieben bekommst. Teste auch gleiche Cajones nebeneinander, da auch zwei baugleiche komplett unterschiedlich klingen können.
Was ich sonst noch an Cajon Zubehör und Add-Ons brauche
Im Grunde ist das Cajon ja schon ein vollwertiges Instrument, doch mit etwas Zubehör kannst du dir das Spielen und alles, was damit verbunden ist, noch verschönern. Kennst du von Weihnachten: Der Tannenbaum sieht auch „nackt“ schon super aus. Richtig geht die Sonne aber erst mit Christbaumkugeln und derartigem Gedöns auf. Also, dann wollen wir dein Cajon mal schmücken:
Eine gepolsterte Sitzauflage ist Gold wert, wenn die Cajon-Session mal etwas länger dauert. Auch eine Transporttasche ist beinahe unverzichtbar, wenn man seiner Kiste mal die Welt außerhalb der eigenen vier Wände zeigen möchte. Das Ding möchte ja auch mal an die frische Luft und andere Leute kennenlernen. Viele Leute spielen auch gerne mit weichen Nylon- oder Strohbesen auf dem Cajon, was den Klang etwas zurückhaltender macht.
Auch andere Instrumente oder speziell für die Montage am Cajon entwickelte, sogenannte „Add-Ons“ können dir neue Sounds und Inspirationen bescheren. Versuche beispielsweise mal, mit einer Hand einen Shaker zu schütteln und mit der anderen Cajon zu spielen. Oder binde dir ein paar Schellen ans Fußgelenk.
Viele spannende Möglichkeiten tun sich auf; Experimentierfreude unbedingt erlaubt. Dabei ist es sicherlich am schönsten, wenn du auf ganz eigene Ideen kommst. Guck dich also ruhig mal um, was dein Instrumentenfundus, die Rumpelkammer oder der Küchenschrank noch so an interessanten Sounds verbirgt. Unter uns: Ist der Schneebesen aus Omas‘ Küche plötzlich verschwunden, weißt du selbstverständlich nicht, wo der sein könnte.
Kann ein Cajon-Setup ein Schlagzeug ersetzen?
Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Bisweilen leidenschaftlich diskutiert wird, ob ein Cajon nur was für Leute ist, die zu faul sind, ein Schlagzeug zum Gig zu schleppen, oder tatsächlich ein adäquater Ersatz für ein Drumset sein kann – zumindest in bestimmten Situationen.
Nun, ein Cajon wird natürlich niemals so klingen wie ein Schlagzeug, das will es aber auch gar nicht. Aber es kann sehr wohl dessen Funktion übernehmen, wenngleich etwas eingeschränkt. Während Bassdrum, Snaredrum und Hi-Hat recht einfach auf dem Cajon zu „imitieren“ sind, fehlen Becken und Toms. Doch diese lassen sich mit entsprechenden Ständern und Halterungen ziemlich einfach um das Cajon herum platzieren.
Wenn du auch deine Füße benutzen willst, gibt es dafür spezielle Fußmaschinen, sogenannte Cajon-Pedale, mit denen dein Cajon zur Bassdrum wird. Der Fantasie sind wie immer keine Grenzen gesetzt. Mit so einem Cajon-Setup wirst du zwar keinen Gig mit einer Hardrock-Kapelle bestreiten wollen. Doch wenn es mal leiser zur Sache gehen soll oder eher Weltmusik-Klänge gefragt sind, kannst du damit ordentlich punkten.
Diese Unterschiede gibt es bei Cajones
Es gibt viele unterschiedliche Cajon-Bauarten, doch wenn du in Deutschland in einen Laden gehst, um ein Cajon zu kaufen, wirst du höchstwahrscheinlich mit einem Flamenco-Cajon nach Hause gehen. Im Gegensatz zu dessen Vorgänger, dem Peruanischen Cajon, das der simplen Holzliste mit Resonanzloch noch recht nahe kommt, verpassten die Spanier dem Holzkorpus ein Innenleben aus Gitarrensaiten und teilweise auch Glöckchen, die für das charakteristische Schnarren – auch Snare-Effekt genannt – sorgen.
Inzwischen kommen anstelle der Gitarrensaiten auch Snare-Teppiche, die man sonst an der Unterseite von Snaredrums findet, zum Einsatz. So wird bei den Flamenco Cajones gelegentlich auch zwischen String-Cajones (mit Gitarrensaiten) und Snare-Cajones (mit Snare-Teppich) unterschieden.
Dem großen Einfallsreichtum der Cajon-Firmen verdanken wir viele weitere Schnarr-Systeme, die teilweise komplett herausgenommen oder abgeschaltet werden können, was diese Cajones klanglich besonders vielseitig macht. Und inzwischen gibt es auch sogenannte Hybrid-Cajons, bei denen ein Soundmdul mit vielen verschiedenen Klängen bereits eingebaut ist – eine weitere (Gelegenheits-)Alternative zum großen Drumset.
Und dann hüpfen wir noch mal in die Cajon Geschichte
Wie schon geschrieben, entwickelte sich das moderne Cajon aus einfachen Transportkisten. Auf diesen trommelten im 17. Jahrhundert die afrikanischen Sklaven in Peru, nachdem die spanischen Kolonialherren ihnen ihre als heidnisch angesehenen Trommeln verboten hatten.
Außerdem befürchteten die Besatzer, die Sklaven könnten mit ihren Trommeln kommunizieren und unbemerkt einen Aufstand anzetteln. So jedenfalls lautet die Legende. So ganz genau weiß niemand, wie, wann und wo genau jemand das erste Mal auf so einer Kiste platzgenommen und losgetrommelt hat. Klar ist für dich: Hast du den Verdacht, deine Mutter könnte über dich mit der geschwätzigen Nachbarin lästern: Nimm ihr das Cajon weg.
Später, in den 1970er-Jahren, kam das Cajon von Peru aus schließlich auch nach Spanien, wo es vom Gitarristen Paco De Lucia im Flamenco eingesetzt und berühmt gemacht wurde. Und von dort breitete es sich noch weiter in Europa aus und ist inzwischen nicht mehr wegzudenken. Die musikalische Cajon-Epidemie hatte begonnen. Und jetzt bist du vermutlich auch infiziert.
Übrigens: Wenn du wissen willst, wie du Cajon und Percussion am besten mit Mikrofonen abnimmst, schau doch mal in diesen Artikel von uns!