Du hast es geschafft und bist stolzer Besitzer eines Schlagzeugs. Kessel, Ständer und Co. hast du bereits aus den Kartons befreit. Jetzt geht’s darum, das Drum-Set vernünftig und sinnvoll aufzubauen und aufzustellen. Da hast nun ein Sammelsurium von Trommeln, Ständern und Becken und jedes einzelne Teil soll optimal erreichbar platziert werden, ohne dass du dir beim Spielen den Rücken verbiegst, Arme ausrenkst oder die Blutzufuhr der Beine abquetschst. Diese getrommelte „Gleichberechtigung“ ist schon aus physikalischen Gründen nicht so ganz einfach. Du wirst beim Schlagzeug aufbauen einen kleinen Kompromiss machen müssen. Aber eben den bestmöglichen. Hier ein paar Tipps zum Schlagzeugaufbau für Einsteiger:
Schlagzeug aufbauen: Erst mal zum Teppichhändler deines Vertrauens
So unterschiedlich die Menschen, so viele verschiedene Varianten gibt es, das Schlagzeug sinnvoll und optimal spielbar auszurichten. Besonders im fortgeschrittenen Stadium entwickeln viele Drummer ihre eigenen Vorlieben, was auch sicherlich mit der individuellen Spielweise, Körpergröße oder Körperhaltung zu tun hat.
Beginner sollten sich ein paar bewährte Grundregeln beim Aufbau des Schlagzeugs vor Augen halten. Letztlich hat die Aufstellung der Trommeln und Becken maßgeblichen Einfluss auf das komfortable und somit immer besser werdende Spielen. Also fangen wir von vorne an und widmen uns erstmal deiner Unterlage.
Macht man sich eigentlich kaum Gedanken drüber, aber ein Schlagzeug stellt man nicht einfach auf einen glatten Untergrund. Das Erste, was du benötigst, ist ein Teppich. Darauf sollst du nicht inklusive Drumset wie Aladin mit der Wunderlampe durch die Gegend fliegen.
Der Teppich hat mindestens zwei Funktionen gleichzeitig. Erstens gibt er den Ständern den notwendigen Halt und verhindert ein permanentes Verrutschen von Basstrommel und Hi-Hat (dem doppelten Becken, das per Fuß bedient wird). Zweitens dämmt er insbesondere den Trittschall. Eine Maßnahme, für die sich etwaige Nachbarn oder Familienmitglieder schon im Voraus freundlich bedanken.
Egal, ob du dein Drum-Set zu Hause, in einem Proberaum oder auf der Bühne aufbaust, ein solcher Teppich macht auch Sinn, damit der Boden nicht beschädigt wird. Wie groß der sein soll? Na ja, eigentlich sollte das ganze Schlagzeug darauf Platz finden. Besonders wichtig ist er aber für den Hocker, die Bassdrum und die Hi-Hat. Sonst kriegst du beim Spielen schneller lange Beine, als sie dir in deinem bisherigen Leben gewachsen sind. Der Hocker und die Fußmaschinen werden sich ohne griffige Unterlage mit der Wahrscheinlichkeit von Murphys Gesetz kontinuierlich voneinander entfernen.
Schlagzeug aufbauen: dein ergonomischer Arbeitsplatz – der Drumhocker
Nun kümmerst du dich beim Schlagzeug-Aufbau zunächst um den Drum-Hocker. Dein „Arbeitsplatz“ wird auf die korrekte Höhe eingestellt. Was aber ist „korrekt“? Wichtig ist, dass du ebenso sicher wie beweglich sitzt. Klingt komisch, ich weiß. Lässt sich aber nicht ändern. Die Oberschenkel müssen leicht nach unten geneigt sein. Der Rücken bleibt gerade, was übrigens gleich entscheidend für den richtigen Abstand zur Snare sein wird.
Vergiss nicht, dass du auf diesem speziellen Hocker im Laufe der Zeit noch viele Stunden sitzen wirst. Welche musikalische Stilrichtung auch immer du bevorzugst, er muss ebenso bequem wie stabil sein, gerne ergonomisch designt, damit – auch wenn du an der vorderen Kante sitzt – zwischen Gesäß und Oberschenkel die Durchblutung nicht beeinträchtigt wird. „Eingeschlafene Beine“ sind der natürliche Feind jedes Schlagzeugers. Beim Sitzen musst du dich schlichtweg wohlfühlen.
Schlagzeug aufbauen: Kreativzentrum Snare – Am Anfang stand die Fellmitte
Deine „Kommandozentrale“ ist die Snaredrum, die kleine Trommel, die unmittelbar vor dir stehen wird. Nun geht’s darum, den stimmigen Abstand zu ermitteln.
Du setzt dich auf den Schlagzeughocker und nimmst die Sticks zur Hand. Die Arme sind locker angewinkelt, die Ellbogen hängen ebenso lässig neben dem Körper. Der Rücken bleibt gerade und aufrecht, ohne sich zu verspannen. Die Sticks hältst du so, als würdest du wirklich auf der Trommel spielen.
Jetzt rückst du die Snare-Drum soweit zwischen deine beiden Knie, bis die Mitte des Fells sich unmittelbar unter den Spitzen der Sticks befindet. Die erste – und vielleicht wichtigste – Trommel ist platziert. Wie bei deinem Sitzplatz ist auch hier die Höhe ein wichtiger Faktor. Bedenke dabei, dass es unterschiedliche Spieltechniken gibt.
Grundsätzlich sollen die Sticks möglichst waagerecht gehalten werden und flach auftreffen. Dennoch wird die Snare leicht geneigt, damit beim Spielen die Spannreifen nicht berührt werden. Andererseits darf die Neigung nicht zu stark sein, weil sich sonst Techniken wie Rimshots (Kantenschläge) nicht vernünftig umsetzen lassen. Du suchst und findest den goldenen Mittelweg beim Schlagzeug-Aufbau mit geringer Neigung.
Schlagzeug aufbauen: Ein Ausflug in die Welt der Fußmaschinen – Hi-Hat und Bassdrum
Die Körperhaltung und die Körpergröße entscheiden über die Aufstellung des Schlagzeugs. Wenden wir uns mit diesem Gedanken den beiden Dingern mit den Fußmaschinen zu: der Bassdrum und der Hi-Hat. Die Beine sind leicht (!) gespreizt, ohne sie unbequem zu überdehnen. Die Füße bilden eine Linie mit den Beinen.
Daraus ergibt sich schon mal der Winkel, in dem die Basstrommel und die Hi-Hat zum Körper stehen müssen. Eben auch in einer Linie, damit die Füße – eigentlich die Fußspitzen mit vorderem Ballen – gerade daraufgestellt werden können. Wichtig für den Abstand zum Körper auch hier wiederum das sinnvolle Mittelmaß: Beim Schlagzeug aufbauen wählst du den Abstand nicht zu weit weg vom und nicht zu nah am Körper. Das Sprunggelenk muss uneingeschränkt beweglich bleiben. Bei aller gewünscht kompakten Aufstellung: Kein Drummer kann vernünftig üben und arbeiten, wenn er zu sehr eingeschränkt ist. Das ist geschafft. Also auf zu den Toms:
Schlagzeug aufbauen: Toms und Co. – „waagerecht und flach“ Schlagzeug-kompatibel definiert
Unterscheiden müssen wir beim Schlagzeug-Aufbau zwischen den Hängetoms und der Standtom. Die hängenden Kameraden werden an den entsprechenden Haltestangen, meist an der Basstrommel angeschraubt. Auf unserem Bild siehst du eine alternative Befestigungsmethode an den Beckenständern – geht auch! Hängend ist eigentlich ein respektloser Name. Vielleicht sollte man sie eher als Schwebe-Toms bezeichnen. Wir weichen vom Thema ab.
Die Standtom ist seitlich mit Ständern ausgestattet, mit denen sich die Höhe und Neigung einstellen lassen. Allen gemeinsam ist, dass sie möglichst flach angespielt werden sollten. Übrigens aus spieltechnischen, klanglichen und auch finanziellen Gründen: Ein zu schräg angespieltes Fell, kann im wahrsten Sinne des Wortes leicht mal durchstochen werden. Das kostet Knete und verlangt danach, dass sie so waagerecht wie möglich eingestellt werden müssen.
Was aber ist in diesem Sinne „waagerecht“? Streckst du deine Spielhand mit Stick zur Fellmitte des Toms aus, dann ist der Unterarm vermutlich leicht angewinkelt. Dieser angewinkelte Unterarm ist nun dein neues „Waagerecht“. Die Referenz-Neigung, nach der du auch die Neigung des Toms einstellen kannst.
Die Standtom ist einer der flachsten Kameraden im gesamten Setup. Also nicht, was den Sound anbelangt, sondern die Positionierung. Sie wird möglichst gerade aufgestellt. Als Referenz für die stimmige Höhe dienen deine Ellbogen und das Becken (Nein, nicht das Becken des Schlagzeugs, sondern dein Becken. Und sorry – selbstverständlich im Sitzen und nicht während du aufrecht neben dem Schlagzeug stehst). Die Standtrommel wird üblicherweise ein wenig höher als der Beckenknochen und tiefer als die Ellbogen ausgerichtet. Resultat ist, dass du locker und ebenso flach aus dem Handgelenk spielen kannst.
Schlagzeug-Aufbau: die Blechabteilung – Schwingen ist Pflicht
Verbleiben noch die Becken. Becken müssen schwingen können, und zwar frei. Das Prinzip klingt simpel, ist es aber für Einsteiger vielleicht nicht unbedingt.
Die Becken werden am oberen Ende des Beckenständers oder -halters mit dem mittleren Loch über das Gewinde der Halterung gezogen. Dann werden sie keinesfalls sofort mit der Flügelschraube fixiert. Würdest du die Flügelschraube einfach festziehen, hättest du die Becken mit wenigen Handgriffen mundtot gemacht.
Zwischen Becken und Schraube gehört ein Abstandhalter. Häufig besteht der aus Filz, auch andere Varianten aus Plastik oder Gummi kommen bisweilen zum Einsatz.
Becken klingen an verschiedenen Stellen angeschlagen unterschiedlich. Damit du diese Soundmöglichkeiten für dein kreatives und abwechslungsreiches Spiel nutzen kannst, musst du die Glocke (den gewölbten Innenteil des Beckens), das Profil (die Oberfläche) als auch den Rand komfortabel mit den Sticks erreichen. Da hilft ausprobieren.
Unterschiede gibt’s übrigens auch hinsichtlich der Neigung: Die Ride-Becken verstehst du als „Normalos“, mit denen du rhythmische Akzente setzt, die können ruhig etwas schräger positioniert sein. Das Crash-Becken soll seinem Namen alle Ehre machen und anständig scheppern. Und das kann es am besten, wenn der Anschlagswinkel möglichst flach ist. Leichte Neigung okay, aber nicht übertreiben beim Schlagzeug aufbauen.
Aus dem Standard-Aufbau den eigenen Spielkomfort entwickeln
Dein Ziel beim Schlagzeug-Aufbau ist es, die Komponenten möglichst kompakt zu stellen. Drummer sind schon durchaus bewundernswerte Sportskanonen auf ihrem Instrument. Umso wichtiger ist es, die eigenen Kräfte einzuteilen. Das will sagen: Nicht zu nah dran, nicht zu weit weg; stattdessen komfortabel und die eigene Spielweise unterstützend.
Bei den Routiniers und Profis gibt es zwar grundlegende Überschneidungen beim Drumset-Aufbau, aber gerade die Experimentierfreudigen entwickeln im Laufe der Zeit auch ihre ganz eigenen Konfigurationen. Fang mit einem Standard-Aufbau an, um Haltungs- und Spielfehler zu vermeiden. Alles andere ergibt sich im Laufe der Zeit.
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Hat gute Tips und mir sehr geholfen, danke
Danke für die guten Tipps.
Hat dem alten Mann (also mir sehr geholfen)
Cool – sehr bildhaft und konkret beschrieben, danke!!
Klasse Seite zum Einstieg – perfekt!