Unterschiede zwischen Groove, Drive, Tempo und Takt

Kleiner Ausflug in die Rhythmusabteilung

Foto: Shutterstock von KONSTANTIN_SHISHKIN

Immer wieder tauchen in der Musik und Musiktheorie missverständliche Begriffe auf, mit denen Neueinsteiger zum Grübeln animiert werden. Solche Begriffe müssen geklärt und verstanden werden. So auch die Unterschiede zwischen Groove, Drive, Tempo und Takt.

Check it: Unterschiede zwischen Groove, Drive, Tempo und Takt

  • Missverständliche Begrifflichkeiten
  • Thema 1 – der Groove
  • Thema 2 – der Drive
  • Thema 3 – das Tempo
  • Thema 4 – der Takt
  • Das große Zusammenspiel der Begriffe

Unterschiede zwischen Groove, Drive, Tempo und Takt

Hinter den Klängen der Musik verbergen sich zwischen Klängen, Melodien, Rhythmen und vielem anderen in der Musiktheorie oftmals missverständliche Begrifflichkeiten. Irgendwie weiß man, was gemeint ist, aber so ganz präzise eben doch nicht. Die Unterscheidungen erscheinen musikalischen Einsteigern zuweilen marginal; dabei sind sie höchst entscheidend und wichtig. Zu solchen Begriffen zählen auch „Groove, Drive, Tempo und Takt. Und nein, das ist keinesfalls alles das Gleiche. Ganz im Gegenteil. Damit du deinem Spiel die gewünschte Dynamik und Präzision verleihst, sollten wir genauer hinschauen. Okay, dann mal los:

Mit dem Groove den Song zum Schwingen bringen

Wenn wir die Unterschiede zwischen Groove, Drive, Tempo und Takt konkret definieren wollen, gibt es darunter solche, die wir konkret und faktisch benennen und erläutern können, aber auch diejenigen, die eher im Schwammigen und Gefühlten verbleiben. So insbesondere der Groove, ein Begriff, der oft verwendet wird, um den rhythmischen Fluss oder die „Schwingung“ eines Musikstücks zu beschreiben. Es ist das Element, das die Zuhörer zum Mitwippen und Tanzen anregt. Groove ist eng mit dem Rhythmus verbunden und wird durch die Kombination von Instrumenten, Betonungen und Nuancen geschaffen. Es kann subtil oder dominant sein und ist oft das Ergebnis eines gut eingespielten Zusammenspiels der Musiker.

Der Groove entsteht im Zusammenspiel und soll den Song zum Schwingen bringen | Foto: Shutterstock von Melanie Lemahieu

Tief und schwer und subtil und fein

Der Groove kann von Musikgenre zu Musikgenre variieren. In Funk- und R&B-Musik findet man oft einen tiefen, schweren Groove, der stark betont ist und den Zuhörern einen starken Impuls zum Bewegen gibt. In Jazz kann der Groove subtiler sein, mit einer feineren Betonung auf den Off-Beats und einem gewissen Freiraum für Improvisation. Rockmusik hat oft einen kraftvollen, energetischen Groove, der von den Gitarrenriffs und dem Schlagzeug angetrieben wird. Sicherlich kannst du den Groove beeinflussen, indem du beispielsweise Töne vor den eigentlichen Beat ziehst oder eben Layed Back spielst, dich also bewusst hinter dem Metrum bewegst. Hinzu kommen die speziellen Betonungen, die du direkt auf dem Beat oder auf punktierte Zählzeiten setzen kannst. Groove lässt sich schwer in Worte fassen.

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Das groovt wie `ne Karre Mist

Mit ein wenig Routine wissen Musiker, wovon sie sprechen. Legendär ist der typische Musikerspruch auf der Dorfbühne: „Das groovt wie `ne Karre Mist“. Gemeint ist damit meistens, dass sich alle Musiker zu sehr direkt auf den Schlagzeiten des Beats bewegen. Typisch deutsch eben, wenn ein Soul-Song mit der Intention eines Marsches gespielt wird und allesamt sich an das alpenländisch deutsche Klangideal halten. Natürlich ist auch das ein Groove, aber kein abwechslungsreicher. Manchmal ist es erst das Umspielen der Zählzeiten, das der Musik wirklich Leben einhaucht. Das Kuriose gerade für Einsteiger: Zunächst gehört eine Menge Übung dazu, vernünftig im Timing und somit auf dem Metrum spielen, ohne schneller oder langsamer zu werden. Erst wenn du das kannst, wirst du dich für den Groove wieder schrittweise vom Metrum verabschieden, es nicht verlassen, aber in Nuancen umspielen.

Drive – die „treibende Kraft“ im Zusammenspiel

Drive wiederum ist ein Begriff, der die Intensität und Energie eines Musikstücks beschreiben soll; ebenfalls ein Begriff, der sich an Nuancen entscheidet, daran etwa, ob etwa on-Beat oder Offbeat gespielt wird. Dabei geht es keinesfalls lediglich um die Geschwindigkeit. Vielmehr um die Verzahnung der Instrumente miteinander, die spezielle Ausdruckskraft der Rhythmussektion als auch des Gesangs.  Es ist das Element, das die Vorwärtsbewegung und den Schwung einer Performance antreibt. Drive kann sowohl in der Melodie als auch im Rhythmus vorhanden sein und wird oft durch die Art des Spiels und die Dynamik der Musiker erzeugt.

Der Drive ist der Part, der keinen mehr auf dem Stühlen sitzen lässt | Foto: Shutterstock von Jason Benz Bennee

Letztlich geht es beim Drive auch um die Power

Im Rock und Metal findet man oft einen starken Drive, der durch schnelle Gitarrenriffs, hartes Schlagzeugspiel und kraftvolle Gesangsleistung erzeugt wird. Im Gegensatz dazu kann der Drive in einer Ballade oder einem ruhigen Stück subtiler sein, wobei er durch die emotionale Ausdruckskraft des Sängers oder die klangliche Finesse eines Instrumentalisten erzeugt wird. Drive kann in diesem Sinne auch als das gefühlsbetonte Element der Musik bezeichnet werden, wobei es keinesfalls nur um Sentimentalität geht, stattdessen um das gesamte Spektrum der Emotionen von ganz seicht bis hammerhart.

Wenn man dem Beat geradezu vorwegläuft

Logisch, dass der Drive von einem Musikgenre zum anderen immens variieren kann. So findet man in den Musikstilen der härteren Gangart oftmals einen besonders starken Drive, nicht selten durch rasante Gitarrenriffs, hartes Drum-Spiel und kraftvolle Vocals erzeugt wird. Die Fans von Ska und Co. wiederum kennen diesen besonderen Drive, bei dem man fast das Gefühl bekommt, die Musik wolle dem eigentlichen Metrum vorweglaufen. Das darf man allerdings keinesfalls falsch verstehen. Auch wenn eine Ballade leicht und subtil gehalten wird und von der emotionalen Ausdruckskraft des Sängers mit der klanglichen Finesse eines Instrumentalisten profitiert, ist das ein besonderer Drive; nur eben ein gefühlt zurückhaltender.

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Das Tempo als feststehende und verifizierbare Angabe

Indes die beiden bislang Begriffe in der Betrachtung der Unterschiede zwischen Groove, Drive, Tempo und Takt viel mit dem eigenen Empfinden als auch dem kompletten Arrangement eines Songs zu tun haben, verhält es sich beim Tempo komplett anders. Das ist vielmehr eine feststehender Parameter, der sich direkt auf die Geschwindigkeit eines Songs bezieht. Angegeben wird das Tempo in Beats per Minute (bpm), also der Anzahl der Zählzeiten, die innerhalb von 60 Sekunden ablaufen. So wird ein Song der beispielsweise mit einem Tempo von 120 bpm angegeben ist, eben exakt mit 120 Zählzeiten pro Minute gespielt. Oder um es anders und schon ein wenig musiktheoretischer zu benennen: Die Angabe von 120 bpm ist gleichbedeutend mit 120 Viertelnoten auf 60 Sekunden. Die Geschwindigkeit steht am Anfang eines Notenblattes.

Die Geschwindigkeit wird am Anfang eines Stückes in bpm vorgegeben | Foto: Shutterstock von ANNA_KOVA

Unterschiedliche Tempi erzeugen verschiedene Emotionen

Schnelleres Tempo wird oftmals mit Energie, Aufregungen als auch Tanzbarkeit in Verbindung gebracht. Mit rasantem Tempo kannst du deine Zuhörer mitreißen und sie dazu bringen, sich im – schnellen – Takt der Musik zu bewegen. Tatsächlich ist ein solch schnelles Tempo in Genres wie Pop, Dance, Techno oder Ska sogar üblich, um damit eine lebhafte und nicht minder mitreißende Atmosphäre zu erzielen. Für melancholische Songs wirst du demgegenüber eher auf ein langsameres Tempo setzen. Unser Unterbewusstsein assoziiert mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten immer auch verschiedene Emotionen. Überlassen wir die Erklärung für diese spezielle Eigenart der Unterschiede zwischen Groove, Drive, Tempo und Takt lieber den Psychoanalytikern.

Tempo und die Tücken der Menschlichkeit

Das korrekte Tempo zu halten gehört übrigens zu den schwierigsten Disziplinen der Live-Musik schlechthin. Immer konsequent auf dem Punkt zu bleiben, widerspricht nicht nur dem menschlichen Gefühl, sondern sogar unserer körperlichen Konstitution. Das beginnt bereits beim Herzschlag, der sich niemals vollkommen aus der Gefühlebene wegdividieren lässt. Dem Bewusstsein wird zwar ein definiertes Tempo vorgegeben, so beispielsweise auch über ein Metronom; aber der unterbewusst gefühlte Puls spielt der Realität einen Streich. Bereits wenn dein Puls sich bei 60 Schlägen befindet, das Tempo des Songs aber mit 92 vorgegeben ist, hast du ein Problem. Wandelt sich dann auch noch deine Stimmung von gelassen bis zu euphorisch, wird es umso problematischer, das Timing zu halten.

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Sicher nicht aus der Tempokurve schmeißen lassen

Wer nur einmal als ambitionierter Einsteiger versucht hat, vielleicht drei Minuten zu einem Metronom zu spielen, hat mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit festgestellt, wie schwierig bis nahezu unmöglich das anfangs ist. Wenn du nach den besagten drei Minuten immer noch auf der richtigen Zählzeit landest, ohne langsamer oder schneller geworden zu sein, bist du ein rhythmisches Genie. In der Regel wirst du weitaus früher aus der Kurve fliegen. Tempo und Timing sind unmittelbar miteinander verwandt. Erst mit viel Routine wirst du lernen, das Körpergefühl von den faktischen Tempovorgaben zu trennen.

Zur Ruhe kommen trotz teils rasantem Tempo

Tatsächlich ist das Tempo ein entscheidendes Kriterium für den Charakter eines Songs, allerdings auch eine Thematik, die von vielen Musikern nicht selten unterschätzt wird. Immer wieder muss man – sinnvollerweise an sich selbst – feststellen, dass man korrekt beginnt und dann immer schneller wird, was natürlich auch den korrekt gespielten Tönen auf dem Instrument keinesfalls entgegenkommt. Das geradezu Verrückte daran: Obwohl du doch voller Vorfreude und Energie bist, obwohl du möglicherweise Respekt vor dem Stück und den Riffs hast, musst du zur Ruhe kommen. Und zwar auch dann, wenn der Song in einem affenartigen Tempo gespielt werden soll.

Der Takt als Grundstruktur jedes Musikstücks

Der letzte Begriff bei unserer Betrachtung der Unterschiede zwischen Groove, Drive, Tempo und Takt ist der letztgenannte Kandidat, der Takt. Und auch der ist ganz konkret definiert. Letztlich einer der Grundbegriffe innerhalb der Musiktheorie und Spielweise schlechthin. Der Takt hat per se zunächst nichts mit Tempo zu tun, auch nicht mit Drive oder Groove. Vielmehr bezeichnet er die rhythmische Struktur eines Musikstückes und teilt es dabei in regelmäßige Einheiten, Zählzeiten und Schläge ein. Der Takt ist nichts Geringeres als das Grundgerüst eines Musikstückes.

Der Takt ist die rhythmische Grundstruktur des Musikstücks | Foto: Shutterstock von ANNA_KOVA

Bestimmung und Betonung der Zählzeiten innerhalb eines Taktes

Der Takt besteht aus einer bestimmten Anzahl von Zählzeiten, wobei es verschiedene Taktarten gibt. So beispielsweise als die gebräuchlichsten den 4/4-Takt, den 3/4- und den 2/4-Takt. Die vordere Zahl des Bruches gibt an, wie viele Viertel sich in diesem Takt befinden, so also in einem 4/4-Takt vier Viertel, in einem 3/4-Takt drei Viertel-Noten. Eine weitere Besonderheit – letztlich auch der Grund, weshalb es zugleich den 4/4- als auch den 2/4-Takt oder eben den 3/4- und den 6/8-Takt gibt, ist, dass in der Regel die erste Zählzeit besonders betont wird.

Orientierungspunkt für Musiker für den strukturierten Ablauf

Der Takt ist der Orientierungspunkt der Musiker, um synchron zu spielen und den musikalischen Ablauf zu strukturieren. Erst auf dem Takt kann der Rhythmus stattfinden, ohne Takt wäre das schlichtweg nicht möglich. Sicherlich ist der 4/4-Takt in der modernen Musik am häufigsten anzufinden. Gerade im Jazz und weiteren komplexen Genres, wo den Musikern die Monotonie zuweilen langweilig wird, gibt es auch die sogenannten ungeraden Taktarten wie den 5/4-, 7/8- oder 9/8-Takt. Durch diese ungerade Aufteilung wird eine spezielle Spannung innerhalb der Songs erzeugt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass diese Taktarteilen teils hohe Anforderungen an die Musiker stellen. Eines der bekanntesten Stücke im 5/4-Takt ist „Take Five“ von Dave Brubeck, einem der größten Stars des Cool Jazz. Am 6. Dezember 2020 wäre er 100 Jahre alt geworden. Seine Musik überdauert ihn.

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Auch interessant: „Triolen spielen: Eine Portion Musiktheorie für Einsteiger“.

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