Ihren Slang-Namen PAR-Kannen haben sie von ihrer Form, die doch ein wenig an die einer alten Milchkanne erinnert. Das ist allerdings recht weit hergeholt. Milch sollte man da nicht reingießen. Vielmehr gehören sie seit vielen Jahrzehnten Basic-Bestückung in nahezu jedem Licht-Setup. Dann lassen wir sie mal leuchten. Hier kommen Infos über PAR-Scheinwerfer von gestern bis übermorgen.
Check it: PAR-Scheinwerfer als die ewigen Trendsetter
PAR-Scheinwerfer – Klassiker der Bühnenbeleuchtung schlechthin
PAR-Scheinwerfer gehören zu den in der Veranstaltungstechnik am häufigsten eingesetzten Scheinwerfertypen. Verwendet werden sie bei unterschiedlichsten Einsatzzwecken. Mit PAR-Scheinwerfern werden Bühnen in- und outdoor beleuchtet, Festivals, Rockkonzerte oder Theater illuminiert, der Catwalk oder der Messestand in Szene gesetzt und vieles mehr. In der Regel ist diese Art der Scheinwerfer funktional eher reduziert, so gehörten sie beispielsweise nicht zu den Bewegt-Scheinwerfern, zählen aber gerade deshalb zur Grundausstattung der Eventbeleuchtung.
Bei aller Solidität Quantensprünge hingelegt
Tatsächlich haben PAR-Scheinwerfer innerhalb der vergangenen Jahrzehnte – einhergehend mit dem technologischen Fortschritt innerhalb der Licht-Branche – echte Quantensprünge hingelegt. Entstanden in den 1950er-Jahren in den USA, haben die heutigen Modelle mit ihren Urvätern angesehen von der Form nicht mehr allzu viel gemeinsam. Im technischen Sauseschritt haben sie sich gewissermaßen selbst überholt. Die zeitgemäßen Varianten sind in vielen Aspekten mehr als ausgereift. Es scheint alles entdeckt und umgesetzt, was man sich früher nicht mal vorzustellen wagte.
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Komplexe Definition für etwas eigentlich sehr Simples
Werfen wir zum besseren Verständnis zunächst einen Blick zurück und versuchen zugleich eine Definition. PAR steht als Abkürzung für den englischen Begriff Parabolic Aluminized Reflector Lamp, die Übersetzung ins Deutsche: Parabolisch aluminisierte Reflektorlampe. Na toll, das klingt irgendwie auch noch nicht verständlicher. Also klären wir die Begrifflichkeiten.
PAR-Scheinwerfer – Parabolisch
Indes die meisten künstlichen Lichtquellen ihr Licht nahezu allseitig abgeben, ist ein solcher Rundumabstrahlwinkel für die Veranstaltungstechnik denkbar ungeeignet. Etwa für die Personen- als auch spezifizierte Flächenausleuchtung steht die zonierte Abgabe der Lichtstrahlen im Mittelpunkt. Dafür wurde und wird bei Scheinwerfern als Hauptbestandteil ein Hohlspiegel oder ein parabolisch geschliffener Spiegel genutzt, sodass das Licht einer punktförmigen Lichtquelle an einer Parabel reflektiert und somit verbreitert, aber zielgerichtet gebündelt abgestrahlt wird. Bei PAR-Scheinwerfern ist bereits die Gehäuseform im hinteren Bereich parabolisch.
PAR-Scheinwerfer – Aluminisiert
Dieses Unwort klingt ganz sicher schlimmer und komplexer, als es eigentlich ist. Man könnte auch behaupten, irgendwer hat den eigentlich simplen Sinn dahinter bis zur Unkenntlichkeit verschleiert. Einfacher ausgedrückt: Die Gehäuse wurden aus gewalztem Aluminium hergestellt, was in Personalunion auch den innenliegenden Reflektor darstellte. Äußerlich ähnelten die Aluminium-PARs einem abgeschnittenen Ofenrohr. Jetzt lasst mich bitte nicht auch noch erklären, was ein Ofenrohr ist. Dann drehe ich durch.
PAR-Scheinwerfer – Reflektor
Eigentlich selbsterklärend, aber der Vollständigkeit halber sei hier noch kurz die Funktion des Reflektors erwähnt. Die Lichtstrahlen, die eine Lichtquelle abgibt, werden durch den Reflektor nicht absorbiert, stattdessen gebündelt und im baulich gewünschten Winkel wieder abgegeben – reflektiert. Eine Lichtquelle ohne Reflektor wäre ein Breitbandstrahler ohne zonierte Begrenzung oder ein extremer Punktstrahler wie etwa ein Laser. Der Reflektor macht das Licht augentauglich.
Schrittweise über die Jahre optimiert
In ihren Anfangstage wurden PAR-Scheinwerfer auch Punchlight genannt. Exakte Angaben über die ersten Entwickler gibt es nicht; wahrscheinlich ist allerdings, dass die Firma Altman diese Scheinwerfer als erste in großer Stückzahl hergestellt hat. Dabei wurden die Gehäuse der PAR-Kannen zunächst bis in die 1970er-Jahre hinein mit innenliegenden Kühlblechen gefertigt. In einem aufwendigen Verfahren wurde dafür schwerer Stahl verwendet.
So mancher hat sich die Finger versengt
Von diesem Konzept verabschiedete man sich 1978. Seither wurden die Gehäuse der PAR-Cans aus einem runden Stück Aluminiumblech ohne weitere Kühlbleche gefertigt. Und ja, die Dinger wurden richtig heiß und haben so manchem Veranstaltungstechniker die Finger versengt. PAR-Kannen waren simpel, funktional und anwendungstauglich. Im Laufe der Jahre wurden sie schrittweise in Details optimiert und schlussendlich auch modernisiert.
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Unterschiede in Größe, Bestückung und Anwendung
Unterschiede weisen PAR-Scheinwerfer in ihren Dimensionen und nur folgerichtig auch in der Leuchtmittelbestückung auf. Unterteilt werden die Modelle in Short-Nose und Long-Nose wie die PAR 30S – short nose – und PAR 30L, was für für long nose steht, inzwischen gibt es auch die sogenannten Flat-PARs, bei denen auf die „lange Kanne“ verzichtet wird.
Klassische Größen sind insbesondere der PAR 64, PAR 56 und PAR 38, der häufig in der EU zum Einsatz kommt. Die traditionellen Leuchtmittel für PAR 64 Scheinwerfer sind üblicherweise Sealed Beam Lampen mit integriertem Reflektor mit einer Leistung von 500 Watt. Es gibt diverse weitere, die sich in Leistungsfähigkeit, Größenordnung und Bauweise am jeweiligen Einsatzzweck orientieren.
Statisches Leuchtmittel als zentrales Element
Das zentrale Element und zugleich einzige aktive Bauteil der PAR-Scheinwerfer ist die Lampe, wobei das Leuchtmittel weder schwenk- noch neigbar ist. Je nach Anwendung kann man zwischen bis zu drei unterschiedlichen Abstrahlwinkeln wählen, namentlich sind das Narrow (Spot), Medium (Normal) und Flood (breit streuend). Die jeweiligen Leuchtmittel passen zu den Scheinwerfergrößen oder eben nicht. Insofern kann man bei der Wahl eigentlich nichts verkehrt machen.
PAR-Scheinwerfer – PAR 16
Der kleinste der PAR-Scheinwerfer ist der PAR16, eine Lampe, die sich mit der Viertelgröße eines PAR64 Scheinwerfers ideal für Dekorationsbeleuchtung eignet. Bestückt ist dieses Modell mit handelsüblichen Niedervolt-Reflektor-Lampen.
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PAR-Scheinwerfer – PAR 36
Das kleinste Bühnenmodell ist der PAR36, der ebenfalls mit Niederspannung betrieben werden muss, zumal für diese Größe keine 230V-Leuchtmittel genutzt werden können.
PAR-Scheinwerfer – PAR 56
Beim PAR 56 handelt es sich um ein kompaktes Standard-Modell, der in der Regl mit einer 300W Glaskolbenlampe betrieben wird, dass in den drei Ausfallwinkeln Narrow, Medium und Flood erhältlich ist. Der markante Merkmal ist, dass beim Gehäuse auf den Tubus verzichtet wird, sodass der Scheinwerfer erstens vergleichsweise kurz und zweitens auch preiswerter ist.
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PAR-Scheinwerfer – PAR 64
Der PAR64 hat sich seit vielen Jahren als der Standardscheinwerfer für die Bühnenbeleuchtung etabliert. Sein Vorzug ist die erhebliche Lichtausbeute, womit er sich je nach integriertem Leuchtmittel für die Flächenausleuchtung oder als Effektlicht gleichermaßen eignet. Die klassischen PAR64er können mit Glaskolbenlampen oder Aluminium-Reflektoren bestückt werden. Raylights sorgen für eine stärkere Bündelung, eignen sich aber nicht für die Flächenausleuchtung.
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Aus einer Zeit, vor der Zeit: Farbfilter und Farbscheiben
Zu den ersten Verbesserungen gehörte beispielsweise die Anbringung von Farbfilterhaltern. Ja, da werden einige mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit aufschreien: Wofür denn Farbfilter? Zur Erinnerung: Die Möglichkeit, farbenfrohes Licht zu erzeugen, gab es in den Anfangsjahren nicht. Gelöst wurde dieses Manko dadurch, dass Farbscheiben oder Farbfolien vor die Linse gesetzt wurden. Von der Möglichkeit, Farben in Echtzeit zu wechseln, war damals noch keine Rede. Wollte man die Bühne in einer anderen Farbe beleuchten, musste man eben einen anderen Scheinwerfer mit entsprechender Farbfolie aktivieren.
Mechanische Zusatzausstattung: Barndoors, Splitterschutz und Co.
Des Weiteren wurden und werden Scheinwerfer mit Barndoors – Flügeltoren – angeboten, wodurch sich die beleuchtete Zone scharf begrenzen lässt. Das funktioniert äußerst simpel, die Abblendflügel werden einfach im gewünschten Winkel ein- oder ausgeklappt. Ein Alleinstellungsmerkmal von PAR-Scheinwerfern ist das nicht. Eine solche Lösung finden sich auch bei anderen statischen Scheinwerfertypen. Ebenso findet man heutzutage PAR-Scheinwerfer mit integriertem Schnappverschluss für die Halterung des Farbfilterrahmens, Splitterschutz und weiteren rudimentären Details.
Durchbruch von DMX im Veranstaltungsbusiness
Eine hochbedeutende Stufe der Fortentwicklung von Scheinwerfern im Allgemeinen, aber eben auch der Steuerung von PAR-Scheinwerfern war der Durchbruch von DMX – Digital Multiplex – im Jahr 1998. Entwickelt worden war das Datenprotokoll, die „digitale Sprache der Scheinwerfer“ bereits fast zwanzig Jahre zuvor, bis sie sich jedoch wirklich durchsetzen konnte, mussten zunächst auch die entsprechend kompatiblen Geräte gebaut werden und auf dem Markt vorhanden sein. Für eine solche marktübergreifende Veränderung sind 20 Jahre – um genau zu sein: es waren 18 Jahre – eigentlich ein Witz.
Equipment-Parks waren voll, plötzlich war alles anders
Um die Größenordnung der Umwälzung zu realisieren, müssen wir uns für Augen halten, dass zu der Zeit ja sämtliche Verleiher, Dienstleister, Bands und mehr mit Equipment ohne DMX ausgestattet waren und zur Steuerung eher auf MIDI setzten, womit zumindest an und aus der Scheinwerfer ferngesteuert möglich war. Insofern waren auch die Hersteller nicht unbedingt erpicht darauf, in eine schwer kalkulierbare Vorleistung zu gehen.
Die Vorteile von DMX sind so immens, dass es lediglich eine Frage der Zeit bis zur Einführung und Umsetzung war. Ab dem Zeitpunkt ließen sich die Scheinwerfer – alle Scheinwerfer! – in Echtzeit per simplem Knopfdruck oder Fader-Bewegung steuern. Allerdings fehlt für die Farbwechsel noch ein entscheidendes Puzzleteil:
Und dann stellte LED-Technologie alles auf den Kopf
Und dann kam die LED-Technologie und sollte schlichtweg alles bis dato Gekannte auf den Kopf stellen. Nachdem andere Scheinwerfer wie etwa Moving Heads Farbwechsel bereits über interne Farbräder erzielen konnten, gab es diese Option bei PAR-Scheinwerfern so noch nicht. Bewegliche Komponenten sind darin schließlich nicht vorgesehen. Im Laufe der Zeit wurden die Hersteller immer pfiffiger, eine Entwicklung gab sich mit der nächsten förmlich die Klinke in die Hand.
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Grenzenlose Farbwechsel in Echtzeit dank LED-Technologie
Im Gegensatz zu herkömmlichen Leuchtmitteln sind LEDs – je nach Ausführung – imstande, mehrere Farben zu realisieren, üblicherweise mindestens aus dem RGB-Spektrum, also Rot, Grün, Blau und den sich daraus ergebenden Mischfarben. Oftmals kommen weitere Farben hinzu wie Weiß, Amber und neuerdings auch Lime. Die Steuerung der Helligkeit – auch als Dimmer bezeichnet – erfolgt über einen Pulswellenmodulator, üblicherweise direkt im Gerät integriert. Exakt der wird übrigens über das Datenprotokoll DMX512 angesteuert.
Geringer Stromverbrauch, kaum Hitzeentwicklung
Heutzutage sind die allermeisten PAR-Scheinwerfer mit LED-Leuchtmitteln bestückt. Angeboten werden PAR-Kannen mit LED-Technik seit 2006. Seither lösen sie konventionelle Leuchtmittel zunehmend ab. Da liegt es nahe, auf die Vorzüge und potenziellen Nachteile der LED-Technik an dieser Stelle nochmals hinzuweisen. LEDs verbrauchen vergleichsweise wenig Strom, was sich unmittelbar positiv an der Energierechnung des Veranstalters bemerkbar macht. Zudem zeichnen sie sich durch die geringe bis gar nicht vorhandene Hitzeentwicklung aus.
LED-Technik bei PAR-Scheinwerfern als Game-Changer
Neueste LEDs sind derart klein, dass sie wiederum in einem Reflektor sitzen. Die LED-Technologie war ein echter Game-Changer vor allem auch für rasante Farbwechsel in Realtime. Man stelle sich vor, dass zunächst ausschließlich einfarbig leuchtende PAR-Scheinwerfer plötzlich vielfarbig wurden und in mindestens drei – meistens mehr – Farben leuchten konnten. Neben der immensen Farbvielfalt kann die Ersparnis an Equipment und Arbeitszeit gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Lichtqualität bei günstigen LEDs hat immer noch Luft nach oben
Zur Wahrheit gehört, dass insbesondere LEDs insbesondere im Low-Budget-Sektor oftmals ein Problem mit der Qualität der Farbwiedergabe haben. Das wiederum hängt üblicherweise mit der sogenannten Refresh-Rate zusammen. Ist die nicht schnell genug, ergibt sich daraus erstens ein Blaustich und zweitens können dadurch langfristig die Augen geschädigt werden. Das will sagen: Auch und gerade bei der so zukunftsweisenden LED-Technologie sollte für professionell Ergebnisse immer auf hohe Qualität geachtet werden. Leider werden die entsprechenden Angaben dazu in den Marketingstatements und sogar den Datenblättern der Hersteller zuweilen verschwiegen.
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