Das Thema der Traversen hört sich irgendwie so gar nicht musikalisch an. Dabei sind es die Bauteile schlechthin, wenn es um den Bühnen-, Messe- und Ladenbau geht. Und wer Musiker ist, interessiert sich wohl automatisch auch dafür, wie die „Bretter“, die den großen Spaß on Stage bedeuten auch konstruiert sind. Beginnen wir hiermit unser Bühnenlexikon Teil 1.
Check it: Traversen, Truss & weitere Fachbegriffe
- Was ist eigentlich eine Truss?
- Standard im Bühnen-, Messe- und Ladenbau
- 1-Punkt-Traverse
- 2-Punkt-Traverse
- 3-Punkt-Traverse
- 4-Punkt-Traverse
- Material und Qualitätskriterien
- Übereck-Verbindungen und Bodenplatten
Traversen: Nicht von Begrifflichkeiten verwirren lassen
Die Begrifflichkeiten, wenn wir von Traversen reden, sind nur anfangs ein wenig verwirrend. Da ist die Rede von der Truss, von 1-, 2-, 3- oder 4-Punkt-Traversen, von Traversen Liften, Schäkeln, Kettenzügen und vielem mehr. Nun ja, keine Sorge; dass man die Bezeichnungen als Laie nicht unmittelbar versteht, ist eigentlich selbstverständlich. Immerhin entspringen sie der Sprache von Technikern und Maschinenbauern, die dann irgendwann folgerichtig auch von Veranstaltungstechnikern übernommen wurde. Ganz so kompliziert ist es nicht. Gerade weil dieses Segment aber auch für euch als Band oder Einzelmusiker irgendwann interessant werden dürfte, tauchen wir gemeinsam ein und erklären euch ein paar Grundbegriffe:
Was ist eigentlich eine Truss?
Grundsätzlich ist die Truss ein modulares Trägersystem, mit dem Scheinwerfer, Lichteffekte als auch Lautsprecherboxen, Audio- und Video-Equipment in der Höhe montiert werden. Bildlich vorstellen könnt ihr euch das Konzept wie ein Fachwerkhaus ohne Steine. Die Übersetzung aus dem Englischen lautet schlichtweg „Fachwerk“. Das allerdings ist lediglich eine Assoziation, gewissermaßen ein Bildnis. Die Truss besteht aus Metall, üblicherweise aus Stahl, wobei die Traversen modular zusammengesetzt werden. Dabei gibt es diverse unterschiedliche Traversen in Bauform, Länge und Belastbarkeit, die eben auch für jeweils verschiedene Zwecke zum Einsatz kommen.
Konstruktionen mit Traversen sind längst Standard im Bühnen und Messebau
Das Interessante: Der Bühnenbau mit Traversen ist absoluter Standard in der Veranstaltungstechnik. Überall dort, wo nicht per se eine Bühne vorhanden ist, wird mit den Traversen ein Raum geschaffen, der in den meisten Fällen die Bühne seitlich hinten und oben begrenzt. Dabei ist es keinesfalls die zwingende Aufgabe von Traversen, die Bühne abzuschirmen. Vielmehr wichtig ist, dass die Scheinwerfer und meistens auch Lautsprecherbosen in lichter höhe aufgehängt werden. Bei einer mit Traversen zusammengestellten Truss können die Komponenten dort positioniert werden, wo beispielsweise die Lichtstrahlen nicht durch Gegenstände Publikum oder die Bühnenprotagonisten abgeschirmt werden.
Bloß nicht falsch verstehen – es gilt nicht nur für nicht vorhandene Räume
Ach, ganz am Rande, bevor wir uns da falsch verstehen: Traversen werden nicht nur verwendet, falls keine eigenständige Raumbegrenzung wie bei einem Open-Air-Konzert vorhanden ist. Vielmehr werden sie auch in Locations mit vorhandenen Bühnen genutzt. Es geht eben nicht um eine kahle Wand, an der man ein paar Scheinwerfer anschrauben würde, sondern um die optimale, grundsolide und standstabile Möglichkeit Scheinwerfer und Co. zu montieren. Und in diesem Bereich müssen wir uns wieder über Traglasten, Befestigungsmöglichkeiten und mehr unterhalten. Da kommen leicht mal mehrere hundert Kilo an geflogenem Equipment zusammen. Leicht nachvollziehbar, dass es dafür DIN-Normen und gesetzliche Vorschriften gibt, die schon aus haftungsrelevanten Gründen unbedingt eingehalten werden müssen.
1-Punkt-Traverse am besten immer ein paar davon dabeihaben
Fangen wir an mit der 1-Punkt Traverse. Der Punkt ist nur in technischer Fachsprache ein Punkt, nämlich ein Verbindungspunkt. Leichter verständlich wird der Begriff, wenn wir von einem Rohr sprechen. Eine 1-Punkt Traverse besteht aus lediglich einem Rohr und hat demnach auch keine diagonalen Verbindungen. In der Fachsprache nennt sich dieses Rohe „Gurtrohr“. 1-Punkt Traversen sind nicht für besonders starke Lasten konzipiert; ganz im Gegenteil. Sie kommen eher für Spezialaufgaben zum Einsatz, beispielsweise auf Messeständen, wo einzelne Scheinwerfer punktgenau ausgerichtet werden sollen. Ebenso werden diese 1-rohrigen Traversen für Abstützaufgaben zum Beispiel im Festzelt genutzt. Die Anwendungen sind praktisch und so ziemlich jeder Dienstleister der Eventtechnik rühmt sich dafür, dass man solche nützlichen Traversenelement in verschiedenen Längen eigentlich immer dabeihaben müsse.
2-Punkt-Traversen optimal für Laden- und Messebau
Die nächsten Vertreter der aus der Traversenfamilie sind die 2-Punkt-Traversen. Verstanden haben wir längst, dass es sich dabei also um Traversen mit zwei Gurtrohren handeln muss. Korrekt, aber ab dieser Ausfertigung gibt es eine weitere Besonderheit. Die beiden Gurtrohre fliegen nicht einzeln in der Gegend herum. Vielmehr sind die durch diagonale Rohre mit geringerem Durchmesser miteinander verbunden, den sogenannten Diagonal Bracings. Schon wieder der nächste Fachbegriff. Sorry, aber da müssen wir durch. 2-Punkt Traversen werden oftmals für Messestände oder im Ladenbau genutzt. Eingesetzt werden sie meistens im Grid-Verbund. Und nochmal „Sorry“: Grid bedeutet einfach Netz. Mit 2-Punkt-Traversen lassen sich kreative und somit aufmerksamkeitsstarke Konstruktion erstellen. Überall dort, wo Waren, Plakate und sonstige Dinge ins Auge des Betrachters gerückt werden sollen, sind sie eine ideale Lösung. Doch auch diese Traversen sind keinesfalls für hohe Lasten gedacht oder erlaubt.
3-Punkt-Traversen als klassische Bauform in der Veranstaltungstechnik
Und ab geht’s in die nächste Abteilung, widmen wir uns den 3-Punkt-Traversen. Zu den Klassikern im Bühnenbau und der Veranstaltungstechnik gehören die 3-Punkt- und 4-Punkt-Traversen. Auch die zeichnen sich jedoch durch spezielle Unterschiede aus. 3-Punkt-Traversen besitzen zunächst 3-Gurtrohre, die wiederum an allen drei Seiten mit diagonalen Bracings verbunden sind. Das dient nicht nur der erforderlichen Stabilität, sondern erhöht auch die Zahl der möglichen Anschlagpunkte, also die Anzahl der Punkte, an denen unter der Voraussetzung der stimmigen Statik Scheinwerfer-, Audio- und Video-Komponenten installiert werden können. Die 3-Punkt-Traversen können durchaus für größere Traglasten verwendet werden, allerdings ist im Zusammenhang mit dem Gewicht machbare Länge begrenzt. Obschon herstellerseitig oftmals weitere Distanzen angegeben werden, geht man in der Praxis davon aus, dass ab etwa zehn bis zwölf Meter Länger der Truss Schluss ist.
4-Punkt-Traversen als die Klassiker im Bühnenbau schlechthin
Und spätestens dann setzt man auf die Klassiker im Bühnenbau schlechthin, die 4-Punkt-Traversen. Diese Traversen überzeugen seit je her mit größtmöglicher Stabilität und Standfestigkeit. Weshalb diese Bauform nicht grundsätzlich überall verwendet wird? Nun, sie sind eben nicht nur die Kostspieligsten, stattdessen auch die Modelle, die am aufwändigsten zu transportieren und zu lagern sind. Selbst mit der beliebtesten Länge von 2,0 Metern wiegt eine leichte 4-Punkt Traverse noch 12,5 kg und mehr. Dennoch bietet sie die ideale Möglichkeit eines auch über Eck verbundenen Bühnenbaus.
Was es bei Traversen zu beachten gilt
Die Aspekte, mit denen Traversen sich unterscheiden, sind erstens die Anzahl der Gurtrohre, außerdem die Länge, wobei die Standardgröße zwischen einem und drei Metern liegt, außerdem der Rohrdurchmesser und die Wandstärke des Materials sowie der Rohrdurchmesser der Bracings. Selbstverständlich ist das qualitative Material entscheidend. Gefertigt werden die Traversen in der Regel aus Aluminium oder Stahl. Hinzu kommt die Frage nach den Verbindern. Selbstverständlich muss die Verbindung zwischen den Traversen der Truss zwingend stabil sein. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Verbinder. Im Normalfall werden Standard-Traversen über konische Schnellverbinder aneinander fixiert.
Vertikale und Über-Eck-Verbindungen der Traversen
Nun müssen allerdings nicht nur die Traversen vertikal miteinander verbunden werden, es sei denn, die Traverse wird ohne Seitenständer geflogen. In den meisten Fällen wird obere Traversen an mit 90 Grad- Ecken mit den stehenden Seitenteilen der Truss verbunden. Dafür gibt es spezielle Truss-Corner. Das wird weitergeführt, sodass die Truss vier stehende Teile hat und in der Höhe meisten mit ebenfalls vier Strängen verbunden ist. Schon hat man sich sein eigenes Haus im Haus gebaut. Lediglich ein entscheidendes Teil fehlt noch, damit die Truss stabil steht, ohne in den Untergrund einzusinken oder ihn dauerhaft zu beschäftigen: die Grundplatte, wobei hier die Mehrzahl eher sinnvoll ist. Es handelt sich nicht um eine riesige Bodenplatte, stattdessen wird unter jedem stehendem Seitenteil eine separate Grundplatte montiert.
+++
Auch interessant: „Lichttechnik kaufen – erstmal wissen, wovon man spricht“.