°Ihr wollt mehr Kontrolle über euren Sound und euer Spielgefühl haben? Was euch dabei hilft, ist ein entspannter Rachen. Wir zeigen euch Rachen-Übungen für Trompete für einen offenen Rachen und erklären euch, wie ihr den gefürchteten Stimmbandverschluss vermeidet.
Ideale Spieltechnik auf der Trompete setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Abgesehen von dem vernünftigen Instrument und der sicheren Grifftechnik, sind das hauptsächlich körperliche Aspekte. Klingt erstaunlich, bleibt aber eine Tatsache: Dein eigentliches Instrument ist dein Körper; die Trompete ist das Medium, mit dem du deine Töne in die Welt schickst. Je besser du dich selbst beherrscht, umso mehr wächst du mit deinem Instrument zusammen. Und je optimaler ihr beide eine Einheit bildet, desto idealer ist dein Klang. Ganz wichtig dabei: Hals aufmachen, damit die Luft ungehindert durch dich hindurchfließen kann. Hier ein paar Gedanken, Tipps und Rachen-Übungen für den barrierefreien Luftfluss.
Rachen-Übungen für Trompete: Hals aufmachen mit vorsätzlich provoziertem Fast-Gähnen
Tipp Nr. 1 heißt: Mach deinen Hals inklusive Rachen, Mundraum und Gaumen ganz weit. Öffne Unter-, Oberkiefer und den Rachen so lange, bis du fast (!) anfängst zu Gähnen. Das ist ein körperlicher Automatismus, ein Reflex. Die Anforderung bei dieser Übung lautet: Du willst die Bewegung der Müdigkeit imitieren, aber nicht wirklich anfangen zu Gähnen.
Eine Grenze, die zuweilen nicht leicht erkennbar ist. Mit ein bisschen Übung wirst du den Hals aufmachen, ohne den Gähn-Reiz zu empfinden. Das genauso Paradoxe wie Interessante: Während du dich beim realen Gähnen eigentlich unterbewusst gegen diesen Bewegungsablauf sträubst, ist er beim Hals aufmachen – bis zur erwähnten Grenze – unbedingt erwünscht.
Rachen-Übungen für Trompete: Ich atme, darum spiele ich
Im Laufe deines frisch begonnenen Trompeter-Daseins wird dir immer wieder die Aussage „Hals aufmachen“ oder „Rachen aufmachen“ begegnen. Wenngleich Hals und Rachen anatomisch gesehen nicht im Geringsten gleichbedeutend sind, so meinen diese beiden Bezeichnungen – grob betrachtet – dennoch dasselbe. Musiker sind in Sachen Körperkunde eben nicht so die Perfektionisten.
Wie dem auch sei; um das zu erreichen, musst du dir dessen bewusst sein, dass Hals und Rachen ohne den Rest deines Körpers gar nicht existieren oder gar funktionieren können. Das sind keine einsamen Trabanten. Sämtliche Körperteile stehen miteinander in Verbindung. Das betrifft die Zunge, den Gaumen, die Stimmlippen, genauso aber auch die Rippen, die Lunge und sogar deine Körperhaltung von den Schultern über das Becken bis zu den Füßen.
Das will sagen: Wenn du den Hals aufmachen willst, musst du in ganzer Lebensechtheit kontrolliert entspannt oder eben angespannt sein. Es ist ein Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen und noch viel mehr. Stell dir einfach vor, du bist eine Trompete.
Beatmungstraining aus dem Baumarkt – Gummigeschmack inklusive
Hier kommt eine weitere Übung direkt aus dem Baumarkt oder der Gärtnerei deines Vertrauens: Entweder rennst du selbst in einen dieser Läden, wo kaum ein Verkäufer weiß, was sich im nächsten Regal befindet, oder du schickst deine Eltern los. Die wollten ohnehin gerade mal wieder wegen der alljährlichen Nachbarschafts-Challenge um die prämierte Riesen-Geranie im Garten rumwühlen.
Sie sollen dir bitte ein Stück Gartenschlauch mit einem Durchmesser von ca. 2,5 cm besorgen. Das steckst du dir in den Mund. (Nein, nicht in den Hals und erst recht nicht tiefer; du willst dir schließlich nicht selbst den Magen auspumpen.) Nun atmest du ganz tief ein und aus. Wie ein Taucher im Trockendock. Das Resultat dieser Rachen-Übungen: Du trainierst die Atmung und wirst zeitgleich den Hals und Rachen aufmachen. Stell dir vor, du bist eine Geranie.
Ab in die Gemüseabteilung: Die Macht der Vorstellungskraft
Imagination ist alles: Stell dir vor, du hättest eine heiße Kartoffel im Mund. Ab der Mundhöhle machst du alles weit, schließlich willst du dich nicht verbrennen. Es ist diese Vorstellung der Realität, die intuitiv vom Gaumen über die Stimmlippen bis zum Rachen und letztlich Hals alles auf weit geöffnete Schonhaltung stellt. Schon hat die imaginäre Kartoffel ihren zuverlässigen Dienst erledigt.
Jetzt musst du nur aufpassen, nicht schon wieder zu gähnen. Genauso kannst du das Gefühl erzeugen, dass du selbst diesen ganzen vorhandenen Raum ausfüllst, indem du für immer mehr Platz sorgst und Rachen & Co. keinerlei Chance lässt, sich spitzmündig zusammenzuziehen. Deine Vorstellungskraft wird zu deinem individuellen Airbag im Kopf. Also, um bei den Metaphern zu bleiben: Stell dir vor, du bist eine heiße Kartoffel.
Rachen-Übungen für Trompete: Gurgel dich trompetenfit
Faszination Erkältung; sicher hattest du schon mal Halsschmerzen. Das geeignete Heilmittel war das Gurgeln mit kaltem Kamillentee und weiteren unbequemen Substanzen. Wenn du diesen Bewegungsablauf imitierst, also von tief aus dem Rachen gurgelst und dabei möglichst noch ein rollendes „R“ erklingen lässt, wirst du wie von selbst den Rachen und somit auch den Hals aufmachen. Gurgeln funktioniert nicht ohne diesen Reflex, also eine gute Übungsmöglichkeit.
Ausgehaltene Töne nicht blasen, sondern hauchen
Wenn du einen Ton bläst, sorgt diese druckvolle Spielweise – besonders bei Einsteigern – dafür, dass der Luftstrom gebündelt wird. Ähnlich einer Digitalkamera oder einem Spot mit eng zentriertem Fokus. Der Ton wird durch diese Bündelung möglicherweise recht laut, aber zugleich statisch und beengt sein. Gleichermaßen sieht es in deinem Hals- und Rachenraum aus.
Hals aufmachen ist aber das selbstbewusste Ziel. Versuche es, indem du speziell die ausgehaltenen Töne nicht bläst, sondern hauchst. Beim Hauchen strömt nicht nur mehr Luft mit, sie kommt auch von weiter innen und tief drinnen. Beim weiteren Üben dieser Technik gibst du dir Mühe, den „gehauchten“ Atemstrom zu kontrollieren. Dein Ton wird weicher, harmonischer, zugleich kontrollierter.
Papier an die Wand blasen
Nächste Variante im Trainingsprogramm für das Ziel „Hals aufmachen“. Nimm ein simples Blatt Papier, halte es an die Wand und fixiere es mit dem Blasen durch ein Mundstück in ca. 5 cm Entfernung. Halte es an der Wand und zwar ausschließlich mit deinem Atem. Nicht festkleben, nicht in die Finger nehmen.
Einzig durch deine tiefe Atmung soll der Zettel sich an der Wand festklammern, ohne Richtung Boden zu segeln. Das kann nur dann funktionieren, wenn du sämtliche vorhandenen Hohlräume in Mundraum, Hals und Rachen aktivierst. Spüren wirst du das intuitiv. Das äußere Ziel sorgt dafür, dass die Lufträume groß und weit werden.
Zirkularatmung – Atemzauberei einfach gemacht
Zum grundlegenden Verständnis für die frei fließende Luft solltest du eines unbedingt wissen: Hältst du die Luft an, machen Hals und Rachen dicht. Also muss es das erklärte Ziel sein, die Luft eben nicht anzuhalten. Auch nicht zwischen dem Einatmen und dem Spielen; nicht mal kurz. Das funktioniert nicht? Doch! Benötigt nur ein wenig Übung, bis dir das in Fleisch und Blut übergeht.
Das Zauberwort heißt „Zirkularatmung“. Dabei geht’s nicht um pausenloses Einatmen, bis die Lunge implodiert. Die Zunge drückt die Luft in die Trompete, zugleich atmest du über die Nase ein oder aus. Als Einstiegsübung nimmst du einen Schluck Wasser in den Mund. Während du nun durch die Nase ein- und ausatmest, drückt die Zunge das Wasser aus dem Mund. Viel Spaß beim Spucken.
Im nächsten Stepp schaltest du von Wasser auf Luft um. Genau die schickst du jetzt nämlich per Zunge in dein Instrument, während die Nase fröhlich vor sich hin atmet. Du wirst aufgrund der permanenten Nasenatmung automatisch den Hals aufmachen.
Kontrollierte Atmung ist ein Gesundheitsfaktor
Hat dir schon mal jemand gesagt, Trompete spielen sei gut für die Gesundheit? Das stimmt, definitiv. Doch frag‘ dich mal, weshalb das so ist. Sicherlich nicht, weil du ein mehrfach gebogenes Stück Blech vor der Nase hast. Vielmehr deshalb, weil das Instrument deinen ganzen Körper und vor allem die Atemtechnik fördert. Und Atmen ist nun mal gesund. Zumindest wenn man es richtig macht.
Die allermeisten Menschen atmen verkehrt. Zu kurz, zu flach, keine Stütze aus dem Zwerchfell, schlichtweg unkontrolliert. Der gebräuchliche Mensch von Nebenan weiß nicht mal, wo sich das Zwerchfell überhaupt befindet. Du aber weißt das bereits und hast verstanden, dass die Stütze nicht aus dem Rachen kommt und du den Hals aufmachen musst, gerne so weit wie ein Scheunentor.
Ein- und Ausatmen ist eigentlich naturgegeben
Was Babys noch instinktiv – weil angeboren – richtig machen, wird im Laufe des Lebens immer schlechter. Bläser und Sänger bewegen sich eindeutig auf einem positiven Weg. Immerhin ist das stimmige Ein- und Ausatmen die Basis für ihr jeweiliges Instrument. Sei es die Stimme selbst, oder die „verlängerte Stimme“ wie die Trompete.
Die Grundlage für die Bildung von schönen und harmonischen Tönen lautet: den Hals öffnen. Wer den Atem einzwängt, ihn einengt und ihm den Raum nimmt, wird kaum wohlklingende Ergebnisse erzielen. Doch das lässt sich ebenso wie der Ansatz trainieren. Den Hals aufmachen bedeutet, den Körper zu erleben. Ohne Atemluft geht in unserem Leben schließlich gar nix.
Mehr zur Trompete mit Ratgebern und Kaufberatern findest du in unserer Trompeten-Rubrik.
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Sehr gute Informationen und Anleitungen.
Danke Musikalische Grüße Franz ??
Sehr einfuehlsame, hilfreiche Beschreibung! Wie wichtig ist eigentl. agesehen von den Rachenuebungen der Faktor ‚Qualitaet und Preis der Trompete? Mein Vater hat immer gesagt, mit seiner 150 Mark(!)-Trompete (das war in den 50ern) haette er nie richtig gut und schnell spielen koennen?