Wasserlassen auf der Trompete – komplexer als auf Anhieb vermutet

Die Feuchtigkeit muss raus aus dem Instrument

| Foto: Shutterstock von Carlien Beukes

Trompeter haben ein Problem. Im Instrument sammelt sich Kondenswasser und weiter Feuchtigkeit. Die muss raus, damit die Trompete nicht anfängt zu gurgeln. Die Zeit ist knapp, aber mit ein wenig Routine klappt’s. Es ist der berühmte Drahtseilakt zwischen Funktionalität, Bespielbarkeit und Klang. Wir beleuchten für dich das Wasserlassen auf der Trompete:

Check it: Wasserlassen auf der Trompete

  • Zwischen Aggressionen und Verletzungen
  • Trompete komplett durchspülen
  • Woher die Feuchtigkeit kommt
  • Folgen des angesammelten Wassers
  • Lösungsmöglichkeiten über die Wasserklappen
  • Klangphilosophie und pragmatische Lösungen

Wasserlassen auf der Trompete: Hast du deine Aggressionen im Griff?

Na logo ist der Titel dieses Artikels provokant und missverständlich gemeint. Das Wasserlassen auf der Trompete kann man ja durchaus vielfältig interpretieren. Szenario Nummer 1: Du schiffst auf dein Instrument. Der Sinn erschließt sich nicht. Außer vielleicht, du bist derart sauer darüber, dass einfach nicht die richtigen Töne herauskommen wollen. Verbleibt die Frage, ob du deine Aggressionen im Griff hast oder vielleicht mal extern professionelle Hilfe suchen solltest. Ein Versuch kann helfen, obwohl die therapeutischen Wartelisten in Pandemiezeiten lang sind.

Wenn die Trompete sich verletzt hat und desinfiziert werden muss

Eine weitere vorstellbare Möglichkeit wäre, dass die Trompete versehentlich irgendwo gegengeschlagen ist. Das bedauernswerte Instrument blutet und hat dabei auch noch eine Portion Schmutz abbekommen. Doch ihr zwei seid unterwegs und weit und breit ist kein Wunddesinfektionsmittel vorhanden. Den Notarzt deines Vertrauens hast du bestellt, aber das kann dauern. Du musst aufpassen, dass die Wunde deiner Trompete sich nicht entzündet. Also nutzt du die natürlichste Outdoor-Variante der Desinfektion: Wasserlassen auf der Trompete. Okay, das war nicht mal grammatikalisch korrekt. Es müsste heißen: Wasserlassen auf die Trompete. Aber auch dadurch wird es nicht sinnvoller.

Thema verfehlt – 6 – setzen! | Foto: Shutterstock von Ody_Stocker

Wasser marsch! Die Trompete wird komplett durchgespült

Alles Mumpitz; so absurd die Headline klingen mag, steckt dahinter doch ein konkreter Sinn. Und das gleich in mindestens zweifacher Hinsicht. Der erste Aspekt ist, dass du dein Instrument natürlich regelmäßig penibel reinigen musst. Dafür gibt es diverse Tipps, mit denen sämtliche Einzelteile gesäubert und somit von Speichel und sonstigen unschönen Resten befreit werden. Einer, der eher seltener genannt wird, ist eine Komplettreinigung unter dem Wasserhahn. Etwa alle drei Monate empfiehlt es sich, das Instrument mit warmem Wasser komplett auszuspülen.

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Und dafür gibt es sogar spezielle Duschadapter

Hättest du gewusst, dass es dafür sogar spezielle Adapter gibt, mit denen du die Trompete direkt an deinen Duschschlauch anschließen kannst. Das klingt nach einer radikalen Reinigung; ist es auch. Du lässt das Wasser durch den Schalltrichter in die Trompete laufen und drückst dabei auch mehrfach die Ventile, damit sich dort gesammelte Ablagerungen lösen können. Anschließend kommt die Feinreinigung, bevor das Instrument penibel getrocknet und anschließend die Ventile und Züge wieder eingeölt werden. Alles sauber, Auftrag „Wasserlassen auf der Trompete“ wurde durchgeführt.

Einfach mal die Trompete komplett durchspülen | Foto: Shutterstock von Janis Smits

Und ja, das Thema hat auch eine ernsthafte Bedeutung

Die eigentliche Bedeutung ist eine andere. Letztlich geht es darum, dass du regelmäßig die in der Trompete entstehende Feuchtigkeit ablassen musst. Für Trompeten-Laien klingt das nach einem relativ einfach und simplen Vorgang. Tatsächlich aber birgt das Thema mehr Diskussionspotenzial als auf Anhieb vermutet. Zunächst sollten wir uns überlegen, weshalb sich im Instrument Feuchtigkeit sammelt und aus welchen konkreten Gründen die immer wieder abgeführt werden muss.

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Warum sich zwangsläufig Feuchtigkeit im Instrument sammelt

Dass sich Feuchtigkeit in der Trompete sammelt, ist unvermeidbar. Es handelt sich nun mal um ein Blasinstrument. Während du die Luft aus deinen Lungen in das Instrument bläst, schickst du warme Luft in die Trompete. Sobald die sich im Inneren abkühlt, entsteht Kondenswasser. Das wird immer mehr und sammelt sich.

Zwar ist es nicht deine Absicht, aber du kannst auch nicht verhindern, dass Speichel in die Trompete gerät. Der ist in der Regel noch aggressiver als die Anblasluft. Wieviel davon im Instrument landet, hat letztlich auch mit der Spieltechnik und dem Ansatz zu tun. Ganz auf Null schrauben lässt sich das nicht. Vielmehr ist es völlig normal, dass sich Speichel in der Trompete sammelt.

Und was sind die Folgen der Flüssigkeit?

Sobald Kondenswasser, Speichel und Co. im Instrument zu viel werden, fangen die Töne an zu blubbern. Und das ist keine Metapher, sondern wirklich im Wortsinn gemeint. Zugleich werden die Intonation und das Spiel selbst schwieriger bis kaum noch möglich. Falls du durch Wasserlassen auf der Trompete keine Abhilfe schaffen würdest, ginge irgendwann gar nichts mehr. Dumm gelaufen. Das Instrument ist überschwemmt. Aber keine Angst ganz so schlimm wird’s nicht werden. Schließlich gibt es bereits bauseitig eine Lösung, nämlich hauptsächlich die Wasserklappen.

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Wie sieht die Lösung aus?

Die Wasserklappen sind so positioniert, dass sie sich aus Blashaltung gesehen am tiefsten Punkt des jeweiligen Rohres befinden. Dabei muss man wissen, dass es unterschiedliche viele Klappen sind, was durchaus verwirrend sein kann. So werden viele Trompeten mit zwei Wasserklappen gefertigt; insbesondere im preiswerten bis mittelpreisigen Segment. Bei vielen kostspieligeren Instrumenten wie beispielsweise aus der Bach Stradivarius Serie hingegen ist lediglich eine Wasserklappe am Hauptstimmzug vorhanden. Zwar werden separate dritte Züge mit Wasserklappe angeboten. Aber bauseitige Verzicht auf die zweite Wasserklappe am dritten Zug schreit gerade nach einer Erklärung.

Die Wasserklappen sind der natürliche Ablass | Foto: Shutterstock von pirtuss

Warum nur eine Wasserklappe?

Wasserlassen auf der Trompete funktioniert eben nicht nur über die beiden Wasserklappen. Mit einem speziellen Trick genügt auch eine. Kostspieligere Instrumente werden oftmals aus optischen, praktischen und klanglichen Gründen zugleich ohne die zweite Wasserklappe am dritten Zug hergestellt. Das Instrument wirkt optisch schwerer, gewissermaßen seriöser. Tatsächlich aber wird das Gewicht auch in Nuancen geringer. Wie dem auch sei, akustische Auswirkungen hat der Verzicht, zumal weniger Verwirbelungen auftreten, außerdem jede Bohrung markant negative Auswirkungen auf den Klang hat. Zugegeben, um diesen Effekt wahrzunehmen, muss man schon das Gras wachsen hören. Aber derart gehörsensibel sind wir Musiker nun mal. Hinsichtlich der Ansprache kann der Unterschied phänomenal sein.

Verbessertes Einrasten der Töne ohne zusätzliche Bohrung

Nicht zu vergessen, dass durch die eben nicht vorhandene zweite Wasserklappe die Töne bester einrasten. Besonders deutlich ist das im hohen Register feststellbar. Welche Töne dadurch überraschend besser erreichbar sind, kann jedoch nicht pauschal gesagt werden. Abhängig ist das von der gesamten Konstruktion des Instrumentes. Zumal die Wasserklappe für das Wasserlassen auf der Trompete verhältnismäßig selten benötigt wird, entscheiden sich etliche Instrumentenbauer lieber für den optimierten Klang und das bessere Ansprechverhalten.

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Und wie kriegt man das Kondenswasser trotzdem aus dem dritten Zug?

Das hauptsächliche Teil des Kondenswassers wird herkömmlich über die Wasserklappe am Hauptzug abgelassen. Um das möglicherweise am dritten Zug verbleibende Wasser abzulassen, wird der Zug herausgezogen. Tatsächlich ist das nicht immer möglich, da ein sogenannter Zugstopper das komplette Herausziehen unterbindet. Üblicherweise verfügen solche Trompeten über ein separates herausnehmbares Teil an eben diesem dritten Zug. Bei diversen Instrumenten und Herstellern gehört dieses herausnehmbare Teil zur Standardausstattung. Zugegen, dieser Vorgang ist ein wenig aufwendiger. Und wenn es anfängt zu blubbern, hast du sicherlich vieles, aber keine Zeit. Tatsächlich aber ist der Verzicht auf die zweite Wasserklappe sogar ein Qualitätskriterium.

Eine Frage der Instrumentenbau-Philosophie; dritter Zug ohne Wasserklappe | Foto: Shutterstock von Lebedinski Vladislav

Zu viel Druck beim Entwässern ist kontraproduktiv

Immer wieder zu beobachten ist, dass Trompeter beim Wasserlassen kräftig in das Instrument pusten, in dem Glauben, so könnten sie den Vorgang beschleunigen oder verstärken. Das Gegenteil ist der Fall. Das starke Hineinblasen bewirkt einerseits, dass die Flüssigkeitsmenge noch erhöht wird, auf der anderen Seite wird der Abfluss der Flüssigkeit reduziert, wenn nicht sogar durch entstehende Verwirbelungen in weiten Teilen verhindert. Das Wasser benötigt Zeit, um abzufließen. Korrekt ist es, moderat und vor allem lange genug zu pusten.

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Wasser muss fließen können – eine Frage der Neigung

Und letztlich muss dir bewusst sein, dass das Wasserlassen auf der Trompete ein rein mechanischer, ein physischer Vorgang ist. So selbstverständlich pragmatisch das klingt, ist es dennoch eine ausschlaggebende Tatsache. Immerhin bedeutet das, dass du das Instrument für das Wasserlassen auf der Trompete auch im richtigen Winkel halten musst. Irgendwie nicht verwunderlich, Waser muss fließen können. Das kann kaum funktionieren, wenn du sie einfach nur waagerecht hältst. Ausschließlich waagerecht könntest du nicht mal deinen Kaffee umkippen.

Effektive Methode: Ventile drücken und Trompete rotieren

Es gibt weitere Methoden, das Wasser aus der Trompete zu bekommen. Die sind nicht unbedingt ästhetisch, aber effektiv, auch ohne zweite Wasserklappe. So kannst du beispielsweise das dritte Ventil drücken und das Instrument durchpusten, anschließen die Trompete am Handgelenk rotieren lassen, bis der Schallbecher nach oben zeigt. Du drückst das dritte Ventil, wartest ein paar Sekunden und lässt anschließend das Ventil wieder los. Nun rotierst du das Instrument wieder in die Normalstellung und lässt das Wasser über den Wasserklappe am Hauptzug ab. Funktioniert und dauert allenfalls ein paar Sekunden.

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