Bogentechniken auf der Geige – ein Ausflug in Streich- und Zupftechniken

Varianten und abwechslungsreiche Spieltechniken mit dem Geigenbogen

| Foto: Aus Video extrahiert

Wirklich ausdruckstarkes Violinen-Spiel erreichst Du durch variantenreichen Einsatz des Bogens. Ja durchaus, eine gute Bogentechnik ist das Salz in der Suppe eines jeden Geigenspielers. Hier kannst du dir einen Überblick verschaffen, was mit deinem Bogen eigentlich alles möglich ist.

Check it: Ausdrucksstarke Bogentechniken auf der Geige

  • Tanzende Finger und hüpfender Bogen
  • Rundgang durch die verschiedenen Bogentechniken
  • Das Zusammenspiel zwischen Greifhand und Geigenbogen

Dass der Klang einer Geige wahrlich Musik in den Ohren ist, da sind wir uns wohl alle einig. Und wer nun Sumina Sturer bei ihrer Darbietung zugesehen hat, stimmt wohl auch zu, dass ebenfalls der Anblick eine wahre Freude ist. Versunken in die Musik tanzen ihre Finger über das Griffbrett und der Bogen hüpft freudig über die Saiten. Die Bogentechniken sind nicht nur schön zu betrachten, sondern auch ein guter Ansporn, es Sumina gleich zu tun.

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Sumina Studer: Was mit einem Bogen alles möglich ist

Ganz grundlegend wird bei den Bogentechniken zwischen den Richtungen unterschieden, in welche der Bogen streicht. Bewegt er sich vom Frosch zur Spitze, so nennt man dies „Abstrich“. Von der Spitze zum Forsch spricht man hingegen vom „Aufstrich“. Wichtig für eine gute Bogentechnik ist auch die Spannung des Bogens. Achte drauf, dass das Haar gut gespannt ist, jedoch nicht zu überspannt. Vergiss nicht, den Bogen wieder zu entspannen, wenn du mit dem Spielen fertig bist.

Die Bogenbewegung entsteht hauptsächlich durch die Bewegung deines Unterarms. Durch die Saitenwechsel hebt und senkt sich der Ellbogen, sodass der ganze Arm an der Bewegung beteiligt ist. Das Handgelenk sorgt dafür, dass der Bogen kontrolliert über die Saiten gleitet und parallel zum Steg liegt.

Détaché

Der Détaché ist der am häufigsten verwendete Strich unter den Bogentechiken. Dabei wird nach jeder Note die Strichrichtung geändert, also nie mehr als eine Note mit einem Bogen gespielt. Du versuchst jedoch, den ganzen Bogen zu verwenden. Bleibst du nur in der Nähe der Spitze oder des Frosches, verliert der Klang an Tiefe. Der Bogenwechsel soll weich und nicht hörbar sein.

Legato

Spielst du mehrere Noten auf einem Bogen, so spricht man von „Legato“. Im Notentext erkennst du diese Strichart durch einen Bindebogen. Über mehrere Noten hinweg ändert der Bogen seine Strichrichtung also nicht. Dabei musst du dir die Länge des Bogens gut einteilen. Streichst du zu Beginn zu schnell, hast du anschließend für die restlichen Noten keinen Bogen mehr über. Trotzdem möchtest du so viel Bogen wie möglich verwenden, um einen schönen Klang zu erzeugen.

Oft werden Achtel- oder Sechzehntel-Läufe durch Legato-Bögen gebunden. Beschränken sich diese auf eine Saite, ist die ganze Sache eigentlich ziemlich entspannt. Sobald du aber die Saiten wechselst, musst du Acht geben, keine unerwünschten Nebengeräusche zu erzeugen!

Portato

Auch beim Portato-Strich werden mehrere Noten gemeinsam auf einem Bogen gespielt. Jedoch bleibt der Strich nicht so gleichmäßig wie beim Legato: Beim Portato bekommt jede Note wieder einen eigenen kleinen Impuls. Obwohl alle Noten miteinander verbunden werden, wird also trotzdem jeder Ton noch einmal neu angespielt. Im Notentext erkennst du den Portato-Strich daran, dass unter bzw. über den einzelnen Noten horizontale Striche gemalt sind, sowie alle mit einem Bindebogen miteinander verbunden sind. Die Noten erscheinen durch das Portato-Spiel breit und haben einen weichen Ansatz.

Staccato

Vom Staccato spricht man, wenn Noten kürzer gespielt werden, als sie eigentlich notiert sind. Staccato ist ein Überbegriff für sämtliche Bogentechniken wie Spiccato oder Sautillé. Eine Staccato-Note erkennst du an dem Punkt, der über oder unter ihr notiert ist.

Oft wird auch von Staccato gesprochen, wenn viele kurze Noten hintereinander auf einem Bogen gespielt werden. Etwa wie ein schneller Martelé, der etwas weiter unten noch genauer erklärt wird.

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Jascga Heifetz plays Hora Staccato

Spiccato

Beim Spiccato werden die Noten, wie eben beim Staccato erklärt, kürzer gespielt, als sie eigentlich notiert sind. Dies geschieht, indem der Bogen von der Saite entfernt wird. Nach Beendigung eines Tones verlässt der Bogen die Saite und berührt sie erst wieder zum Spielen des nächsten Tones.

Auch vom Spiccato gibt es wiederum verschiedene Arten. Da wäre zum einen das springende Spiccato, bei dem der Bogen selbstständig zurückspringt und so auf die Saite prallt. Oder das aufgehobene Spiccato, bei dem der Bogen durch eine energische Armbewegung von der Saite entfernt, aber anschließend kontrolliert wird und nicht zurückfällt.

Sautillé

Möchte man den Spiccato-Klang bei sehr schnellem Tempo erlangen, so greift man auf Sautillé zurück. Wegen der Elastizität des Bogens und seinem Eigengewicht ist es möglich, ihn bei hoher Geschwindigkeit auf den Saiten springen zu lassen. Durch einen lockeren Griff kann der Bogen dann eine gewisse Eigenbewegung entwickeln. Trotzdem bleibt das Haar fast ständig in Kontakt mit den Saiten.

Martelé

Martelé ist Französisch und bedeutet „gehämmert“. Und tatsächlich soll sich diese Technik genauso anhören. Zu Beginn der Note wird mit dem Zeigefinger Druck auf den Bogen ausgeübt. Während des Strichs wird anschließend der Druck vom Bogen genommen. So entsteht ein auslaufender Ton mit markantem Beginn. Der Martelé wird im oberen Teil des Bogens gespielt. Selten kommt er allein, meist werden mehrere Noten hintereinander mit der Martelé-Technik gespielt.

Ricochet/Satellando

Beim Ricochet- oder auch Satellando-Strich wird der Bogen so auf die Saite geworfen, dass er anschließend mehrere Male wieder ab- und aufprallt. Während du beim Abstrich dabei mehrere Noten spielst, verwendest du beim Aufstrich den Schwung einer einzelnen Note, um den Bogen wieder in die Ausgangsposition zu befördern und so das komplette Spiel beliebig oft zu wiederholen.

Sul tasto

Liest du die Anweisung „Sul Tasto“ oder auch „sur la touche“, wanderst du mit deinem Bogen Richtung Griffbrett. Durch den größeren Abstand zum Steg wird der Klang etwas weicher, geradezu eingehüllt. Wichtig ist, dass du beim Spielen nicht zu viel Druck mit dem Bogen gibst. Die Anweisung „Suhl Taste“ findest du nur eher selten im Notentext, denn oft ist dies eher eine Frage der Interpretation.

Ponticello/sul pont

Du kannst dich mit dem Bogen ebenfalls in die andere Richtung bewegen und sehr nahe am Steg oder beizeiten sogar auf dem Steg spielen. Der dabei produzierte Klang ist sehr rau, manchmal sogar kratzig.

Tremolo

Siehst du eine Note mit mehrmals schräg durchgestrichenem Hals, so ist das nicht etwa ein Schreibfehler. Der Komponist hat hier eine Abbreviatur, also eine Kurzschreibweise verwendet. Gewollt ist, den Ton sehr schnell ohne Rücksicht auf das Metrum zu wiederholen.

Siehst du nur einen Schrägstrich, so bedeutet das, dass die dargestellte Note in Achtelnoten aufgesplittert wird, denn dort ist der Notenbalken auch durch einen Strich dargestellt. Aus einer halben Note mit einem Schrägstrich werden also vier Achtelnoten. Aus einer ganzen Note mit zwei Schrägstrichen werden sechzehn Sechzehntelnoten.

Ab drei eingezeichnet Strichen musst du nicht mehr rechnen, sondern bewegst den Bogen einfach so schnell du kannst, unabhängig vom Metrum.

Collegno

„Mit dem Holz“ sollst du spielen, wenn du den Begriff Collegno im Notentext findest. Klingt verrückt, ist aber wahr: Du darfst einfach den Bogen umdrehen, und mit der hölzernen Seite des Bogens auf die Saiten klopfen. Dabei verwendest du die Bogenmitte und lässt den Bogen kontrolliert auf die Saite fallen, sodass er wieder von selbst zurückfedert. Der erzeugte Klang ist etwas glasig und erinnert an tropfendes Wasser.

Pizzicato

Nachdem du nun wirklich mit fast allen Teilen des Bogens gespielt hast, folgt der letzte Streich: Du lässt den Bogen einfach weg. Beim Pizzicato zupfst du die Saite mit dem Finger. Das geschieht über dem Griffbrett. Wenn du eine längere Passage zupfen musst, kannst du den Bogen auf dem Notenständer ablegen und den Daumen für etwas Widerstand unter dem Griffbrett einhaken.

Meist zupft man aber nur wenige Töne innerhalb langer Streichpassagen. Dafür behältst du den Bogen dann in der Hand. Meist zupft man mit dem Zeigefinger. Du kannst aber auch den Mittel- oder sogar den Ringfinger zu Hilfe nehmen. Im Notentext steht „pizz.“ über der Notenzeile als Hinweis, die nachfolgenden Töne zu zupfen. Erst wenn du „arco“ liest, greifst du wieder zum Bogen.

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Ein Beispiel: Pizzicato Polka

Dir kitzeln nun sicher schon die Finger, all diese Bogentechniken auszuprobieren. Doch Vorsicht – welche Fehler du beim Violine spielen unbedingt vermeiden solltest, erfährst du in unserem Artikel über die 10 häufigsten Fehler beim Violine-Spielen.

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